Bio, Öko, fair Nachhaltig und umweltfreundlich einkaufen

Wo Bio draufsteht ist auch Bio drin? Was klimafreundlich scheint, ist es oft nicht. Zu Gast bei MDR um 4 ist die Expertin und Journalistin Katrin Hartmann. Sie gibt Tipps, wie Sie sich umweltfreundlich und gesund ernähren können.

Obst, Gemüse und Nüsse mit BIO-Siegel
Wie verlässlich sind Biosiegel? Und ist Bio automatisch gesünder? Die Autorin und Journalistin Katrin Hartmann klärt auf. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Lieber Bio? Oder regional? Kein Fleisch – aber was stattdessen? Unverpackt – aber woher nehmen? Und was soll das Ganze kosten? In den vergangenen Jahren ist das Umweltbewusstsein der Deutschen gestiegen. Auch die Ernährung ist ein Teil der Lebensveränderung. Nur ist das Ganze komplex. Was klimafreundlich scheint, ist es oft nicht. Was ökologisch wertvoll ist, muss nicht gesund sein.

Umwelt-Journalistin und Autorin Kathrin Hartmann recherchiert seit Jahren, und hat herausgefunden, was wirklich sinnvoll und auch praktisch ist. Bei "MDR um 4" klärt sie auf und gibt Tipps zur Umsetzung einer umweltfreundlichen Ernährung.

So behalten Sie im Label-Dschungel die Orientierung

Grundsätzlich gilt: Bioprodukte erkennt man am EU-Bio-Logo. Hat ein Produkt kein EU-Bio-Logo, ist es auch kein Bioprodukt. Daneben gibt es noch viele weitere Bio-Kennzeichnungen auf Lebensmitteln:

  • Label ökologischer Anbauverbände: Die meisten Verbände wie z.B. Bioland, Naturland oder Demeter existierten in Deutschland schon vor der Einführung der EG-Öko-Verordnung im Jahr 1993. Die Verbandsrichtlinien sind in einigen Punkten strenger als der EU-Bio-Standard.
  • Handelsmarken: Viele große Handelsketten haben eigene Bio-Marken gegründet, um Bioprodukte besser vermarkten zu können. Die Umweltanforderungen entsprechen dabei dem EU-Bio-Logo.

Im Informationsportal label-online.de finden Sie unter der Kategorie "Ernährung" alle Siegel der Anbauverbände und der Bio-Handelsmarken.

Welche geschützten Begriffe es gibt

Die Bezeichnungen "Bio" und "Öko" sind gesetzlich geschützte Begriffe. Erzeugung und Verarbeitung so gekennzeichneter Lebensmittel sind nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus erfolgt. Auch folgende Begriffe auf Lebensmitteln dürfen nur für Bioprodukte verwendet werden:

  • biologisch oder ökologisch
  • kontrolliert biologisch bzw. kontrolliert ökologisch
  • biologischer bzw. ökologischer Landbau.

Andere Begriffe hingegen wie z.B. "integrierter Landbau" oder "kontrolliert" stehen nicht für Bioprodukte.

Wesentliche Merkmale des ökologischen Landbaus sind

  • Fruchtfolgen: Wechselnder Anbau verschiedener Kulturen, die sich gegenseitig ergänzen. Mit dieser Methode wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert. Außerdem haben Krankheiten und Schädlinge dadurch weniger Chancen, sich zu verbreiten.
  • Humuswirtschaft: Dazu gehören Bodenlockerung und Gründüngung. Ansonsten bildet das aus dem eigenen Betrieb stammende organische Material (Mist und Kompost) die Grundlage für die weitere Anreicherung mit Humus.
  • Stärkung der pflanzeneigenen Abwehrkräfte: Grundprinzip ist die Vorbeugung gegen Krankheiten. Dabei hilft das Wissen über günstige Pflanzen-Nachbarschaften, richtige Saatzeitpunkte, Standort- und Sortenwahl etc.
  • Unkrautregulierung ohne Chemie: Gelingt durch Fruchtfolge und Bodenbedeckung (z.B. mit Stroh) oder auch durch mechanische Bearbeitung.

