Erdüberlastungstag Menschen leben ab heute auf Pump

02. August 2023, 11:47 Uhr

Die Menschen verbrauchen ab dem 2. August mehr natürliche Ressourcen, als die Erde im ganzen Jahr regenerieren kann. Das haben US-Experten errechnet und mahnen zum Umdenken unter anderem in den Bereichen Ernähung und Verkehr.

Die Welt hat nach Berechnungen von Experten am Mittwoch den sogenannten Erdüberlastungstag erreicht. Dieser gibt an, ab wann die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht hat, welche die Erde innerhalb eines Jahres auf natürlichem Wege herstellen kann. Experten des Global Footprint Networks im kalifornischen Oakland berechnen dazu die Menge der in einem Jahr erzeugbaren Ressourcen und vergleichen sie mit dem ökologischen Fußabdruck der Weltbevölkerung, also dem gesamten Ressourcenverbrauch.

Deutschland hatte seinen Anteil an den natürlichen Ressourcen der Erde in diesem Jahr bereits am 4. Mai verbraucht. Anders ausgedrückt: Wenn alle Menschen so leben würden wie die Menschen in Deutschland, wäre der Erdüberlastungstag bereits im Mai gewesen.

Schon weniger Lebensmittelabfälle retten Ressourcen

Nach Einschätzung einer Sprecherin von Global Footprint Network, müsste der Erdüberlastungstag in den kommenden sieben Jahren jedes Jahr um 19 Tagen nach hinten verschoben werden, um in Balance mit der Natur zu leben. Wenn es zum Beispiel gelingen würde, die Lebensmittelabfälle weltweit zu halbieren, würden nach Angaben der Sprecherin schon 13 Tage gewonnen.

Außerdem könnten laut dem Netzwerk bestehende handelsübliche Energieeffizienztechnologien für Gebäude, Industrieprozesse und Stromerzeugung den Erdüberlastungstag um mindestens 21 Tage verschieben, ohne dass es zu Produktivitäts- oder Komforteinbußen kommt.

Germanwatch für Ausbau des Bahnverkehrs

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht großes Einsparpotential im Verkehr. Wie der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, sagte, kann Bahnfahren je nach Strecke bis zu 28-mal klimafreundlicher sein als fliegen. Das Bahnnetz und die Bahnangebote in Europa könnten massiv ausgebaut werden, wenn die "unfairen Steuerausnahmen für den Luftverkehr" gestrichen würde. Das "würde schon heute jährlich vier Milliarden Euro in den Bundeshaushalt spülen".

Seit mehr als 50 Jahren werden die natürlichen Ressourcen der Erde ununterbrochen jedes Jahr übernutzt.

Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals

Komplizierte Berechnungen für jedes Land

Das Global Footprint Network berechnet den Überlastungstag eigenen Angaben zufolge anhand von 15.000 Datenpunkten pro Land und Jahr. Dabei geht es vor allem um den Konsum der Menschen. Erklärt wird das auf der Website der Initiatoren unter der Überschrift "Messung des ökologischen Reichtums" folgendermaßen:

"Auf der Angebotsseite repräsentiert die Biokapazität einer Stadt, eines Staates oder einer Nation ihre biologisch produktive Land- und Meeresfläche, einschließlich Waldland, Weideland, Ackerland, Fischgründe und bebautes Land.

Auf der Nachfrageseite misst der Ökologische Fußabdruck die Nachfrage einer Bevölkerung nach pflanzlichen Nahrungsmitteln und Faserprodukten, Vieh- und Fischprodukten, Holz und anderen Waldprodukten, Raum für städtische Infrastruktur und Wald zur Absorption ihrer Kohlendioxidemissionen aus fossilen Brennstoffen.

Beide Maße werden in globalen Hektar ausgedrückt – weltweit vergleichbare, standardisierte Hektar mit weltweiter durchschnittlicher Produktivität. Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmetern oder 2,47 Acres."

Regierung und Unternehmen mit dem größten Potential

Die Initiatoren erklären auf ihrer Website außerdem, dass Einzelpersonen ihr Zuhause und ihre Gemeinschaften verbessern können. "Das größte Potenzial für weitreichende Auswirkungen liegt jedoch bei Regierungen und Unternehmen, die ihre Richtlinien und Strategien an der Realität unseres endlichen Planeten ausrichten".

AFP/dpa (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. August 2023 | 11:00 Uhr

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