Verhandlungen Plastik-Abkommen Nairobi
Vertreter von mehr als 170 Staaten verhandelten in Kenia über ein Abkommen zur Begrenzung von Plastikmüll. Bildrechte: IMAGO/SOPA Images

Internationales Abkommen Kaum Fortschritte bei Verhandlungen über Eindämmung von Plastikmüll

20. November 2023, 13:02 Uhr

Bei der Ausarbeitung eines weltweit verbindlichen Abkommens zur Eindämmung von Plastikmüll hat es keine großen Fortschritte gegeben. Mehrere Erdöl-Förderländer wie Iran, Saudi-Arabien und Russland, verhinderten nach Angaben von Teilnehmern eine Einigung und bremsten die Verhandlungen mit neuen Anträgen aus. Umweltverbände zeigten sich enttäuscht.

Die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll sind am Sonntag ohne Einigung in entscheidenden Punkten zu Ende gegangen. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen verhinderten insbesondere die Delegationen des Iran, Saudi-Arabiens und Russlands sowie eine kleine Anzahl an weiteren Erdöl-Förderstaaten Fortschritte bei den Verhandlungen. Vertreter aus mehr als 170 Staaten waren in Nairobi zusammengekommen, um über die Aufnahme konkreter Maßnahmen in ein weltweit verbindliches Abkommen zur Beendigung der Verschmutzung durch Plastikmüll zu verhandeln.

Rund 60 Staaten hatten ein Vertragswerk verlangt, in dem bestimmte Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen werden – und das Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs enthält. Meinungsunterschiede gab es außerdem zur Frage, ob die Vertragsbestimmungen rechtlich bindend sein oder lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.

Umweltverbände kritisieren Verhandlungsführung

Naturschützer äußerten sich enttäuscht. Die deutsche Sektion der Umweltschutzorganisation WWF bemängelte, es sei bei dem Treffen so wenig erreicht worden, dass es sich "kaum gelohnt" habe. WWF-Vertreter Florian Titze sagte: "Die Bremsmanöver und der Widerstand von ölproduzierenden Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran haben viel Zeit gekostet und die Verhandlungen beinahe vollständig zum Stillstand gebracht." Allerdings sei ein Abkommen bis 2025 noch möglich, die Bundesregierung müsse hierfür "jede Möglichkeit für weiteren Fortschritt ergreifen".

Ein Mann neben einem Fahrrad inmitten von Müll durch den ein Pfad führt
Plastikmüll in Dhaka in Bangladesch. Bildrechte: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire | Syed Mahabubul Kader

Die Nichtregierungsorganisation Gaia warf dem UN-Umweltprogramm UNEP vor, es habe es durch seine Verhandlungsführung in Nairobi einer Minderheit von Staaten ermöglicht, die Verhandlungen zu blockieren. Gaia-Expertin Ana Rocha sagte: "Die Rüpel haben sich in den Verhandlungen durchgesetzt, obwohl eine Mehrheit der Länder unter der Führung des Afrikanischen Blocks und anderer Nationen im globalen Süden einen ehrgeizigen Vertrag unterstützt haben."

Weitere Verhandlungen 2024

Am Montagmorgen lag noch kein offizielles Abschlussdokument vor. Das UNEP selbst äußerte sich aber zuversichtlich. Es seien "wesentliche" Fortschritte im Umgang mit Plastikmüll erzielt worden, erklärte die Organisation. Es war die dritte von insgesamt fünf Verhandlungsrunden. Nächstes Jahr soll es zwei weitere geben, die Mitte 2025 in einem Staatengipfel münden sollen, um das Abkommen zu beschließen.

Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln.

dpa/AFP (ala)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. November 2023 | 06:30 Uhr

6 Kommentare

steka vor 1 Wochen

"...die Bundesregierung müsse hierfür "jede Möglichkeit für weiteren Fortschritt ergreifen".... Sehe ich auch so, der meiste Müll stammt aus Europa, also das Zeug wieder abholen und hier einem ordentlichen Recycling zuführen.

kleinerfrontkaempfer vor 1 Wochen

Müllexport und-verarbeitung in den "globalen Süden" ist aktive, gelebte Wirtschaftshilfe. Sei es Schrottautos, Textilien oder hier Plastik damit schaft man bessere Lebensverhältnisse für sonst benachteiligte Menschen und gibt ihnen die Möglichkeit ein gutes und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Und die fortschrittlichen Staaten leisten mit einer leistungsstarken Verpackungsindustrie einen wirksamen Beitrag dazu.
Alle partizipieren doch davon.
Einfach schön.
Und scheinheilig, verlogen und abwertend. Nennt man wohl Globalisierung oder so.

steka vor 1 Wochen

da wird der Plasikmüll erst dorthin geschickt um dann über die beseitigung zu verhandeln. In den betroffenen ländern wird das zeug ja nicht hergestellt.

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