CCS-Technologie Dänemark startet Betrieb von CO2-Speicher in der Nordsee
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08. März 2023, 18:44 Uhr
Dänemark speichert ab sofort klimaschädliches CO2 unter der Nordsee. Unternehmen und Politik sehen in der CCS-Technologie ein unerlässliches Instrument zur Bewältigung des Klimawandels. Umweltschützer sind skeptisch.
- In Dänemark hat das erste große grenzüberschreitende CO2-Speicher-Projekt den Betrieb aufgenommen.
- Die Bundesregierung sieht in dem Einsatz der Technik große Potentiale.
- Umweltschützer sehen in der CO2-Speicherung keine nachhaltige Lösung.
Dänemark hat eine riesige Speicheranlage für CO2 unter dem Meeresgrund eingeweiht. "Heute haben wir ein neues grünes Kapitel für die Nordsee aufgeschlagen", sagte der dänische Kronprinz Frederik am Mittwoch bei der Einweihungsfeier für das Greensand-Projekt in der westdänischen Hafenstadt Esbjerg. Unter maßgeblicher Beteiligung des britischen Chemieunternehmens Ineos und des deutschen Energiekonzerns Wintershall Dea sollen bis 2030 jährlich bis zu acht Millionen Tonnen des Treibhausgases in einer Tiefe von 1.800 Metern eingelagert werden. Das entspricht rund zehn Prozent der Gesamtemissionen Dänemarks.
Das CO2 wird den Angaben zufolge künftig in Belgien und bald auch in Deutschland aufgefangen und im Hafen von Antwerpen auf Schiffe verladen. Das einzulagernde CO2 wird dann per Pipeline zur Plattform Nini West transportiert und dort in eine alte Öllagerstätte gepresst, die sich weitab der Küste in der Nordsee zwischen Dänemark und Norwegen befindet.
Greensand ist das erste großangelegte Projekt zur Einlagerung von CO2, das über weite Entfernungen aus dem Ausland herantransportiert wird. Bislang wurden nur Standorte realisiert, die sich in der Nähe von großen Industrieanlagen befinden. Die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) zu Abscheidung und Einlagerung von CO2 soll die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehenden Emissionen dauerhaft binden und so zum Klimaschutz beitragen.
Teil der deutschen Klimastrategie
Auch die Bundesregierung sieht die CCS-Technologie als Teil der deutschen Klimastrategie. Die Bundesrepublik will bis 2045 klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gebunden werden können. Ab 2050 will man der Atmosphäre sogar mehr Treibhausgas entziehen als man ausstößt. Damit das klappt, könne für unvermeidbare oder schwer vermeidbare CO2-Emissionen eine Abscheidung mit anschließender Speicherung in Frage kommen, heißt es von Ministeriumsseite.
Beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) betrachtet man CCS und die eng damit verbundene, auf CO2-Wiederverwendung setzende CCU-Technologie (Carbon Capture and Utilization) als unerlässlich. "Wenn Deutschland Klimaneutralität erreichen will, geht dies nur mit Nutzung des CCS- und CCU-Verfahrens", sagte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
Umweltschützer und Wissenschaftlern sehen die Technologie skeptisch. Die Verflüssigung und Einspeicherung von CO2 ist selbst sehr energieintensiv, außerdem könnten Gefahren durch undichte Lagerstätten drohen. Darüber hinaus sehen Kritiker CCS lediglich als Scheinlösung, die das globale Grundproblem zu hoher CO2-Emissionen nicht beseitigen kann.
AFP/dpa (ala)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 08. März 2023 | 17:45 Uhr