Eine Dachgeschosswohnung
Im Winter oft etwas zu kühl, im Sommer zu heiß: Wohnungen im Dachgeschoss sollten gut isoliert sein, damit sie die Außentemperaturen nicht zu stark aufnehmen. Bildrechte: imago images/Shotshop

Interview Diese Hitze im Dachgeschoss: Was kann man tun?

17. August 2022, 15:30 Uhr

Es ist heiß in Sachsen, auch nachts, ganz besonders in Dachgeschosswohnungen. Warum ist das so? Sind die Häuser so schlecht gedämmt? Wäre eine Klimaanlage die Lösung? Im Gespräch ist der Bauphysiker Luca Danilo Ahrens. Er ist Sachverständiger für Schall, Wärme und Brandschutz. Als Student hat er selbst in einer Dachgeschosswohnung gelebt.

Wie war das damals für Sie im Dachgeschoss zu wohnen?

Bauphysiker Luga Danilo Ahrens: Wenn ich an die Wohnung denke, dann waren 35 Grad im Sommer schon fast ein Segen. Man hatte dann teilweise gefühlte 45 Grad da drin. Deswegen ist das für mich sehr gut nachvollziehbar, wie es denen geht, die jetzt im Hochsommer oben im Haus leben und schlafen.

Warum ist es unter einem Dach immer so heiß?

Dass es in einer Dachgeschosswohnung so warm wird, liegt unter anderem daran, dass wir die Dachflächenfenster haben, die zur Sonne eine viel bessere Ausrichtung als die Fenster haben, die normalerweise in den Wänden verbaut sind. Dazu kommen natürlich auch die Dachziegel-Steine. Wir hatten damals diese dunkelroten Ziegel und die haben sich natürlich im Sommer exorbitant aufgeheizt. Die Ziegel sind dann so warm geworden, dass sie im Endeffekt wie ein riesiger Infrarot-Heizkörper gewirkt haben.

Ein ALtstadtgebäude mit Dachgeschosswohnungen
Diese Fenster versprechen eine helle Wohnung, aber warm wird es auch, gerade in älteren Häusern mit schlechter Wärmeisolierung. Bildrechte: Colourbox.de

Welche Auswirkungen hat ein gut gedämmter Dachboden auf das Raumklima?

Je mehr wärmespeicherfähige Masse wir zwischen dem Dachziegel oder Stein und dem Innenraum haben, desto besser ist das. Was bedeutet speicherfähige Masse? Wir hatten bei meiner Wohnung damals nur ein bisschen Mineralwolle dazwischen. Das bedeutet, zwischen den Dachsparren (Dachkonstruktion bei geneigten Dächern, Anm. d. Red.) gab es ein bisschen Mineralwolle. Innenseitig waren direkt die Gipskartonplatten drauf. Da gab es nicht einmal eine Dampfbremsfolie, außen gab es auch keine Regenbahn. Das ist leider absoluter Standard bei sehr vielen alten Gebäuden.

Ein Dachdecker arbeitet auf einem Dach.
Das A und O beim Neubau ist eine gute Wärmedämmung. Bildrechte: IMAGO / Wassilis Aswestopoulos

Was kann ich als Mieter im Dachgeschoss eines älteren Hauses tun?

Wichtig ist das Thema Fenster. Wenn es der Vermieter nicht geschafft hat, einen Rollladenkasten zu verbauen, dann können wir die Verschattung von innen machen und eine Folie ankleben. Dies könnte zum Beispiel ganz pauschal eine Alufolie sein oder aus dem Verbandskasten diese Rettungsfolie. Das ist eine Low Budget Lösung.

Eine weitere Lösung, um die Hitze abzuhalten, wäre es, die Fenster mit Sonnenschutzfolie zu bekleben. Wenn sie extrem tief in die Tasche greifen wollen, können sie sogar so ein Glas nehmen, das sich dann verfärbt, je nach stärkerer Sonneneinstrahlung.

Eine weitere Lösung, um die Hitze abzuhalten, wäre es, die Fenster mit Sonnenschutzfolie zu bekleben.

