Nach tödlichen AmokläufenZehntausende protestieren in Belgrad gegen Waffengewalt
Nach den BIuttaten mit insgesamt 18 Todesopfern haben in der serbischen Hauptstadt erneut zehntausende Menschen gegen Waffengewalt protestiert. Zugleich forderten sie den Rücktritt mehrerer Politiker und ein Ende der Gewaltverherrlichung in den Medien. Dem Rechercheprojekt SAS zufolge besitzen 39 Prozent der Menschen im Land eine Waffe.
In Belgrad haben zum dritten Mal seit den Amokläufen mit insgesamt 18 Todesopfern zehntausende Menschen demonstriert. Sie forderten eine Ende der Waffengewalt und der Gewaltverherrlichung in den Medien.
Die Menge blockierte zwei wichtige Brücken der serbischen Hauptstadt. Oppositionspolitiker riefen dazu auf, bis zur Erfüllung ihrer Forderungen auf der Straße zu bleiben. Erneut wurde der Rücktritt des Innenministers und des Geheimdienstschefs gefordert. Fernsehsendern solle die Lizenz entzogen werden, wenn sie gewalttätige Inhalte verbreiteten. Zeitungen solle verboten werden, gegen politisch Andersdenkende zu hetzen.
Regierung sieht Aktionen zur Destabilisierung
Vertreter der Serbischen Fortschrittspartei von Präsident Aleksandar Vucic verurteilten die Proteste als "Politisierung" der Bluttaten, deren Ziel es sei, Vucic anzugreifen. Die mit Vucic eng verbündete Regierungschefin Ana Brnabic warf "ausländischen Geheimdiensten" vor, Unruhe zu schüren, um Serbien zu destabilisieren.
Der Präsident selbst hatte nach den tödlichen Angriffen eine groß angelegte "Entwaffnungskampagne" angekündigt.
18 Tote bei Schusswaffenattacken Anfang Mai
Beim ersten der beiden Schusswaffenangriffe hatte ein Schüler Anfang Mai in einer Belgrader Schule mit einer Waffe seines Vaters acht Kinder und einen Wachmann erschossen, ein Mädchen starb am Dienstag, fast zwei Wochen nach dem Angriff. Weniger als 48 Stunden nach der Bluttat in der Schule tötete ein 21-Jähriger in mehreren Dörfern nahe Belgrad acht Menschen. Bildungsminister Branko Ruzic trat daraufhin zurück.
Nach Regierungsangaben sind in Serbien mehr als 760.000 Schusswaffen registriert. Dem Rechercheprojekt Small Arms Survey (SAS) zufolge besitzen 39 Prozent der Bevölkerung eine Waffe. In keinem anderen europäischen Land ist der Anteil so hoch.
AFP (kkö)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 20. Mai 2023 | 06:30 Uhr