Julia Pschenitschna Meine deutschen Wochen | Teil 1

09. Juni 2022, 21:54 Uhr

Seid mir alle gegrüßt! Mein Name ist Julia Pschenitschna (42 Jahre alt) und ich möchte Ihnen über die Geschichte meines unerwarteten Lebens in Deutschland berichten.

Vielleicht werden meine Erfahrungen und Eindrücke für jemanden nützlich sein und helfen besser zu verstehen, wie ein neues Leben in einem (noch) fremden Land beginnen kann. Ich bin derzeit hier allein mit meinen zwei Töchtern. Also, wie wir leben, welche Probleme und Schwierigkeiten wir haben und wie wir sie lösen, darüber will ich Ihnen regelmäßig berichten. Ich habe bereits einige wenige, aber immerhin meine eigenen Erfahrungen und Antworten auf Fragen des täglichen Lebens gefunden, was mir mit Hilfe meiner neuen deutschen Freunde (die echte Schutzengel unserer Familie wurden), des Internets, der Neugier, der Erfahrung anderer und eines treuen Ukrainers gelungen ist. Ich habe Freunde, die in der Nähe (oder nicht ganz in der Nähe) sind, deren Liebe und Unterstützung ich jede Minute spüre!

Aber zuerst ein paar Worte zu mir und meiner Geschichte.

Mein Leben wurde, wie das Leben aller Ukrainer, am 24. Februar in „das Leben vorher“ und „das Leben nachher“ geteilt. Mein Jahr 2022 hatte mich jedoch schon früher auf eine harte Probe gestellt, als mein geliebter Ehemann (wir waren 22 Jahre zusammen) und der Vater meiner Kinder im Januar an Krebs starb. So blieb ich mit meinen zwei Töchtern allein – mit Katerina (16 Jahre alt) und Margarita (6 Jahre alt). Unser Zuhause ist in Kiew. Eine Woche vor dem Krieg wurde ich krank, also schickte ich Margot zu meinen Eltern, die im Zentrum der Hauptstadt wohnen. Katerina und ich blieben in unserer Wohnung im Stadtgebiet Obolon, im Nordosten Kiews. Am 23. Februar, fast zwei Monate nach dem Tod meines Mannes, beschloss ich, seine Sachen aus dem Schrank zu holen und sie zu sortieren. Körperlich und moralisch müde, legte ich mich erst um 2 Uhr morgens auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Gegen fünf Uhr morgens wachte ich von seltsamen Geräuschen auf – etwas flog sehr laut. Ich bekam große Angst und rannte in das Zimmer meiner Tochter. Sie wachte auch auf und verstand nicht, was geschah. Ratlos lasen wir bei Facebook, dass der Krieg begonnen hatte. Ehrlich gesagt, war ich anfangs sehr verwirrt und wusste nicht, was ich tun sollte. Katja und ich legten uns auf ihr Bett, bedeckten uns mit einer Decke und versuchten einzuschlafen, um die neue Realität nicht zu hören. Nach ein paar Stunden wurde mir klar, dass es an der Zeit war, etwas zu tun. Im Fernsehen wurde über einen Überfall Russlands auf die Ukraine berichtet. Unser s. g. Alarm-Rucksack und eine Tasche mit Dokumenten lagen seit mehreren Wochen bei uns bereit. Zunächst wollte ich aber mein Haus nicht verlassen und dachte mir, wir würden alles am besten hier überleben. Allerdingswusste ich nicht, wie ich arbeiten würde (bis dahin war ich Programmdirektor des 4. Fernsehkanals) und was ich als Nächstes tun sollte. Am Morgen riefen mich meine Eltern an und sagten, wir sollten zu ihnen kommen. Zur Erklärung: Unser Haus ist das am weitesten entfernte im Stadtbezirk Obolon, von dort kann man die Stadt Vyschgorod und das Kiewer Wasserkraftwerk am Dnepr sehen und ein paar hundert Meter von uns entfernt verläuft eine unterirdische Gasleitung. Ich beschloss: Wir fahren ins Stadtzentrum zu meinen Eltern, weil es bei uns im schlimmsten Fall schrecklich sein würde: Der Stadtbezirk in der Nähe des Wasserkraftwerks könnte überflutet werden, die Gasleitung könnte explodieren und unser Haus von einer Rakete getroffen werden (ja, ich war in Panik). Außerdem war meine kleine Margot schon dort und ich wollte unbedingt, dass unsere Familie zusammen war. Vom 9. Stock ging ich die Treppe zu Fuß hinunter, weil ich befürchtete, dass der Aufzug steckenbleiben könnte. Da ertönte plötzlich die Sirene und ich wollte schon zurückgehen, holte aber trotzdem das Auto aus der Garage, sprang schnell mit meiner Großen und den Taschen hinein und dann fuhren wir durch das ungewöhnlich leere Kiew ins Zentrum. Erst dann fiel mir der nicht abgestellte Kühlschrank mit Essen, die nicht abgesperrte Wasserleitung und, ein Klassiker, der Topf Suppe in der Küche ein. Aber in dem Moment konnte ich nur daran denken, so schnell und sicher wie nur möglich zu meinen Eltern zu gelangen.

