Ungarn Ein Schweizer in Ungarn und seine Absage an die EU
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Roland Kalla ist Käsemacher. Vor einigen Jahren zog er aus der Schweiz in die Heimat seiner Eltern. Beim Aufbau seines Betriebs bekam er Subventionen von der EU, künftig will er auf Geld aus Brüssel verzichten. In der Migrationsdebatte steht er auf der Seite des Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
Roland Kalla ist ein großer Mann, breite Schultern, Dreitagebart, Arbeiterhände. In seiner weißen Kochjacke steht er vor dem großen Milchtank in seiner kleinen Käserei, in Sümegprága, im Westen von Ungarn.
Dass der 42-jährige gelernte Koch heute ungarischer Landwirt und Käsemacher ist, hat er zum Großteil seinen Eltern zu verdanken. Die sind nämlich vor knapp 20 Jahren aus der Schweiz zurück in ihre alte Heimat Ungarn gezogen.
EU bringt Starthilfe und neue Regeln
Aber auch die EU hat Starthilfe gegeben und zwar in Form von Geld. Eine Liebesbeziehung ist das dann aber bis heute nie geworden.
Also eigentlich sind mit der EU viele Auflagen gekommen. Das heißt, wenn ich mehr als fünfzig Tiere habe, dann muss ich eine Flüssigmistgrube haben, dann muss ich einen Mistplatz haben, der betoniert ist …
In Ungarn habe man gesagt, dass man das machen müsse, weil das EU-Vorschrift sei, "und dann mussten wir die Hofställe eigentlich umbauen, sagen wir mal so, und das hat ziemlich viel Geld gekostet", erzählt Roland Kalla.
Genauer gesagt hat das 80.000 Euro gekostet. 40.000 Euro kamen von der EU, die andere Hälfte aber hat die Familie Kalla selbst aufbringen müssen, für Genehmigungen, Handwerker und so weiter.
Künftig auf Subventionen verzichten
Ein finanzielles Minusgeschäft, das Spuren hinterlassen hat. Kallas Konsequenz: "Für die Zukunft haben wir uns gesagt: Okay, wenn da Auflagen kommen, dann machen wir das einfach, und dann brauchen wir keine Subventionen."
Denn wenn ich das selber mache, hole ich das für ein Drittel des Preises ‘raus, brauche keine Genehmigungen, keinen, der fünf Jahre später kommt und schaut, ob das Zeugs noch da ist, sonst muss ich das zurückzahlen.
Reisefreiheit ja, aber …
Trotzdem weiß Roland Kalla bestimmte Dinge an der EU auch zu schätzen, wie die offenen Grenzen zum Beispiel. Einfach ins Auto steigen und ab in ein anderes Land, ohne seinen Pass zeigen zu müssen, das sei gut. Aber blenden lassen wolle er sich von solchen Dingen nicht.
Ich glaube kaum, dass die EU-Osterweiterung deswegen zustande gekommen ist, weil wir die da im Osten so gern haben, sondern weil da wirtschaftliche Interessen dahinter sind, dass man die Märkte vergrößert.
Sagt Robert Kalla und erklärt: "Also, wenn ich jetzt eine große Fabrik habe in Deutschland, und ich mache jetzt dort millionenfach Snickers, dann muss ich schauen wo ich die loswerde, oder?"
Lob für Orbáns Migrationspolitik
Und was die politische Zukunft Europas angeht, auch da hat der Neu-Ungar mittlerweile eine klare Vorstellung. Das gelte vor allem für den Streitpunkt Nummer eins zwischen Budapest und Brüssel, die Migrationspolitik. Roland Kalla reichen da seine Erfahrungen aus der alten Heimat Schweiz. Dort seien auch zuerst die Italiener gekommen, als Gastarbeiter. Dann die Spanier, dann die Portugiesen, dann seien die Jugoslawen gekommen, als Flüchtlinge. "Das Problem dort war einfach, dass, wenn zu viele auf einmal gekommen sind, die sich nicht mehr integrieren. Also, die kommen dann in Gruppen oder in 'Herden'."
Und damit jetzt nicht das Gleiche passiert, was ich in der Schweiz oder auch in Deutschland oder in Österreich gesehen habe, finde ich es gut, dass Orbán eigentlich nicht will, dass fremde Leute in ein Land kommen und einfach nur da sind, praktisch ein Teil vom Land übernehmen.
Brüssel solle sich nicht zu sehr in die Angelegenheiten der Nationalstaaten einmischen, findet Roland Kalla. Wenn Ungarn keine Flüchtlinge will, dann sei das eben so.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 23. April 2019 | 09:00 Uhr