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Steigende GaspreiseHeizen mit Pellets oder Wärmepumpe als Alternative zu Öl oder Gas?

30. August 2022, 21:41 Uhr

Hausbesitzer mit Öl- oder Gasheizung sorgen sich um die unsichere Versorgungslage und die steigenden Energiekosten. Für viele Grund genug, sich nach Alternativen zum Heizen umzuschauen. Um die Preissteigerungen zu dämpfen, können viele auf klimafreundliche Energiequellen umrüsten, wie zum Beispiel Solarthermie oder Luftwärmepumpen. Einige der Heizsysteme werden sogar vom Bund gefördert.

Heizen mit Öl und Gas immer teurer

Durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine sind die Energiepreise stark angestiegen. Auch die Inflation treibt die Kosten für Gas und Öl weiter in die Höhe. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schauen daher mit Sorge auf die Wintermonate. Manche Hausbesitzer überlegen deshalb auf andere Heizungssystem umzusteigen. Diese vier Alternativen sind möglich.

Alternative I: Die Solarthermie, Wärme durch Sonnenstrahlen

Solarthermie nutzt die Wärme der Sonnenstrahlen für Warmwasser und Heizung. Diese wird durch flache oder röhrenförmige Sonnenkollektoren auf dem Dach gesammelt. Je mehr Kollektoren installiert sind, desto mehr Sonnenwärme kann aufgenommen werden. Laut der Verbraucherzentrale kann je nach Größe der Kollektoren, der individuellen Verbrauchssituation, den Gebäudeeigenschaften und der Haustechnik bis etwa ein Drittel der Heizwärme abgedeckt werden.

Doch auch bei einer größeren Anzahl reicht die gesammelte Wärme für einen großen Energieverbrauch nicht aus. So dienen einfache Solarthermie-Anlagen nur zur Trinkwassererwärmung.

Daher ist diese Alternative für Alrun Jappe von Finanztest lediglich eine Heizungsunterstützung und sollte mit einem anderen System, wie einer Wärmepumpe oder einem Pelletofen, kombiniert werden. Jedoch ist diese klimafreundliche Alternative derzeit noch aufwendig und teuer. Laut Jappe lohnt sich dieses System daher eher für größere Haushalte.

Alternative II: Die Luftwärmepumpe, Umgebungsluft nutzen

Die Luftwärmepumpe ist eine gute Heizungsalternative für Neubauten und gut gedämmte Gebäude, da sie die thermische Energie der Umgebungsluft nutzt und diese in Heizwärme umwandelt. Die Verbraucherzentrale empfiehlt deswegen besonders Gebäude, die bereits eine Fußbodenheizung oder eine Wandheizung besitzen. Damit ist es möglich, auch bei geringen Heizwasser-Temperaturen das Haus gut zu wärmen. Ein weiterer Vorteil ist ihre relativ schnelle Installation.

Eine Luftwärmepumpe sollte jedoch gut an die häuslichen Gegebenheiten angepasst sein, sonst verbraucht sie zu viel Strom. Damit wäre sie lediglich eine weitere Stromheizung und gebe gerade in den Wintermonaten keine finanzielle Entlastung, so Jappe. Je nach Modell belaufen sich die Kosten für eine Luftwärmepumpe auf 10.000 bis 16.000 Euro.

Auch wird zu einem zusätzlichen Pufferspeicher geraten. Dieser kann erzeugte Wärme zwischenspeichern, sollte der Netzbetreiber die Wärmepumpe stundenweise vom Netz nehmen. Die Zwischenspeicherung überbrückt diese Zeit. Außerdem gibt es Geräte, die ziemlich laut sind. Ein richtiger Aufstellort spielt daher eine wichtige Rolle für den Schallschutz.

Alternative III: Erdwärmepumpen und Wassererdwärmepumpen

Zwei weitere Wärmepumpen sind vor allem gute Alternativen für Neubauten. Zum einen die Erdwärmepumpe, welche die Wärme aus der Erde zieht. Sie nutzt die in den oberen Bodenschichten gelagerte Sonnenenergie, um das Trink- und Heizwasser zu erhitzen.