Glücklicherweise kamen wir heil an und die nächsten drei Wochen unseres gemeinsamen Lebens wurden zu einem einzigen Murmeltiertag. Als ich morgens aufwachte, bereitete ich Frühstück zu und eilte in den Laden, um etwas zu essen zu kaufen. Sehr oft kehrte ich unter Sirenengeheulzurück und mein Herz bekam ein Kardiotraining, das selbst das härteste Training nicht bringen würde. Dann verging der Tag allermeist im Korridor, wo wir unsere Matratze hingelegt hatten und uns dort während des Luftalarms versteckten. Mein Vater (82 Jahre alt) ist ein sehr kranker Mann und es war für ihn nicht möglich, in den Luftschutzkeller zu gehen (der sich übrigens in einem schrecklichen und für einen Zufluchtsort ungeeigneten Zustand befand). Wir alle sind zu Hause geblieben. Meine Freunde fragten mich immer wieder: Warum gehst du nicht mit deinen Kindern in Sicherheit, in die Westukraine? Ehrlich gesagt – ich habe geglaubt, dass wir dort unsere eigene kleine Sicherheit, eine Art Zone des relativen Komforts hatten und zusammen schon alles ertragen würden. Mein Mann hatte gesagt, dass Gott das Schicksal eines jeden Menschen bereits vor seiner Geburt geschrieben hat. Also glaubte ich, dass, wenn wir es guthaben würden, dann konnte es auch hier sein, und wenn es uns schlecht ergehen musste, dann könnten wir es ohnehin nicht vermeiden. Ein weiteres Argument dafür, dass ich während des Krieges drei Wochen bei den Kindern in Kiew blieb, war, dass wir nirgendwo hinkonnten. Jeden Tag brachten die Nachrichten schreckliche Berichte über Menschen, die auf den Straßen fliehen wollten und getötet wurden. Jetzt verstehe ich, dass ich auf mein Schicksal gewartet habe.

Genau drei Wochen nach Kriegsbeginn, am Donnerstag, als meine Kinder und ich zu Bett gingen, klingelte das Telefon. Ein Freund und Sportkollege meines verstorbenen Mannes rief an. Er sagte, er hätte die Gelegenheit, uns eine Zuflucht in Deutschland zu ermöglichen. Die „International Veterans Pentathlon Federation“, in der mein Mann Mitglied gewesen war, hat nämlich zahlreiche Freunde und deutsche Athleten hatten ukrainischen Flüchtlingsfamilien ihre Hilfe in Deutschland angeboten. Der Entschluss, in ein anderes Land zu gehen, ist mir überhaupt nicht leichtgefallen. Meine Kinder weinten und wollten unsere wackelige und nur sehr bedingte Sicherheit nicht gegen Ungewissheit tauschen. Mein Vater war sehr besorgt und nur meine Mutter sagte, es sei es wert. In der Nacht wog ich alle Vor- und Nachteile ab. Am Freitagmorgen, dem 18. März, beschloss ich abzureisen und gegen 18 Uhr standen meine Kinder und ich mit zwei Taschen am Kiewer Bahnhof. Eine riesige Verbeugung mache ich vor den freiwilligen Helfern, die selbst bei Sirenengeheul psychisch, moralisch, physisch und mit belegten Brötchen am Bahnhof ausgeholfen haben! Mit Mühe und Not quetschten wir uns in ein Zugabteil. In unserem Abteil fanden schließlich 13 Personen Platz – davon zwei mit besonderen Bedürfnissen bzw. Behinderungen – sowie mehrere Haustiere.

