Raketeneinschlag in Belarus
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Russland-Ukraine-Krieg Ursache für Raketeneinschlag in Belarus immer noch unklar

30. Dezember 2022, 11:53 Uhr

Das belarussische Verteidigungsministerium hat in der Grenzregion bei Brest am Donnerstag den Einschlag einer ukrainischen Flugabwehrakete gemeldet. Nach eigenen Angaben hat Belarus die Rakete abgeschossen, doch erste Untersuchungen zeigen noch keine Erkenntnisse zur Einschlagursache. Die Ukraine hat ihre Mithilfe bei der Aufklärung angeboten.

Die Ukraine hat erneut zahlreiche russische Raketenangriffe gemeldet. In Belarus ist nach Angaben aus Minsk am Donnerstagmorgen erstmals eine ukrainische Luftabwehrrakete abgestürzt.

Die von einem Luftabwehrsystem vom Typ S300 "von ukrainischem Territorium aus" abgefeuerte Rakete sei am Morgen auf belarussischem Gebiet niedergegangen, erklärte das Verteidigungsministerium in Minsk am Donnerstag. 

Einschlagursache noch unklar

Nach ersten Untersuchungen des belarussischen Verteidigungsministeriums hat man in Minsk von einer möglichen Provokation der Ukraine gesprochen. "Entweder wurde die ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte", sagte der Chef der belarussischen Flugabwehr, Kirill Kasanzew, in einer am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Stellungnahme des Ministeriums.

Bei einem unsabsichtlichen Einschlag wäre das ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde.

Raketeneinschlag in Belarus
Belarus untersucht die Einschlagstelle. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Von Verletzten war zunächst keine Rede. Experten des Innen- und Verteidigungsministeriums seien im Einsatz, um den Fall zu untersuchen, hieß es. Auch der ukrainische Botschafter wurde in Minsk einberufen. Bereits am Donnerstag sei Belarus' Machthaber, Alexander Lukaschenko, über den Einschlag informiert worden.

Kiew bietet Mithilfe bei Aufklärung an

Das ukrainische Verteidigungsministerium hat seine Mitarbeit bei den Ursacheuntersuchungen angeboten. In einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung des Ministeriums heißt es, dass die Behörde zu einer "objektiven Untersuchung des Vorfalls" bereit sei. In Kiew wies man darauf hin, dass die Ukraine am Donnerstag von einer Welle russischer Marschflugkörper angegriffen worden sei. Daher schließe man auch eine Provokation von Seiten Russlands nicht aus, bei der die Flugroute manipuliert wurde, hieß es.

Die ehemalige Sowjetrepublik Belarus steht an der Seite Russlands und unterstützt dessen Offensive in der Ukraine, beispielsweise durch Militärstützpunkte für russische Soldaten auf belarussischem Gebiet. In der Ukraine sind die Sorgen groß, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte. Ein solcher Fund könnte von Minsk und Moskau als Vorwand genutzt werden.

Weitere russische Raketenangriffe

Von den insgesamt 69 auf die Ukraine abgefeuerten russischen Raketen habe die ukrainische Luftabwehr 54 abgeschossen, erklärte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Walery Saluschny, im Onlinedienst Telegram. Präsidentenberater Mychailo Podoljak erklärte, von der russischen Armee seien "mehr als 120 Raketen abgefeuert" worden, um "wichtige zivile Infrastruktur zu zerstören und massenhaft Zivilisten zu töten".

In der Hauptstadt Kiew wurden bei den Angriffen drei Menschen verletzt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es drei Verletzte, darunter ein 14-jähriges Mädchen. Alle befinden sich im Krankenhaus", schrieb er bei Telegram. 40 Prozent der Einwohner der Hauptstadt seien von Stromausfällen betroffen.

In der westlichen Stadt Lwiw waren nach mehreren Explosionen nach Angaben des dortigen Bürgermeisters sogar 90 Prozent der Haushalte ohne Strom und es drohte ein Ausfall der Wasserversorgung.  Über der Region Odessa wurden nach offiziellen Angaben 21 Raketen abgefangen, auch dort wurde die Energieinfrastruktur beschädigt, der Strom wurde vorsorglich abgeschaltet.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba verurteilte die "sinnlosen barbarischen" Angriffe auf "friedliche ukrainische Städte kurz vor dem Neujahrsfest" im Onlinedienst Twitter.

Putin weiht Kriegsschiffe ein

In Moskau weihte derweil der russische Präsident Wladimir Putin in einer Zeremonie per Videobotschaft mehrere neue Kriegsschiffe ein, darunter ein U-Boot, das Atomraketen abfeuern kann. Putin kündigte die Produktion weiterer Schiffe an und rühmte die Fähigkeiten der russischen Marine.

Die russische Armee gilt trotz der Modernisierung, die sich Putin als Prorität gesetzt hat, noch immer als teils unzureichend ausgerüstet und schlecht organisiert. Bei ihrer Militäroffensive in der Ukraine hat sie eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen müssen.

AFP,dpa(amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Dezember 2022 | 21:00 Uhr

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