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Kindern aus Büchern vorzulesen, hilft ihnen beim Verstehen von Zusammenhängen und fördert ihre Kreativität. Bildrechte: imago images/Cavan Images

InterviewWarum Lesen und Vorlesen so wichtig ist

02. April 2022, 12:45 Uhr

Jährlich findet am 2. April der Internationale Kinderbuchtag statt. Doch welche Rolle spielt das Lesen und Vorlesen von Büchern noch in Zeiten digitaler Medien? Und wie wichtig ist es? Darüber haben wir mit Roman Schulz vom Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen gesprochen. Er ist gelernter Buchbinder und hat früher als Lehrer für Deutsch und Geschichte gearbeitet.

Welche Bedeutung hat das Lesen für den Einzelnen?

Roman Schulz: Lesen hat grundsätzlich mehrere Bedeutungen. Erstens eine sehr rationale: Lesen ist die Fähigkeit oder Kompetenz aus Texten Inhalte zu erschließen. Diese braucht man im Leben überall. Also ob nun am Computer oder am Fahrkartenautomaten, man muss lesen können, um durchs Leben zu kommen.

Außerdem gehört zum Lesen auch ein Textverständnis, das man sich also erschließt, was gemeint ist. Dann gibt es aber auch noch eine literarische Bedeutung. Die Fähigkeit des Lesens ist eines der größten Kulturgüter der Menschheit. Lesen ist somit nicht nur verbunden mit einem reinen Wissenserwerb, sondern auch mit der Aneignung von Idealen, humanistischen Werten, von Spannung oder Geschichte. Lesen ist also eine gewisse Art der Lebensbereicherung.

Welche Konsequenzen hat es, wenn ein Mensch nicht gut lesen kann?

Die Kompetenz, die mit Lesen verbunden ist, dass man Inhalte aus Texten erschließen kann, ist für das Leben unerlässlich. Egal in welchem Bereich, ob als Krankenschwester oder als Taxifahrer, ich muss lesen können, um das Leben zu beherrschen.

Ein Leben ohne Bücher ist zwar möglich, aber kulturlos.

Roman Schulz | Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen

Natürlich gibt es die Möglichkeit von Hörbüchern, Podcasts oder Sprachassistenten, aber selbst, um diese bedienen zu können, muss ich lesen können. Ich wage mich auch die Aussage zu formulieren, ein Leben ohne Bücher ist zwar möglich, aber kulturlos. Literatur hat also im Leben der Menschen und auch im Alltag der Schule einen großen Stellenwert.

Welchen Stellenwert nimmt die Schule für die Lesekompetenz ein?

Schule hat zum einen den wichtigen Auftrag, Fachwissen zu übermitteln und zum anderen einen Bildungs- und Erziehungsauftrag und dazu gehört auch das Lesen. Die Schule kann dabei auch die Liebe zum Buch fördern, manche bekommen vielleicht dort das erste Mal ein Buch in die Hand.

Die Frage ist nur, worauf muss sich die Schule fokussieren. Ist es nur der klassische Lesekanon mit Goethe und Schiller oder muss auch aktuelle Kindheitsliteratur einbezogen werden. Da hat die Schule eine große Verantwortung. Mit der falschen Auswahl kann möglicherweise auch das Gegenteil erreicht werden.

Wie kann man Kinder zum Lesen motivieren?

Am besten kann man Kinder motivieren, indem man darauf eingeht, was sie gerne lesen. Man sollte ihnen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Bücher auszuwählen. Lesen sollte auch nicht nur schulisch geprägt sein.

Lesenachmittage oder Lesenächte sind da eine wunderbare Möglichkeit, um auch Kinder zu motivieren, die sonst vielleicht nicht gern lesen. Da sollten unkonventionelle Zugänge gefunden werden und auch Schulen müssen da über ihren konservativen Schatten springen.

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MDR (ek)