Übrigens habe ich erst später in Deutschland zusammengerechnet, wie viele Sirenen wir in Kiew während der 22 Kriegstage erlebt hatten – es waren 159 Luftalarme, im Durchschnitt also sieben bis acht Ängste um unser Leben pro Tag.

Als wir noch ein wenig zu schlafen versuchten, trafen wir am Samstagmorgen, dem 19. März, in Polen ein. An diesem Tag wurde die kleine Margot sieben Jahre alt. Sie wird diesen Geburtstag nie vergessen: Viele Menschen, die noch gestern fremd waren, begrüßten die Kleine und schenkten ihr das, was man geben konnte – kleine Süßigkeiten, Kekse und äußerst liebe Worte und Wünsche. Wir erreichten die Grenzstation Chełm, wo wir endlich frische Luft atmen und unsere Glieder strecken konnten. Ich hätte nie gedacht, dass ein Rucksack und eine Tasche so viel wiegen können! Am Bahnhof wurden wir von polnischen Freiwilligen empfangen und mit ihrer Hilfe kamen wir nach Warschau. Zu dem Zeitpunkt gab es keine Fahrkarten nach Berlin, also nahmen wir gleich Freikarten für den nächsten Tag. Es folgten die Übernachtung im Hostel und der Morgenzug nach Berlin. Herzlichen Dank an alle, die uns auf dem Weg in die Sicherheit geholfen und unterstützt haben! Doch danach erwarteten uns ganz neue Sorgen und Fragen.

Woche 1 | 20.03. – 27.03.2022


Deutschland. Niederlassung, Anpassung, Erstanmeldung, Sprachkurse (Versuch Nr. 1), Wohnungssuche und ukrainisch-deutsche Freundschaft, gefestigt durch Borschtsch.

Als wir in Berlin ankamen, waren wir sehr beeindruckt, wie gut alles für ukrainische Flüchtlinge organisiert ist – viele Freiwillige, die bereitwillig halfen, die Möglichkeit, etwas zu essen und die notwendigsten Dinge zu bekommen. Dort, am Bahnhof, haben meine älteste Tochter und ich sieben kostenlose Handykarten abgeholt. Wir bestiegen einen Zug nach Halle/Saale, einer kleinen Stadt in Ostdeutschland, die eine unglaubliche, mehr als tausendjährige Geschichte und Kultur aufweist (ukrainische Einwanderer mit Landeskompetenz meinen, dass die Stadt unserem Lviv bzw. Lemberg sehr ähnlich ist). Übrigens wurde hier der große Komponist Georg Friedrich Händel geboren. In Halle an der Saale (so heißt der Fluss, an dem die Stadt erbaut wurde) sollten wir unser neues Leben beginnen. Am Bahnhof wurden wir von Freunden empfangen, die vor uns gekommen waren und seit mehreren Tagen hier lebten. Die beiden deutschen Frauen Beate und Susanne – unsere wahren Schutzengel – die sich aufmachten, um uns Zwangsflüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, vereinbarten mit einem Hotelbesitzer am Rande der Stadt, dass wir dort kostenlos bleiben durften, bis wir eine dauerhafte Unterkunft finden würden. Da wir an einem Sonntag in der Stadt ankamen, konnten wir uns nichts kaufen, denn alle Läden hatten geschlossen (später erfuhr ich, dass der Laden am Hauptbahnhof auch am Wochenende geöffnet hat und dass außerdem Kleinigkeiten an den Tankstellen zu kaufen sind – sind aber dort teurer).

