
Mitteldeutschland Dürre-Sommer wirkt bei Landwirten nach
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Für die einen war es ein Traumsommer, für die anderen eine wirtschaftliche Katastrophe. Während mancher Sonnenanbeter sich dieses Jahr über den ungewöhnlich heißen Sommer gefreut hat, war die anhaltende Dürre für viele Landwirte existenzgefährdend. Wir haben nachgefragt, ob Landwirte wegen der Dürre aufgeben mussten.

Für Wolfgang Vogel war es kein schöner Sommer. In Beiersdorf, einem kleinen Ort bei Grimma, hat der Präsident des sächsischen Landesbauernverbands seinen Betrieb. Auch ihn hat die Dürre schwer getroffen: "Das tut schon weh. Wenn man davon ausgeht, dass im Durchschnitt 33 Prozent der Einnahmen fehlen, dann ist die Liquidität schon angespannt."
Größte Ernteausfälle in Sachsen-Anhalt
Trotz angespannter Lage wird ein großer Betrieb wie der von Wolfgang Vogel die Dürre finanziell wohl überstehen. Bei vielen Landwirten in Mitteldeutschland ist die Lage ernster.
Denn vor allem Sachsen und Sachsen-Anhalt hat das Extremwetter 2018 hart getroffen. In Sachsen-Anhalt wurden die heißesten Temperaturen des Jahres gemessen. Der Niederschlag war hier am geringsten, die Ernteausfälle am größten.
Ein Problem, das immer noch akut sei, sagt Peter Deumelandt. Er ist Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Jerichower Land. Viele Landwirte müssten jetzt Futter zukaufen, einige sogar die Zahl der Tiere verringern, weil das Futter nicht reiche.
Für die Futtermittelbaubetriebe selber ist das gravierendste Problem, dass ich die Futtergrundlage für den Winter nicht habe. Wir ernten ja im Sommer, Herbst das Futter, das für den Winter benötigt wird, um die Tiere satt zu kriegen, um Milch und Fleisch produzieren zu können.
Keine konkreten Zahlen zu Insolvenzen
Bundesweit rechnet die Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel mit elf Prozent mehr Insolvenzen in Folge der Dürre. Konkrete Zahlen für Mitteldeutschland konnten auf Anfrage von MDR AKTELL weder die Landwirtschaftsministerien noch die Bauernverbände in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nennen.
Zwar hätten in Thüringen zwei Unternehmen nach dem Sommer Insolvenz angemeldet, ob das dürrebedingt war, ließe sich aber nicht sagen, schrieb das zuständige Ministerium.
Dürrehilfen zu umständlich zu beantragen
Dass es bisher keine Pleitewelle gibt, ist wohl auch der Dürrehilfe von Bund und Ländern zu verdanken. Auch Wolfgang Vogel hat sie für sein Unternehmen in Beiersdorf beantragt. Das Prozedere aber kritisiert er. Zu hohe Hürden, zu bürokratisch und bevormundend.
Ich sage es ganz deutlich: Ich habe es satt, immer wieder, wenn Katastrophen sind, beim Staat als Bittsteller aufzutreten. Ich bin Unternehmer und ich möchte als Unternehmer behandelt werden und möchte Instrumente in die Hand bekommen, bei denen ich für mich entscheide, was ich zu tun und zu lassen habe.
Hilfe nur für existenzgefährdete Betriebe
Um Hilfen zu bekommen, mussten Betriebe nachweisen, dass die Ernten mindestens 30 Prozent unter dem Jahresdurchschnitt liegen und sie in ihrer Existenz gefährdet sind. Dafür werden auch Einkünfte und das Vermögen der Betriebsinhaber oder Gesellschafter geprüft. Bis zu 50 Prozent des eingetretenen Schadens werden dann aus staatlichen Mitteln ausgeglichen.
Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt rechtfertigt den Aufwand: "Wenn so viel Geld in die Landwirtschaft fließt, darf man auch nicht vergessen, das anzuerkennen. Es ist kompliziert, da gebe ich den Landwirten recht. Wir haben auch versucht uns dafür einzusetzen. Aber trotzdem ist es eine sehr sehr große Hilfe und ich hoffe, dass den wirklich Bedürftigen damit auch geholfen wird."
Bauern: Risikorücklage würde helfen
Was aus Sicht der Bauernverbände dauerhaft für finanzielle Entspannung sorgen könnte, wäre eine steuerneutrale Risikorücklage. Landwirte könnten so in guten Zeiten eine steuerfreie Finanzreserve bilden, um in schlechten Zeiten Verluste eigenständig abfedern zu können.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 24. Dezember 2018 | 06:52 Uhr