Luca Danilo Ahrens | Bauphysiker und Sachverständiger für Schall, Wärme und Brandschutz

Eine Frau sitzt an ihrem Laptop mit einer Dose in der Hand.
Diese Hitze und dann noch lernen: Studentinnen und Studenten wohnen gern gemütlich unterm Dach. Meist sind die Mieten günstiger und die Dämmung lässt zu wünschen übrig. Bildrechte: Colourbox.de

Was könnte der Mieter noch tun?

Jeder Mieter und Nutzer sollte nachts in seiner Wohnung, nicht nur im Dachgeschoss, wenn es sich etwas heruntergekühlt hat, die Fenster aufreißen. Durch die kühle Luft wird die komplette innnenliegende speicherfähige Masse wieder aktiviert und so die ganze aufgenommene Wärme nach draußen geführt.

Fliesen sind besser als Parkettboden, weil der Estrich darunter thermisch aktiviert ist und besser Wärme leitet. Alles was Leichtbau ist, also Holz, Gipskarton, Mineralwolle, all das, was theoretisch im Dachgeschoss immer verbaut wird, ist für heiße Sommer im Dachgeschoss nicht optimal. Das heißt, man muss bei seiner Planung, beim Neubau schon sehr stark darauf achten und der Nutzer, der Mieter, muss schauen, wie er das in älteren Häusern minimiert bekommt.

Damit sind die Mieter ja komplett abhängig von verbauten Materialien …

Ja, so sollte es nicht sein. Das ist einfach ein Planungsfehler. Mit der Wärmedämmung wird beim Bau oft nicht sensibel genug umgegangen.

Am besten überlegt man sich schon, wenn ich mir eine Wohnung ansehe und dort einziehen will, ob ich damit klarkomme oder nicht.

Luca Danilo Ahrens | Bauphysiker

Ausgebauter Dachboden.
Sollte man wissen: Dachzimmer, die bei Wohnungsübergabe so einladend aussehen, könnten sich an heißen Sommertagen als Wärmekammer entpuppen. Bildrechte: IMAGO

Was halten Sie von einer Klimaanlage?

Jein. Die Klimaanlage sollte immer die letzte Lösung sein, die ich verbaue. Sie kostet mich nicht nur Geld in der Installation, sondern auch laufende Kosten. Das zweite Problem ist der ökologische Fußabdruck, weil sie einfach sehr viel Energie verbraucht.

Habe ich jetzt stattdessen eine Photovoltaikanlage und kann meine Klimaanlage quasi 100 Prozent über meine Photovoltaikanlage speisen, dann ist das theoretisch okay. Trotzdem habe ich halt diese Technik, die eingebaut werden muss. An eine Mietwohnung dürfen Sie außerdem nicht einfach so ein Gerät draußen an die Wand schrauben, selbst wenn ihr Vermieter zustimmt. Wenn der Vermieter nicht der 100-prozentige Eigentümer der Immobilie ist, könnte das Probleme bereiten.

Die Klimaanlage sollte immer die letzte Lösung sein, die ich verbaue.

Luca Danilo Ahrens | Bauphysiker

Klimaanlage
Wer eine Mietwohnung hat und eine Klimaanlage installieren möchte, braucht das Einverständnis vom Vermieter und vom Eigentümer des Hauses. Bildrechte: PantherMedia / Péter Gudella

Wenn die Bedingungen für eine Klimaanlage erfüllt sind - was muss ich beachten?

Bei den Wirkungsgraden der Klimaanlagen gibt es extrem hohe Unterschiede. Das heißt, da sollte man sich auf jeden Fall beraten lassen, welches Gerät sie dann nehmen. Wir haben teilweise Unterschiede von 20 bis 40 Prozent im Wirkungsgrad. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und denken, die sind alle gleich. Man hat auch gut 20 bis 40 Prozent an Mehrkosten für die Klimaanlage.

MDR (in,th)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 17. August 2022 | 10:17 Uhr

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