Der Montagmorgen stand ganz im Zeichen der Fahrt zur Ausländerbehörde (Am Stadion 5) zur Erstregistrierung. Aufgrund der vielen Menschen mussten wir zwei Stunden anstehen (obwohl andere Leute sagten, dass wir großes Glück hatten und dass manche Menschen sich bereits um 6 Uhr früh anstellten). Nach der Anmeldung bekamen wir vorläufige Unterlagen, einen Termin für den Besuch des Sozialdienstes am 7. April, Hintergrundinformationen zur Wohnungssuche und 200 Euro Unterstützung für jeden von uns.

Nun kehrte etwas Ruhe in unser Leben ein – was sich allerdings auf die Sicherheit, aber nicht auf das Tempo des Lebens bezog. Ich habe mich immer als sehr organisierten Menschen betrachtet, der für jeden Tag einen klaren Aktionsplan und alles unter Kontrolle hat. Hier wurde mir das jedoch schnell klar: Ich müsste mindestens dreimal geklont werden, um all das zu schaffen, was bei uns anstand. Ich weiß nicht, wie wir das ohne die Hilfe unserer lieben Helferinnen geschafft hätten! Mein großer Nachteil ist meine Unkenntnis der deutschen Sprache, ihr großer Vorteil ist ihre Freundlichkeit und ihre Geduld, meinen erbärmlichen Versuchen, etwas auf Deutsch zu produzieren (das ich vor 25 Jahren sehr nachlässig gelernt hatte), zuzuhören. Übrigens sprechen die meisten Deutschen fließend Englisch.

Der Plan für diese Woche bestand also darin, sich um die Kinder zu kümmern, eine Wohnung zu finden, Deutsch zu lernen, den Alltag zu erledigen, deutsche Freunde zu treffen (die uns trotz der großen Menge an eigenen Sorgen und Aufgaben freundlicherweise Zeit und Hilfe gaben) und die Stadt kennenzulernen.

Also mein Tagesablauf in dieser Woche war wie folgt:

Einfaches Frühstück am Morgen (übrigens wurde ich in Deutschland damit konfrontiert, dass ich nicht wusste, was ich kochen sollte). Buchweizen ist uns so vertraut – und es war einfach in keinem deutschen Geschäft zu finden. Aber dann habe ich erfahren, dass es in einem russischen Geschäft in der Innenstadt gekauft werden kann (dorthin bin ich aus Prinzip nicht gegangen). Schlussendlich habe ich doch ein orientalisches Geschäft in der Nähe unseres Hotels gefunden, wo Buchweizen und andere Getreidearten in großer Menge und in reicher Auswahl vorhanden waren.

Während die älteste Tochter Online-Unterricht hatte, gingen meine jüngste Tochter und ich auf den Spielplatz und im Park spazieren. Unglaubliche Natur, ein schöner Fluss, Schwäne, Enten, die einfach auf Gehwegen für Menschen laufen, Vogelgezwitscher, grüne Bäume und das zartgrüne Gras, fantastische alte Kirchen – all dies war wie eine andere Welt für uns, nachdem wir in einem engen Korridor in ständiger Angst gelebt hatten. Nach und nach kamen wir wieder zu Bewusstsein, obwohl uns der Lärm von Flugzeugen und Hubschraubern sowie laute Geräusche, die uns wie Explosionen vorkamen, noch immer erschauern ließen. Phantomsirenen ertönten in meinem Kopf, außerdem hörte ich echte Sirenen auf meinem Handy: Ich habe sie nie gelöscht, als ich die Ukraine verließ, weil ich wissen wollte, was in meinem Land, meinen Freunden und Eltern passiert. Das ständige Lesen von Nachrichten aus verschiedenen ukrainischen Chats und Websites über den Krieg, die Kommunikation mit Verwandten und die Sorgen um ihre Sicherheit werden für uns ständige Begleiter im friedlichen Leben hier sein. Mindestens zweimal am Tag kontaktierte ich meine Eltern über Viber und wir unterstützten uns gegenseitig.

Danach folgt Mittagessen, Spaziergang (Spielplatz/Park), Kommunikation bzw. Beschäftigung mit den Kindern, Freunde, Online-Kontakt mit den Eltern, Wohnungssuche, Deutsch, Versuche, das eigene Aussehen in eine akzeptable Form zu bringen, ein leichtes Abendessen, schnelles Duschen und Schlaf.

