Chinesischer Ballon im US-Luftraum Spionageverdacht: US-Außenminister Blinken sagt China-Reise ab

04. Februar 2023, 17:17 Uhr

Als Reaktion auf einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon im US-Luftraum hat US-Außenminister Blinken seinen Besuch in China abgesagt. Peking sprach von einem verirrten Wetterballon und entschuldigte sich. Deutsche Politiker zeigten sich alarmiert über die Sichtung. Über Lateinamerika wurde unterdessen ein weiterer möglicher Spionageballon entdeckt worden.

Angesichts von Spionagevorwürfen der USA gegen China hat US-Außenminister Antony Blinken eine fürs Wochenende geplante Reise nach Peking abgesagt. Der Besuch solle nachgeholt werden, sobald die Umstände es zuließen, teilte das Außenministerium am Freitag in Washington mit. Blinken hätte noch am Freitag aufbrechen sollen.

Peking entschuldigt sich für "verirrten Wetterballon"

China bestritt Spionage im US-Luftraum. Laut Außenministerium handelt es sich um ein "ziviles" Luftschiff für Forschungszwecke vor allem meteorologischer Art. Durch starke Westwinde sei der Ballon weit von seinem geplanten Kurs abgekommen.

Aus Peking heißt es: "China bedauert den unerwarteten Eintritt in den Luftraum der USA durch höhere Gewalt." Man sei in Kontakt mit den USA, um die "unerwartete Situation" zu untersuchen. Bis Fakten vorlägen, sei ein "Hype" um die Sache kontraproduktiv.

Pentagon vermutet Erkundung von Atomwaffen in Montana

Das US-Verteidigungsministerium vermutet, dass es sich um einen chinesischen Spionageballon handelte. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten des Landes entdeckt worden. Das Pentagon geht davon aus, dass Luftwaffenstützpunkte und Atomwaffen-Bunker in der Region ausgekundschaftet werden könnten. Der "relativ große" Ballon werde intensiv beobachtet.

Nach späteren Angaben des US-Verteidigungsministeriums änderte der Ballon zuletzt seinen Kurs, was Zweifel an der chinesischen Darstellung schürte, der Ballon sei nicht steuerbar. Laut Einschätzung des US-Militärs ist der Ballon manövrierfähig.

Abschuss könnte Menschen am Boden gefährden

US-Präsident Joe Biden ließ US-Medienberichten zufolge einen Abschuss prüfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin und die Generäle hätten sich letztlich dagegen entschieden, weil dann herunterstürzende Teile Menschen am Boden gefährden könnten.

Pentagon-Sprecher Pat Ryder bestätigte später, dass der Ballon noch immer über US-Boden unterwegs sei. Er fliege deutlich über der Höhe des Luftverkehrs und stelle "keine militärische oder physische Gefahr für die Menschen am Boden dar". Der Ballon hat Medienberichten zufolge die Größe dreier Busse. Er war zunächst über die pazifische Inselkette der Aleuten und dann durch den kanadischen Luftraum ins US-Gebiet geflogen. Auch Kanada verfolgt den Beobachtungsballon.

Deutsche Politiker alarmiert über möglichen Spionage-Ballon

Deutsche Politiker und Experten äußerten sich angesichts der Ballonsichtung alarmiert. Der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Michael Brand, sagte der "Bild", der Vorfall zeige, dass China "selbst den Luftraum der USA nicht mehr respektiert". Der frühere Stabschef im Verteidigungsministerium, Nico Lange, forderte ebenfalls in der "Bild" ein stärkeres Problembewusstsein der Bundesregierung hinsichtlich Chinas Spionageaktivitäten. Der Vorfall in den USA zeige, "dass wir auch über unsere Sicherheitsvorsorge nachdenken müssen".

Zweiter möglicher Spionageballon gesichtet

Wie ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums mitteilte, schwebt ein weiterer möglicher Spionageballon über Lateinamerika. "Wir sehen Berichte über einen Ballon, der Lateinamerika überfliegt. Wir sind dabei herauszufinden, ob es sich dabei um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Freitagabend (Ortszeit).

dpa, AFP (fef,ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Februar 2023 | 09:14 Uhr

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