Kampf gegen Klimawandel EU-Grüne kritisieren zögerliches Verbot für das stärkste Treibhausgas Schwefelhexafluorid

17. August 2022, 05:00 Uhr

Damit Deutschland die Energiewende hinbekommt, werden weitere Solar- und Windkraftparks gebaut. Das Widersprüchliche daran: Für die Stromerzeugung wird Schwefelhexafluorid eingesetzt. Dabei handelt es sich um das stärkste bisher bekannte Treibhausgas. Seine Verwendung könnte die Erderwärmung vorantreiben, anstatt sie zu stoppen. Dem will die EU Einhalt bieten. Zu spät, so die Kritik der Umweltschützer.

Die Grünen im Europäischen Parlament kritisieren die langen Übergangsfristen für das Verbot des Klimakillers Schwefelhexafluorid (SF6).

Der am 5. April 2022 von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Entwurf für die Verordnungen zur strengeren Kontrolle fluorierter Treibhausgase (F-Gase) sieht vor, dass der Klimakiller SF6 erst ab 2031 nicht mehr eingesetzt werden soll. „Es gab große Akteure im Markt, die damit Geld verdienen. Die haben erfolgreich Lobbyarbeit betrieben", sagt der niederländische EU-Parlamentarier von den Grünen Bas Eickhout dem ARD-Wirtschaftsmagazins "Plusminus".

Energiewende sorgt für mehr Treibhausgas-Einsatz

Schwefelhexafluorid ist das stärkste Treibhausgas. Ein Kilogramm davon ist so klimaschädlich wie rund 25.000 Kilogramm Kohlendioxid.

Windradflügel
Mit der Zahl der Windräder steigt die Menge des Klimakillers Schwefelhexafluorid. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wegen seiner guten Isoliereigenschaft wird es u.a. in Schallschutz-Isolierglasscheiben und als Kurzschlusssicherung in elektrischen Schaltanlagen von Windrädern und Umspannwerken genutzt. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) ist die SF6-Emissionsmenge in Deutschland gering. Doch wegen des sehr hohen Potenzial sorgte die in Deutschland freigesetzte SF6-Gesamtmenge nach der UBA-Statistik in den vergangenen Jahren für einen größeren Treibhauseffekt als die Treibhausgasemission des gesamten nationalen Luftverkehrs hierzulande. Mit dem Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen wird die Ausstoßmenge von Schwefelhexafluorid in diesem Emissionssektor steigen, warnen Kritiker.

Alternativen für Klimakiller existieren

Es gibt klimaneutrale Alternativen zum Einsatz von Schwefelhexafluorid. In der Regel ist die Produktion aufwändiger und kostet mehr. So verbaut der Offshore-Windrad-Produzent Siemens Energy nach eigenen Angaben die elektrischen Schalter in Vakuumflaschen. Zusätzliche Isolation übernimmt hochreine Luft. Diese Technik werde für mittlere Spannung schon länger eingesetzt und sei für Hochspannung angepasst worden. Kritiker der langen Übergangsfristen für das SF6-Verbot fordern, dass alle Windradhersteller schnellstmöglich diese klimafreundlichere Technik einsetzen.

MDR (hou, ric)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Plusminus | 17. August 2022 | 21:45 Uhr

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