Gesetzeslage: Nur Produkte, die nach den Regeln der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau produziert und kontrolliert werden, tragen das "Bio"-Siegel:

  • Lebensmittel, die aus mehreren Zutaten bestehen, müssen zu mindestens 95 Prozent aus dem ökologischen Landbau kommen. Die übrigen 5 Prozent dürfen nur dann aus der konventionellen Landwirtschaft stammen, wenn sie in ökologischer Qualität am Markt nicht verfügbar sind.
  • Nur Erzeuger sowie Verarbeitungs- und Importunternehmen, die den Anforderungen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau gerecht werden und sich den vorgeschriebenen Kontrollen unterziehen, sind berechtigt, ihre Produkte unter der Bezeichnung "Bio" oder "Öko" zu vertreiben.
  • Zur Kennzeichnung der Produkte muss die Codenummer der zuständigen Öko-Kontrollstelle angegeben werden.

Überfüllte Müllcontainer stehen an einer Sammelstelle in Berlin.
Die Plaste-Tonne muss nicht überquellen. Bildrechte: imago images/photothek

Wie Konsum zukunftsorientiert wird und trotzdem Spaß macht, weiß Martin Gsell vom Institut für angewandte Ökologie. Ihm geht es um Warenkreisläufe: Reduce, Re-use, Recycle.

Reduzieren: Brauchen wir das wirklich? Weniger ist mehr gilt für jeden einzelnen Kauf.

Re-use (also erneut verwenden): Dinge, die schon gebraucht wurden, sollen wieder zurück in den Warenverkehr gebracht werden. Altes spenden oder verkaufen, gebrauchte Waren erwerben.

Recycle: Aus alt mach neu. Teile von bereits verwendeten Gebrauchsartikeln werden wiederverwendet.

Was nachhaltiger Konsum ist

Nachhaltig zu konsumieren heißt, genauer hinzuschauen und bewusst Produkte zu kaufen, deren Herstellung und Nutzung energiesparend und umweltfreundlich ist. Dabei ist wichtig, dass die Menschen, die die Waren herstellen, angemessen bezahlt werden und unter fairen Bedingungen arbeiten.

Auch beim Kauf von Lebensmitteln kann darauf geachtet werden, möglichst nachhaltig zu kaufen.

Drei alltagstaugliche Tipps, mit denen sich der eigene ökologische Fußabdruck beim Einkaufen ein paar Nummern verkleinern lässt:

Kaufen Sie regionale Lebensmittel

Kaufen Sie Produkte in Bio-Qualität bei landwirtschaftlichen Erzeugern aus der Region, die saisonal ausgerichtet sind. Das sind gute Ansätze für einen nachhaltigen Lebensmitteleinkauf, egal ob im Biomarkt, auf dem regionalen Wochenmarkt oder bei einer Marktschwärmerei. Nutzen Sie auch umweltfreundliche Verkehrsmittel und kaufen Sie zu Fuß, per Rad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr ein.

Vermeiden Sie Müll

Verzichten Sie darauf, Plastik- oder Papiertüten zu kaufen. Nehmen Sie einen eigenen Einkaufsbeutel mit in den Supermarkt. Achten Sie außerdem darauf, lose statt vorverpackte Ware zu kaufen, um Verpackungsmüll zu reduzieren. Äpfel oder Orangen müssen nicht einzeln in Tüten verpackt werden. Kaufen Sie saisonal und in Bio-Qualität. Verzichten Sie auf den Kassenzettel.

Reduzieren Sie den Konsum tierischer Produkte

Die Fleischproduktion belastet die Umwelt enorm. Essen Sie wenig tierische Lebensmittel, egal ob Fleisch, Fisch oder Käse. Achten Sie beim Kauf auf Bio-Qualität und das "Ohne Gentechnik"-Siegel.

Biolebensmittel dienen dem Umwelt- und Tierschutz. Sie helfen, die mit der konventionellen Landwirtschaft verknüpften Umweltbelastungen zu reduzieren. Anbau und Herstellung von Biolebensmitteln sind in der EG-Öko-Basisverordnung geregelt. Wichtigste Merkmale sind der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und auf leicht lösliche mineralische Düngemittel sowie eine möglichst artgerechte Tierhaltung.

Werden "Bio"-Produkte stets nachhaltiger hergestellt?

"Bio" ist nicht gleichzusetzen mit "nachhaltig". So können Bio-Lebensmittel trotzdem einen weiten Transportweg hinter sich haben und aus nicht-saisonalem Anbau stammen. Trotzdem setzen Bio-Siegel hohe Standards für die Herstellung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. Alle Bio-Lebensmittel werden zertifiziert, so dass die Produktion regelmäßig überprüft wird.

Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU) 2020, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/Umweltbundesamt (BMU/UBA) 2020

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Juni 2022 | 17:00 Uhr

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