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Aus Solidarität mit den Protesten im Iran verzichtete die iranische Fußballmannschaft bei ihrem WM-Auftaktspiel darauf, die Nationalhymne zu singen. Bildrechte: IMAGO/Matthias Koch

Stiller ProtestIranische Nationalelf singt nicht die Nationalhymne

21. November 2022, 21:18 Uhr

Ein lautloses politisches Statement: Aus Solidarität mit den Protesten im Iran hat die iranische Fußballmannschaft bei ihrem WM-Auftaktspiel darauf verzichtet, die Nationalhymne zu singen. Iranische Aktivisten sehen das als eine Geste, die landesweiten Proteste im Land zu unterstützen. Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. Was den Spielern für Konsequenzen drohen ist noch unklar.

Die Fußballer der iranischen Nationalmannschaft haben vor ihrem WM-Auftaktspiel gegen England ihre Nationalhymne nicht mitgesungen. Beim Abspielen der iranischen Hymne im Stadion in Doha schwiegen die Spieler als Zeichen der Solidarität mit den Regierungskritikern in ihrer Heimat.

Iranischer Kapitän hatte mögliches Schweigen angekündigt

Der Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, Alireza Jahanbakhsh, hatte vor Beginn der WM in Katar gesagt, das Team werde "gemeinsam" entscheiden, ob es als Zeichen der Unterstützung für die Opfer der Unterdrückung der Proteste die Nationalhymne anstimmen werde oder nicht. Iranische Aktivisten sehen darin eine Geste der Unterstützung für die landesweiten Proteste im Land.

Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. Den Spielern könnten nun Konsequenzen drohen. Im Iran war spekuliert worden, dass sie möglicherweise gesperrt werden, sollten sie bei der Hymne schweigen.

Während der Hymne war auf Fernsehbildern kurz eine Zuschauerin mit weißem Kopftuch auf der Tribüne zu sehen, die den schweigenden Spielern applaudierte, während ihr Tränen übers Gesicht liefen. Im Tribünenbereich der iranischen Fans war kurzzeitig auch ein Plakat mit der Aufschrift "Frau, Leben, Freiheit" auf Englisch zu sehen, dem Slogan der Protestbewegung. Am Spielfeldrand trug derweil bei einer Live-Übertragung im englischen Fernsehen die ehemalige Nationalspielerin Alex Scott die "One Love"-Binde.

Schauspielerinnen im Iran festgenommen

Im Iran wurden unterdessen die beiden bekannten Schauspielerinnen Hengameh Ghasiani und Katajun Riahi festgenommen, die die Proteste unterstützt hatten. Die 52-jährige Ghasiani hatte am Samstagabend auf Instagram ein Video veröffentlicht, in dem sie ihr Kopftuch ablegt. "Vielleicht ist dies mein letzter Beitrag", schrieb sie vor ihrer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft. "Was auch immer mit mir geschieht, ihr sollt wissen, dass ich bis zu meinem letzten Atemzug auf der Seite der iranischen Bevölkerung stehe."

Im Iran gehen seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September landesweit Menschen gegen die Führung in Teheran auf die Straße. Die 22-Jährige war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr islamisches Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll – im Iran ist im Gesetz vorgeschrieben, dass Frauen und Mädchen ab neun Jahren ein Kopftuch tragen müssen. Die Sicherheitsbehörden gehen äußerst hart gegen die Demonstranten vor, nach Angaben von Aktivisten wurden mittlerweile mindestens 378 Menschen getötet, darunter 47 Kinder.

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AFP (kar,jan)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. November 2022 | 15:30 Uhr