Dabei arbeitet sie sehr energieeffizient, erzielt eine hohe Wärmeförderung und ist langlebig. Allerdings ist die Installation sehr aufwendig und daher mit höheren Investitionskosten verbunden als bei einer Luftwärmepumpe.

Zum anderen gibt es die Wassererdwärmepumpe - oder auch Grundwärmepumpe. Sie zieht mittels einer Brunnenanlage Wärme aus dem Grundwasser. Das ist jedoch sehr selten, denn es muss genügend Grundwasser in ausreichender Qualität vorhanden sein. Es darf nicht zu viel Eisen oder Mangan enthalten, sonst gibt es Ablagerungen im Wärmetauscher. Durch einen energieeffizienten und kostensparenden Betrieb ist die Grundwasserpumpe die wirksamste von allen Wärmepumpen.

Jedoch ist die Anschaffung einer Brunnenanlage relativ teuer und aufwendig. So muss für eine Grundwasserwärmepumpe zwischen 17.000 und 25.000 Euro einkalkuliert werden. Auch muss ein höherer Planungsaufwand berücksichtigt werden, um die Grundwasserqualität zu überprüfen.

Zudem sind beide Wärmepumpen wegen der Bohrarbeiten genehmigungspflichtig. Die Regelungen für die Nutzung sind je nach Bundesland verschieden. Deshalb rät Jappe diese Alternative vor allem Verbrauchern mit einem größeren Grundstück.

Alternative IV: Die Pelletheizung, Einsatz gepresster Holzspäne

Bei einer Pelletheizung wird Energie für Heizung und Warmwasser durch die Verbrennung naturbelassener und in Form gepresster Holzspäne gewonnen. Das Heizen mit Pellets ist eine gute Alternative für alte Häuser und Wohnungen, die früher eine alte Ölheizung besaßen oder die keinen Gasanschluss besitzen. Auch Häuser, die wenig Dämmung oder eine Fußbodenheizung besitzen, eigenen sich für diese Art von Heizsystem.

Pelletheizungen gelten als klimaneutral, da beim Verbrennen von Holz nur das CO2 freigesetzt wird, das die Bäume im Wachstum gebunden haben, während bei Erdgas- und Ölheizungen seit Jahrtausenden gebundenes CO2 freigesetzt wird. Nachteilig an Pelletheizungen sind zum einen die hohen Anschaffungs- und Wartungskosten. So sollten die vergleichsweise hohen Betriebsstromkosten einberechnet werden. Zum anderen belasten die Pelletheizungen die Luft mit viel mehr Feinstaubemissionen als das bei Gas- und Ölheizungen der Fall ist.

Auch sollte ausreichend Platz für das Pelletlager vorhanden sein. Zudem sind die Preise für Pellets ebenfalls gestiegen. Somit sind Heizkosten an die Preiseentwicklung für Pellets gekoppelt und nicht unbedingt günstiger.

Bund hilft bei der Finanzierung mancher alternativen Heizsysteme

Sowohl das Bundeswirtschaftsministerium als auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördern einige Alternativen für Heizungssysteme, da sie als erneuerbare und klimafreundliche Energieressourcen gelten. So wird die Installation einer Pelletheizung oder Wärmepumpe bis zu 45 Prozent und Solarthermie bis 30 Prozent vom Bund gefördert.

Alrun Jappe rät bei einer Umstellung zu klimafreundlicheren Heizungssystemen sich unbedingt einen Energieberater zu beauftragen. Unter anderem bietet die Verbraucherzentrale diesen Service im kleinen Rahmen an. Bei komplexeren Ausgangssituationen sollte ein Energieeffizienzexperte dazugezogen werden. Dieser schaut sich das Haus genaustens vorab an, um sich ein Bild der gesamten Energieversorgung zu verschaffen.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel wurde in Bezug auf den CO2-Ausstoß und die Feinstaubbelastung von Pelletheizung nach Erscheinen noch ergänzt. In einer älteren Version wurde der Feinstaub-Ausstoß von Pelletheizungen nicht thematisiert.

Hohe Energiekosten: Gibt es Alternativen?

MDR (lmb)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Juli 2022 | 05:00 Uhr