Zurück zum Thema Finanzen: Wenn Sie Geld wechseln müssen (nur in Dollar oder Euro, Hrywnja wird nicht angenommen), können Sie das in der Bank einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt tun (Hans-Dietrich-Genscher-Platz 2 Hauptbahnhof, 06112 Halle/Saale). Neben Bargeld in Euro können Sie in den Geschäften auch mit Bankkarten ukrainischer Banken bezahlen. Ich weiß nicht, wie es mit anderen Banken aussieht, aber mit der ukrainischen Privatbank habe ich bislang keinerlei Zahlungsprobleme bekommen – der jeweilige Euro-Betrag wird dann von der Hrywnja-Bankkarte bzw. vom entsprechenden Konto zum Tageswechselkurs abgebucht.

Was die Fortbewegung in der Stadt betrifft - vergessen Sie nicht die ukrainischen Pässe, denn mit ihnen ist das Mitfahren kostenlos, ohne sie bedeutet das eine Geldstrafe von 60 Euro. Derzeit haben Ukrainer freie Fahrt in Deutschland – in Bussen, Straßenbahnen und Intercity-Zügen, aber nicht in den Hochgeschwindigkeitszügen (ICE) – das ist nur erlaubt, wenn die betreffende Person erstmalig ankommt und zu ihrem Wohnort gelangen muss (das muss also vorab geklärt werden).

Ein paar Worte zum Tragen von Masken - derzeit (Stand 26. April, wenn dieser Text geschrieben wird) müssen Masken nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden. In Geschäften, Cafés und anderen öffentlichen Orten und Einrichtungen wurde die Maskentragepflicht abgeschafft, wer sich jedoch schützen will, trägt sie überall.

Große Informationsunterstützung fand ich bei Telegram, in der Gruppe «Допомога українцям» (Hilfe für Ukrainer) in Halle/Saale. Dort teilen Geflüchtete nützliche Informationen mit, stellen Fragen und finden Antworten.

Was das nächste Ziel meiner ersten Woche hier betrifft – eine Wohnung zu finden – so ist das ein echtes Problem oder besser gesagt, eine solche Wohnung ist nicht einfach zu finden. Das Wichtigste ist, dass die Wohnung vom Sozialamt genehmigt und bezahlt ist. Dazu müssen Sie sich strikt an die Vorgaben zur Fläche und Miete halten. Also laut dem mir von der Auswanderungsbehörde bei der Erstanmeldung ausgestellten Papier sind die Voraussetzungen für eine Sozialwohnung wie folgt:

Stadt Halle/Saale | Förderfähige Wohnungskosten
Anzahl der Mieter 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen
Wohnfläche in m2 Bis 50 m2 Mehr als 50 m2, aber weniger/gleich 60 m2 Mehr als 60 m2, aber weniger/gleich 70 m2 Mehr als 70 m2, aber weniger/gleich 80 m2 Mehr als 80 m2, aber weniger/gleich 90 m2
Förderfähiger Mietbetrag 335,50 € 367,20 € 443,10 € 509,60 € 676,80 €

Diese Mietkosten beinhalten kalte Betriebskosten (d.h. Miete + Nebenkosten, wie z.B. Grundsteuer, Wasserversorgung, Straßenreinigung, Müllabfuhr usw.). Darüber hinaus erstattet die Stadt Halle/Saale die Kosten für Heizung und Warmwasser, wenn sie sich in einem angemessenen Rahmen bewegen.

Achten Sie bei der Wohnungssuche darauf, dass Wohnungen mit Pfandrechten oder genossenschaftliche Wohnungen vom Sozialamt kaum bewilligt werden. Außerdem werden Wohnungen meist ohne Möbel vermietet, wenn Sie sich also entscheiden, in einer solchen Wohnung zu wohnen, müssen Sie diese ausstatten, denn es gibt nur kahle Wände und Leitungen.

