Eine Frau telefoniert
Von Fake-Anrufen betroffen sind alle Altersgruppen. Die Täter versuchen, großen psychischen Druck aufzubauen, um sich Gelder zu erschleichen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Betrugsmasche 20.000 Euro verloren durch Europol-Abzocke mit Fake-Anruf

02. September 2022, 09:57 Uhr

Immer wieder geben sich Kriminelle bei Anrufen als Ermittler von Europol oder Interpol aus, um vermeintlich bedrohtes Geld zu retten. Dann zocken sie es selber ab! Eine Studentin aus Leipzig verlor so 20.000 Euro.

Geld sei in Gefahr, Haftstrafe drohe: Betrüger bauen psychischen Druck auf

Immer öfter klingelt seit Anfang diesen Jahres bei Menschen das Telefon und es melden sich am anderen Ende angebliche Ermittler von Europol. Da wird man schon nervös, wenn der Name einer internationalen Polizeibehörde fällt.

Wenn dann noch erklärt wird, die eigenen Konten und damit das Ersparte seien gefährdet, weil Betrüger sie im Visier hätten, steigt der Druck weiter. Gerne wird auch erzählt, man selber oder Verwandte seien in eine Straftat verwickelt und die angeblichen Ermittler könnten dabei helfen, einer Haftstrafe zu entgehen.

So versetzen die Betrüger ihre Opfer gezielt in eine psychische Ausnahmesituation. Dann erklären die Anrufer, um Schaden abzuwenden, bräuchten sie Zugangsdaten zu diversen Konten oder Geldbeträge, die überwiesen werden müssten, um tätig werden zu können.

Studentin wurde Opfer der Masche und verlor so 20.000 Euro

Den 6. Juli 2022 wird eine Studentin aus Leipzig nie vergessen. Rund 20.000 Euro haben Betrüger mit der Europol-Abzocke bei ihr ergaunert. Sie will darüber berichten, um andere zu warnen, aber anonym bleiben. Mit "Kripo live" hat sie darüber gesprochen. Wir nennen sie Sina.

Anruf von deutscher Nummer

Sina bekam nach eigenen Angaben einen Anruf von einer deutschen Nummer. Als sie abnahm, sei eine Ansage vom Band ertönt, die gesagt habe, ihre persönliche Daten seien missbraucht worden. Die Studentin sei aufgefordert worden, die Taste eins zu drücken. Völlig überrumpelt von der Situation machte sie das auch.

Bundespolizei ermittle wegen Straftaten

Eine Frauenstimme habe sich gemeldet, die erklärt habe, eine Mitarbeiterin der Bundespolizei zu sein. Angeblich seien mehrere Bankkonten und zwei Berliner Adressen auf den Namen der Studentin registriert. In den Wohnungen seien Drogen gefunden. Es bestehe daher der Verdacht auf Geldwäsche und Drogenhandel. Die Studentin habe eine Aktennummer zu ihrem vermeintlichen Fall mitgeteilt bekommen.

Nächster Anrufer gibt sich als Europol-Mitarbeiter aus

Nun sei schließlich auch Europol ins Spiel gekommen. Sina sei wieder angerufen worden, diesmal von einem angeblichen Europol-Mitarbeiter. Dieser habe sie dazu aufgefordert, ihr gesamtes Geld auf ein spezielles Bankkonto zu überweisen, um eine Haftsrafe abzuwenden. Dies habe sie unter dem so erzeugten Druck per App ihrer Online-Bank noch während des Telefonats getan, knapp 20.000 Euro.

Der angebliche Europol-Mitarbeiter habe ihr gesagt, er hätte ihr einen Termin bei einer lokalen Polizeistation gemacht. Dort würde sie dann weitere Infos zu ihrem Fall erhalten. Als sie dann dorthin ging, habe jedoch niemand von ihrem Fall gewusst. Da wurde ihr klar, dass sie auf einen Fake-Anruf hereingefallen war. Sina erstattete Anzeige.

Geld ist futsch, Täter sitzen meist im Ausland

Fällt der Betrug auf, ist es meist zu spät. Das Geld ist weg und kann nicht zurückgebucht werden. Tückisch: Technisch ist es ein Kinderspiel für Kriminelle, dass die Opfer die tatsächlichen Telefonnummer von Europol, Interpol oder der Polizei angezeigt bekommen.

Die Betrüger befinden sich meist im Ausland. "Die Aussicht auf Klärung solcher Fälle ist tatsächlich leider gering. Die handelnden Täter sitzen meist im Ausland – häufig in den Niederlanden oder in Belgien. Dort werden auch zumeist die Konten geführt, auf die dann das Geld überwiesen werden soll. Davon wird das Geld zeitnah abgezogen. Und selbst, wenn man Personalien, die hinter solchen Konten stehen, ermittelt, stellt sich oftmals im Nachhinein heraus, dass die nicht echt sind", erklärt Chris Graupner von der Polizei Leipzig.

Wichtigster Tipp: Polizei fordert kein Geld

Die Polizei verlangt keine Barzahlungen oder Überweisungen. Auch werden Ermittler Sie nicht auffordern, persönliche Daten am Telefon preiszugeben oder irgendwelche Zahlentasten zu drücken. Wenn die Anrufer das tun, legen Sie auf und informieren Sie die Polizei. Recherchieren Sie dazu die Nummer der lokalen Dienststellen und benutzen Sie nicht die Rückwahltaste.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Kripo Live | 04. September 2022 | 19:50 Uhr

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