Nah dran | 07.03.2019 Müssen Frauen alles können?
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Haben die Diskussionen der vergangenen Monaten um das Frausein irgend etwas verändert? Stichwort: Sexismus, MeToo oder Frauenquoten. Wie sieht es aus mit Lebensentwürfen und dem selbstbestimmten Leben von Frauen verschiedener Generationen? Nicole Thomas hat sich auf den Weg gemacht und gefragt, was Frauen hierzulande wollen.
Julia Ryssel ist 30 und will alles: Familie und Karriere. Damit das kein Traum bleibt, hat sie die Ärmel hochgekrempelt und sich durchgeboxt. Die Ingenieurin gründet ein Start-Up-Unternehmen und ist angekommen in der Dresdner Unternehmerszene. Doch zu ihrem Alltag gehört auch, dass Ihre männlichen Kollegen immer zuerst gefragt und angesprochen werden, dass immer noch alte Rollenbilder greifen.
Manchmal merke ich es, wenn zum Beispiel externe Veranstaltungen hier sind und aus dem Mittelstand ältere Herren da sind. Dann spüre ich es total, dass eine andere Stimmung ist und ich vielleicht doch eher mal nach einem Kaffee gefragt werde als sonst.
Frau an zwei Fronten
Mit 21 Jahren heiraten - das fand Johanna Winkler aus Crimmitschau nicht ungewöhnlich. Sie hat ihren Lebensentwurf früh in die Tat umgesetzt. Zwei Töchter krönen ihr Glück. Das Familienleben steht für Johanna an erster Stelle, doch die berufliche Weiterbildung darf auch nicht zu kurz kommen. So steht sie ihre Frau an zwei Fronten: Zuhause bei der Familie und im Berufsleben. Eine Doppelbelastung, die sie vorausschauend managen muss.
Es ist schon sehr schwierig. Das muss ich sagen und ohne Hilfe meiner Eltern, meiner Schwiegereltern, meines Mannes könnte ich das auch nicht machen. Ich bin wirklich darauf fixiert, dass mein Mann geregelte Arbeitszeiten hat, dass er auf die Kinder aufpassen kann und dass ich dann lernen kann.
Arbeit in der Friedensbewegung
Heike Bärwolff aus Eisenach hat einen anderen Traum. Aufgewachsen in der DDR bedeuten Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung für sie frei zu sein – der "kleine Unterschied" ist dabei Nebensache.
Mein Leben war geprägt von Ideen, von Vorstellungen. Ich hatte den Freiheitsdrang schlechthin. Ich wollte immer schon reisen, habe mir allerdings keine Gedanken gemacht, wie ich das anstellen soll und bin getrampt und ich habe meine Jugend genossen und habe versucht meine Vorstellungen umzusetzen. Manchmal auch mit dem Kopf durch die Wand.
1983 beginnt sie mit anderen Frauen in der Friedensbewegung zu arbeiten. Sie sind die ersten in Eisenach. Ihr politisches Engagement hat damals ihrer Karriere geschadet. Doch diese Erfahrung hat sie stark gemacht und gewappnet. Bis heute steht sie ihre Frau, lebt ihre Überzeugung - noch immer gegen viele Widerstände.
Was macht Frauen hierzulande aus? Wie erleben sie die öffentliche Diskussion über ihre Belange? Der Film zeigt: im Alltag unserer Protagonistinnen sind die klassischen Rollenbilder schon längst überholt. Denn egal ob Frau Karriere machen will oder in ihrer Mutterrolle aufgeht – emanzipiert sind sie alle, denn sie wissen, was sie wollen.