Wir haben in der mobilen Anwendung ImmoScout24 nach einer Wohnung gesucht. Und noch ein paar Worte zu mobilen Anwendungen: Ich persönlich könnte z. B. auf die Dienste von Google translate nicht verzichten, ich greife auf sie überall zurück – von den Einkäufen bis zu den Kontakten mit den Behörden. Möge doch der Deutschkurs bald beginnen!

Aber als ich in derselben Woche zu einer Sprachschule kam, die kostenlose Deutsch-Lehrgänge für Ukrainer anbietet, wurde ich abgelehnt, weil ich keine vorläufige Aufenthaltserlaubnis hatte. Um sie zu bekommen, müssen Sie die Adresse finden und dann das Registrierungsverfahren beim Immigrationsdienst (wo die erste Registrierung stattfand) in Absatz 24 (Ausfüllen eines Fragebogens, Foto, Fingerabdruck) durchlaufen. Also wurde damit unser Deutschunterricht in diesem Lehrgang beendet, ohne begonnen zu haben. Das heißt aber nicht, dass man Deutsch nicht auch im Internet lernen kann (wenn die Zeit dafür reicht).

Und schließlich noch etwas über die Zeit: Ich weiß nicht wie, aber ich als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern habe einen katastrophalen Mangel an Zeit! Man könnte denken: Was machst du etwa, wenn du nicht arbeitest, gehst du dann nicht zu Lehrgängen? Doch jeder Tag verging mit unglaublicher Geschwindigkeit und der darauffolgende Tag war mit neuen Fragen in einer geometrischen Abfolge geradezu überwuchert. Ich habe aufgehört, Kleinigkeiten aufzuschreiben und habe sie gleich erledigt, denn das Sparen von Zeit (und Geld) ist langsam zu meiner Hauptaufgabe geworden. Neben der Wohnungssuche, dem Papierkram, dem Kochen für Kinder und deren ukrainischer Online-Bildung, der Kommunikation mit Familie und Freunden, dem Ausprobieren des Internets auf Deutsch – gab es noch andere, ganz normale Hausarbeiten, die niemand abgeschafft hat. Das alles ist mir noch nie so schwergefallen (stimmt nicht! Stichwort Spoiler - in drei Wochen wurde es noch schwerer, aber dazu später mehr). Als ich körperlich unglaublich müde war, dachte ich, ich würde hinfallen und einschlafen – und nichts dergleichen passierte. Denn nachts hatte ich Zukunftsängste, Selbstzweifel, Komplexe darüber, dass ich schlechte oder gar keine Mutter bin und mit der Situation nicht fertigwerde, ich empfand Panik darüber, dass ich etwas falsch machen werde und weitere nicht minder "positive" Gedanken. Obwohl ich nicht schlafen konnte, habe ich mir in dieser Zeit beigebracht, an nichts zu denken – einfach atmen und an rein gar nichts denken. Es scheint, dass ich somit zumindest ein paar psychologische Probleme losgeworden bin.

Aber in unserem Leben war und ist eigentlich alles wunderbar, wenn auch, ich wiederhole, schwierig. Wir waren/sind in Sicherheit, wir hatten/haben ein Dach über dem Kopf, Essen, (noch) unklare Zukunft und wahre Freunde!

Unsere geliebten Beate und Susanne haben uns sehr unterstützt! Wir haben sehr viel Glück, wir haben wirklich Glück! Dank dieser wunderbaren Frauen besuchten wir Pferdeställe, wo die Kinder ritten, wir waren glücklich in einer wunderbaren deutschen Familie, wo wir regelmäßig auf Partys gingen, sie halfen uns bei allem und führten uns wie echte Schutzengel an der Hand durch alle bisherigen Wechselfälle eines für uns noch fremden Lebens. Bei einem dieser Treffen bereiteten unsere drei ukrainischen Familien (zwei aus Kiew, eine aus Charkiw) den echten ukrainischen Borschtsch – unsere Nationalspeise – zu, dessen Geschmack unsere internationalen Seelen, Herzen und Mägen vereinte. Denn der ukrainische Borschtsch wurde ganz bestimmt für diesen Zweck geschaffen.

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MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille
MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille Права на зображення: MDR/Kirsten Nijhof
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