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Die EU will mit einer neuen Verordnung für weniger Verpackungsmüll sorgen. Bildrechte: IMAGO / Arnulf Hettrich

Kampf gegen PlastikmüllEU will Aus für Mini-Shampoo-Fläschchen & Co.

07. Dezember 2022, 05:00 Uhr

Plastikstrohhalme, Einwegbesteck und -geschirr – das alles darf in der EU schon seit Juli 2021 nicht mehr produziert werden. Dass man im Restaurant hin und wieder doch noch ein Getränk mit Plastikstrohhalm serviert bekommt, liegt daran, dass alte Vorräte noch aufgebraucht werden dürfen. Bald soll noch mehr Plastikmüll reduziert werden. Die EU-Kommission hat Pläne für eine neue Verordnung über Verpackungsmüll vorgestellt. Was soll ich konkret ändern und was hält die Branche davon?

Kleine Shampoo-Fläschchen auf dem Hotelzimmer, Marmelade oder Butter einzeln portioniert und verpackt beim Frühstücksbuffet – damit könnte bald Schluss sein. Brüssel-Korrespondent Matthias Reiche erklärt, was sich mit der neuen EU-Verordnung noch alles ändern könnte: "Brüssel plant außerdem eine Vorgabe für ganz verbindliche Pfandsysteme, also Kunststoffflaschen und Aludosen. Und Kunststoffverpackungen sollen prinzipiell einen bestimmten Anteil an recyceltem Material enthalten. Also das Ziel ist, Verpackungsmüll bis 2040 um etwa 15 Prozent einzudämmen im Vergleich zu 2018, das ist da die Referenzzahl."

Kritik von Deutscher Umwelthilfe und aus der Gastronomie

15 Prozent bis 2040 - ein Ziel, das Barbara Metz, Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, nicht weit genug geht: "Dass die EU-Kommission ein Vermeidungsziel für Verpackungsmüll festgelegt hat, ist zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch der zweite und eigentlich viel notwendigere Schritt, nämlich eine ambitionierte Quote festzulegen, der wurde nicht gegangen."

Ambitioniert erscheinen die Pläne jedoch aus Sicht der Gastronomie-Branche. Die Pläne beinhalten etwa auch, dass Restaurantgäste ihre Reste vom Essen nicht mehr in Einwegverpackungen mit nach Hause nehmen dürfen. Für Michael Schmidt, Präsident des Dehoga Sachsen-Anhalt, geht das in die falsche Richtung: "Es ist jedem bekannt, dass, wenn man die Portion nicht schafft, das gern eingepackt nimmt und nicht wegwirft. Und es ist schwierig, dem Gast zu sagen, dass er seine eigene Verpackung von daheim mitbringen muss. Ich sehe hier den Widerspruch dahingehend, dass wir eigentlich Müll vermeiden wollen und Essen, das noch verzehrfähig ist und das der Gast möglicherweise noch essen möchte, dann in den Müll wandert. Damit schieben wir auf der anderen Seite wieder eine Müllproduktion an."

Nachhaltige Alternativen zu Mini-Shampoo-Flaschen & Co.

Die Mini-Shampooflaschen im Hotelzimmer seien wiederum einfach zu ersetzen. Viele Betriebe würden auch schon auf große Shampoo-Spender in der Dusche setzen. Axel Klein, Geschäftsführer des Dehoga Sachsen, erklärt, dass auch das Frühstück im Hotel ohne einzeln verpackte Produkte auskomme: "Da gibt es auch jetzt schon Lösungen dafür. Zum Beispiel bei der Butter gibt es Automaten – vor allem in größeren Betrieben – die die Butter portionsgerecht auswerfen. Es ist durchaus möglich, mit neuen Ideen und Varianten auf Einzelverpackungen zu verzichten. Und ich glaube auch, hygienisch ist das durchaus machbar."

Viele Hotels und Restaurants würden auch jetzt schon nachhaltige Lösungen umsetzen. Denn große Verpackungen seien häufig kostengünstiger als einzeln portionierte Größen. Bis das Vorhaben der EU-Kommission in die Tat umgesetzt ist, dürfte es noch eine Weile dauern. Denn zuerst müssen das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten darüber beraten. Brüssel-Korrespondent Reiche schätzt, dass die Verordnung zum Verpackungsmüll frühestens im Januar 2024 in Kraft treten wird.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 07. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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