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EckpunktepapierEU-Gasnotfallplan sieht maximal 19 Grad in öffentlichen Gebäuden vor

14. Juli 2022, 14:44 Uhr

Die EU-Kommission will für den Fall eines Gaslieferstopps aus Russland offenbar niedrigere Raumtemperaturen in öffentlichen Gebäuden und Büros festschreiben. Geheizt werden darf dann demnach nur noch bis maximal 19 Grad Celsius. Das steht im Gasnotfallplan, für den die Behörde erste Eckpunkte vereinbart hat.

Die EU-Kommission plant für den Fall eines Gaslieferstops durch Russland umfangreiche Energiesparmaßnahmen in ganz Europa. Der Entwurf für einen Gasnotfallplan sieht vor, dass die Mitgliedstaaten im Winter eine reduzierte Heiztemperatur von 19 Grad in öffentlichen Gebäuden und Geschäftsgebäuden anordnen können. "Jetzt handeln kann die Auswirkungen einer plötzlichen Versorgungsunterbrechung um ein Drittel reduzieren", heißt es in dem Entwurfstext. Es gebe mittlerweile ein erhebliches Risiko, dass Russland in diesem Jahr Gaslieferungen nach Europa stoppe.

Mindesttemperaturen am Arbeitsplatz in DeutschlandDie Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) geben in Deutschland die Mindesttemperatur in Arbeitsräumen vor. Demnach sind für einfache Arbeiten, bei denen Hände und Arme leicht bewegt werden, derzeit mindestens 20 Grad Celsius am Arbeitsplatz vorgegeben. Für einfache Arbeiten im Stehen oder beim Gehen sind es 19 Grad. Bei "mittelschweren" Bewegungen sollen im Sitzen mindestens 19 Grad und im Stehen oder Gehen 17 Grad erreicht werden. Für schwere Beschäftigungen, die Hände, Arme, Beine oder den Rumpf belasten, sind in Arbeitsräumen 12 Grad oder mehr festgeschrieben.Quelle: Technische Regeln für Arbeitsstätten A3.5

Verbraucher sollen Heizungen freiwillig herunterdrehen

Für die Zeit von Oktober bis März empfiehlt die EU-Kommission zudem umfangreiche Gaseinspar-Kampagnen. Damit sollen Privathaushalte aufgerufen werden, "das Thermostat um ein Grad herunterzudrehen". Je höher die Reduzierung durch freiwillige Maßnahmen sei, desto geringer sei die Notwendigkeit obligatorischer Einschränkungen für die Industrie.

Dem Entwurf zufolge haben Simulationen der Regulierungsbehörde ENTSO-G ergeben, dass ein Lieferstopp im Juli dazu führen würde, dass die Gasspeicher nicht ausreichend befüllt werden könnten. Somit könnte im Winter sowie im nächsten Jahr nicht genügend Gas zur Verfügung stehen.

Vorrang für Privathaushalte könnte fallen

Weiterhin stellt der Plan den Vorrang eigentlich geschützter Privatverbraucher in Frage: "In Notfällen können die Mitgliedstaaten beschließen, der Gasversorgung bestimmter kritischer Gaskraftwerke Vorrang vor der Gasversorgung bestimmter Kategorien geschützter Kunden einzuräumen." Hierfür müsste allerdings die Stromversorgung gefährdet sein, heißt es in dem Entwurf.

Nach Angaben der EU-Kommission hat sich die Gasversorgung von Seiten Russlands bereits jetzt drastisch verringert. Insgesamt entsprächen die Gasflüsse mittlerweile weniger als 30 Prozent des Durchschnitts 2016 bis 2021. Die Behörde will den Gasnotfallplan voraussichtlich am kommenden Mittwoch veröffentlichen. Bis dahin kann sie allerdings noch Änderungen vornehmen.

AFP, dpa, MDR (fef)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 14. Juli 2022 | 10:00 Uhr