Extreme Hitze Schwere Waldbrände in Südeuropa: Evakuierungen und Tote

14. Juli 2022, 10:32 Uhr

Extreme Hitze und anhaltende Trockenheit haben in Südeuropa und der Türkei schwere Waldbrände ausgelöst. Feuerwehren sind im Dauereinsatz, Menschen müssen evakuiert werden, auch Todesopfer werden gemeldet. Betroffen sind beliebte Urlaubländer wie Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Kroatien, Griechenland und die Türkei – und die Lage könnte sich noch verschärfen.

Zu Beginn der deutschen Sommerferien wüten in beliebten Urlaubsländern Südeuropas immer mehr heftige Waldbrände. Grund sind extreme Hitzewellen, anhaltende Dürre und ausgetrocknete Wälder. So vernichteten mehrere Waldbrände zuletzt im Süden Frankreichs fast 1.700 Hektar Vegetation. Zwei Brände bedrohten in der Region Bordeaux in der Nähe der Dune du Pilat, der höchsten Düne Europas, tausende Camper. 6.000 Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Das Feuer nahe der Düne sei "überhaupt nicht unter Kontrolle", hieß es vonseiten der Feuerwehr.

Die Hitzewelle wird wohl noch bis mindestens Anfang kommender Woche anhalten. Ab Mittwoch werden Höchsttemperaturen zwischen 36 und 38 Grad erwartet, im Südwesten teilweise bis zu 39 Grad. Für sieben Départements im Südwesten Frankreichs wurde die Warnstufe Orange ausgegeben. Es ist bereits die zweite Hitzewelle innerhalb eines Monats. Unwetter und Regenfälle hatten zuletzt kaum für Entlastung gesorgt, weil Böden immer wieder rasch austrocknen.

43,9 Grad in Spanien gemessen

In Italien herrscht bereits seit Wochen eine extreme Dürre. In fünf nördlichen Regionen entlang des Flusses Po verhängte die Regierung bereits den Notstand. Auf Sizilien und Sardinien gelten erhöhte Waldbrand-Warnstufen. Zuletzt waren Feuerwehrkräfte etwa in Südtirol, der Toskana sowie in und um Rom immer wieder zu Wald- und Buschbränden ausgerückt.

In Spanien gilt in 16 der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften Hitzealarm, in fünf dieser Regionen teils sogar die Alarmstufe Rot. In Ribadavia im Nordwesten des Landes wurden zuletzt 43,5 Grad gemessen, in Mérida im Südosten 43,9 Grad. Ventilatoren finden deshalb reißenden Absatz: In Bilbao im Norden des Landes schnellten die Verkaufszahlen nach Medienberichten um mehr als 50 Prozent in die Höhe. Eine Sprecherin der Weltorganisation für Meteorologie in Genf erklärte, die Hitzewelle in Westeuropa werde sich voraussichtlich noch verstärken und ausbreiten. Der Klimawandel sorgt nach Einschätzung von Wissenschaftlern für häufigere und intensivere Hitzewellen.

Frau stirbt bei Brand in Portugal

In Portugal ist nach Angaben des Zivilschutzes ein Mensch bei einem Brand in der Ortschaft Murtosa ums Leben gekommen. Wie die Zeitung "Correio da Manhã" berichtet, handelt es sich um eine etwa 50 Jahre alte Frau. 30 Menschen wurden bei den Bränden in der vergangenen Woche leicht verletzt, ein Dutzend Häuser beschädigt. Vor allem im Zentrum Portugals wüten wegen der massiven Hitzewelle seit einigen Tagen mehrere Brände. Mehr als 1.500 Feuerwehrleute waren zuletzt allein in den Gemeinden Leiria, Pombal und Ourém im Einsatz, um vier der größeren Brände zu bekämpfen. Eine Bewohnerin der Region Leiria sagte der Zeitung "Diario de Noticias", Brände in den Bergen sei sie eigentlich gewohnt, "aber so ein Feuer habe ich noch nie gesehen". Die Flammen seien von allen Seiten gekommen. "Es gab keine Möglichkeit zu entkommen.“

Auch in Kroatien kämpfte die Feuerwehr nahe der dalmatinischen Stadt Sibenik gegen einen Waldbrand, der am Mittwoch zwei Dörfer an der bei Urlaubern beliebten Krka-Riviera erfasste. Die Bewohner von Zaton und Raslina wurden mit Booten über die Stubalj-Bucht in Sicherheit gebracht. Die Situation sei so schlimm wie seit zehn Jahren nicht mehr, erklärte der Zivilschutz.

Tote bei Unglück mit Löschhubschrauber auf Samos

Auf der griechischen Insel Samos wurden wegen eines außer Kontrolle geratenen Waldbrandes mehrere Ortschaften evakuiert. Vor der Küste der Insel stürzte ein Löschhubschrauber aus niedriger Höhe ins Meer, als die Besatzung Wasser zur Brandbekämpfung aufnehmen wollte. Zwei Insassen des Hubschraubers kamen uns Leben, der Pilot wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein zunächst vermisster vierter Insasse sei an Land geschwommen, hieß es von der griechischen Küstenwache. Warum der Hubschrauber abstürzte, blieb zunächst unklar.

Auch in der Türkei sind erneut Waldbrände ausgebrochen. Nach Angaben des türkischen Forstamts sind bei einem Feuer auf der Halbinsel Datca im Südwesten acht Löschflugzeuge, 14 Helikopter und 103 Löschfahrzeuge im Einsatz. In der zuständigen Provinz Mugla seien mehrere Häuser evakuiert worden, erklärte ein Sprecher. Auch in der westlichen Provinz Izmir sei ein Feuer ausgebrochen.

Hohe Temperaturen auch in Deutschland erwartet

In den nächsten Tagen dürfte die Hitzewelle weitere Teile West- und Mitteleuropas erfassen. In Deutschland werden nach leicht kühleren Tagen am Wochenende die Temperaturen zum Start der nächsten Woche nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wieder in die Höhe gehen. Vor allem in der Südwesthälfte Deutschlands seien dann 35 Grad und mehr möglich.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer steigenden Belastung, etwa durch dehydrierte Patienten sowie Menschen mit Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck. Bundesumweltministerin Steffi Lemke rief die Bürgerinnen und Bürger im Deutschlandfunk auf, vernünftig mit Wasser umzugehen. Die zunehmende Hitze und Dürre in Deutschland sei eine Bedrohung für Natur und Menschen, sagte die Grünen-Politikerin.

dpa, AFP, MDR (fef)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 13. Juli 2022 | 19:30 Uhr

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