Erwerbsmigration Studie: Deutschland für ausländische Fachkräfte attraktiver geworden

13. Mai 2023, 05:00 Uhr

Eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat die Attraktivität von Ländern für die Erwerbsmigration untersucht. Das überraschende Ergebnis: Deutschland landet auf Platz zwei. Eine Studie der OECD sieht Deutschland hingegen nur auf Platz 15.

Nach den USA ist Deutschland das Zuwanderungsland Nummer zwei auf der Welt. Geht es nach den Forschungsergebnissen der Boston Consulting Group sind es auch einzig die Vereinigten Staaten, in denen Erwerbsmigration noch besser und gewinnbringender abläuft. Die Entwicklung sei zuletzt positiv gewesen.

Der Ansatz, den die Forscher um Johann Harnoss gewählt haben, klingt für sich genommen denkbar einfach: "Wie viele Menschen kommen mit welchem Bildungshintergrund aus welchen Ländern in die 100 größten Länder weltweit."

Sechs Faktoren haben sie herausgearbeitet, die zu einer gelungenen Einwanderung führen und gleichzeitig Wachstums- und Innovationsimpulse auslösen, wie Harnoss es formuliert. Die Höhe der Berufsqualifikation ist einer davon, genauso wie die Diversität – also aus wie vielen unterschiedlichen Ländern die Menschen kommen: "Weil es klare Forschungsergebnisse gibt, dass wenn die Diversität der Herkunftsländer höher ist, dass die Menschen dann mehr kognitive Diversität mitbringen, also schlichtweg neuartige Denkmuster mit in unsere Volkswirtschaft hereinbringen", erklärt der Forscher.

Außerdem spielt etwa eine Rolle, ob die Menschen aus Ländern kommen, von denen die heimische Wirtschaft lernen kann. Ob wissenschaftliche Talente angelockt werden und sich austauschen können und ob Menschen angezogen werden, die Forschungsimpulse setzen.

Zwei Studien mit unterschiedlichen Blickwinkeln

Das Ergebnis für die Bundesrepublik hebe sich klar von der öffentlichen und politischen Wahrnehmung ab, sagt Harnoss. Zwar gehört Deutschland im Ranking nicht zu den attraktivsten Ländern, aber: "Was aber auch richtig ist, wenn man sich die Zahlen dazu anschaut, wie viele Menschen zu uns gekommen sind, aus welchen Ländern, mit welchem Bildungsgrad, da schneidet Deutschland im Quervergleich mit vielen anderen Ländern gar nicht so schlecht ab", sagt der Forscher.

Der Blickwinkel sei eben ein anderer, sagt Harnoss. Das sagt auch Ulrich Kober, Migrationsexperte der Bertelsmann-Stiftung, die erst im März gemeinsam mit der OECD eine Studie veröffentlicht hat, die sich ebenfalls darum dreht, inwieweit die Mitgliedsländer attraktiv für ausländische Fachkräfte sind. "Da sieht man sehr deutlich, dass da Unterschiedliches gemessen wird. Der Boston Consulting Index fokussiert sich auf ökonomische Aspekte und berücksichtigt faktische Migrationsströme und faktische Patentanmeldungen durch Personen mit ausländischen Wurzeln", sagt Kober.

OECD-Studie: Deutschland nur auf Platz 15

In der OECD-Studie fällt Deutschland im internationalen Vergleich allerdings zurück. Auch weil andere Faktoren wie Integrationsaspekte in die Analyse eingingen, sagt Kober: "Der OECD-Index ist ganzheitlicher angelegt und misst relevante Faktoren, wie zum Beispiel auch bürokratische Hürden bei der Visaerteilung. Vor allen Dingen aber auch Aspekte von der Integration wie Zukunfts- und Bleibeperspektiven, Möglichkeiten für Familienmitglieder und Umgang mit Diversität."

Das Ergebnis: Bei hoch qualifizierten Fachkräften fiel Deutschland auf Platz 15 zurück, bei der Attraktivität für ausländische Unternehmer auf Platz 13.

Bei internationalen Studierenden landet Deutschland allerdings auf einem Spitzenplatz. Und zwar direkt hinter der USA auf Platz zwei.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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