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ViruserkrankungWHO erklärt Affenpocken-Ausbruch zu internationaler Notlage

23. Juli 2022, 18:20 Uhr

Mehr als 2.000 Fälle in Deutschland, mehr als 16.000 weltweit: Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen der Affenpocken eine "Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Die Einstufungen weckt Erinnerungen an den Beginn der Corona-Pandemie – vergleichbare Maßnahmen sind aber nicht zu erwarten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 50 Ländern zu einer "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rief damit auf einer Pressekonferenz in Genf die höchste Alarmstufe aus, die sie bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann.

Bislang mehr als 2.000 Fälle in Deutschland

Unmittelbare praktische Folgen hat das nicht. Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.

Tedros nannte die Zahl von mehr als 16.000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten. In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus auch schon früher Menschen infiziert hat, waren es über 240 Fälle. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstag gut 2.300 Fälle.

Aus Sachsen sind bislang 36 Affenpocken-Infektionen an das RKI gemeldet worden. Sachsen-Anhalt meldete bisher nur neun, Thüringen fünf Infektionen. Deutschlandweit die meisten Fälle meldete Berlin, hier waren es bis zum Samstag gut 1.200 Fälle.

Keine Maßnahmen wie bei Corona zu erwarten

Ein Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten hatte sich im Vorfeld der WHO-Entscheidung nicht auf eine gemeinsame Empfehlung einigen können, ob eine Notlage ausgerufen werden sollte. Die englische Abkürzung für eine Notlage ist PHEIC. Das steht für "public health emergency of international concern". Die meisten Affenpocken-Infizierten sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation Männer, die Sex mit Männern haben. Generell kann sich aber jeder infizieren, der engen körperlichen Kontakt mit Infizierten hat.

Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Maßnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen. Weitere Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014-2016 und 2019).

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken, die üblicherweise in West- und Zentralafrika vorkommt. Seit Mai breiten sich die Affenpocken aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.

dpa/AFP (jan)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 23. Juli 2022 | 17:00 Uhr