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Vladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping auf einem Treffen zur "Neuen Seidenstraße" Ende April 2019. Bildrechte: imago images / UPI Photo

Chinesisch-Amerikanischer Handelsstreit: Gewinner Russland?

05. Juni 2019, 11:56 Uhr

Ab 6. Juni treffen sich die wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt auf dem Petersburger Wirtschaftsforum in Russland. Ein amerikanischer Vertreter wird nicht teilnehmen. Grund ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Gewinner könnte dabei Russland sein.

Seit längerem überziehen die USA und China einander mit Strafmaßnahmen und Zöllen. Es ist ein Handelsstreit, der Russland in die Hände spielen könnte. Denn Russland benötigt dringend Investitionskapital. Da seine Wirtschaft unter dem Ölpreisverlust und dem Rubelverfall vergangener Jahre leidet. Hinzu kommen westliche Sanktionen im Zusammenhang mit der Annexion der Krim im März 2014. Der Handelsstreit zwischen den USA und China könnte nun zur Folge haben, dass Unternehmen aus China ihre Produktion nach Russland verlagern, um die Strafzölle seitens der USA zu umgehen. Das hat der Generalsekretär der Chinesischen Gesellschaft zur Unternehmensentwicklung im Ausland, He Zhenwei, der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti mitgeteilt.

Verlagerung von Produktionen nach Russland

He Zhenweis Worten zufolge stütze sich der Handel zwischen den USA und China hauptsächlich auf kleine und mittlere Export-Unternehmen. Für sie kommen die aktuellen Schwierigkeiten im Handel zwischen den USA und China und die Zollerhöhung von zehn auf 25 Prozent seitens Trumps einer Schließung des amerikanischen Marktes gleich. Um zu überleben, müssten sie sich überlegen, welche Wege für sie in die USA führen, so der chinesische Generalsekretär weiter. "Wir könnten etwa die Produktion nach Russland verlagern. Von dort kann man die Waren auch nach Europa oder in die USA verkaufen."  

Russlands Blick nach Asien

Nicht erst seit dem Handelsstreit zwischen den USA und China orientiert sich Russland nach Asien: Bereits seit einigen Jahren unterstützen die Russen das chinesische Großprojekt der "Neuen Seidenstraße". 900 Milliarden Euro möchte China insgesamt in das Großprojekt investieren. Im Kern geht es dabei um den Ausbau und die Verbesserung von Transportwegen von China nach Europa und Afrika. Hauptsächlich sollen moderne Häfen, Straßen und Bahnstrecken entstehen, um Waren zwischen Europa und Asien schneller transportieren zu können. Erst Ende April 2019 haben die Staatschefs Chinas und Russlands Xi Jinping und Vladimir Putin auf dem Belt and Road Forum (BRF) Aktionspläne zur engeren Zusammenarbeit unterschrieben.

Russland möchte beim Warentransport einerseits von seiner geografischen Lage zwischen Europa und China profitieren und andererseits hofft es auf politisch motiviertes chinesisches Kapital in seiner Auseinandersetzung mit dem Westen. Die Wirtschaft des Landes braucht dringend neue Finanzimpulse und bei Geschäften mit China dürfte es im Gegensatz zum Westen keinerlei Diskussionen zu Grundsatzfragen wie etwa den Menschenrechten geben.

Die russische Führung hat in den vergangenen Jahren mehrfach unterstrichen, dass sie sich dem wirtschaftlichen Druck des Westens nicht beugen werde. Stattdessen wolle man sich vom Westen unabhängiger machen und in Richtung Asien wenden. Neben dem Schlagwort der "Importsubstitution" im Inneren – was das Ersetzen importierter Güter durch solche bedeutet, die im Inland produziert werden – sollte die Etablierung der Eurasischen Wirtschaftsunion dabei eine wichtige Rolle spielen. Heute gehören neben Russland, Kasachstan und Belarus auch Kirgisistan und Armenien dem gemeinsamen Wirtschaftsraum an.

Russland auf Augenhöhe mit China?

Es bleibt jedoch fraglich, ob Russland im Rahmen des Projekts der Neuen Seidenstraße tatsächlich mit China mithalten kann. Denn trotz des Handelsstreits zwischen den USA und China, der für die Chinesen bereits im Sommer 2018 begann, bleiben die Amerikaner auch weiterhin ein gewichtigerer Handelspartner der Chinesen als die Russen. 2018 wurden Waren zwischen Russland und China im Wert von 108 Milliarden Dollar gehandelt. Das sind 27 Prozent mehr als 2017, jedoch immer noch sechs Mal weniger als das Handelsvolumen zwischen China und den USA, das im gleichen Zeitraum bei 633,5 Milliarden Dollar lag.

(den,adg)

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "MDR Aktuell"15.05.2017 | 19:30 Uhr

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