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VerbrauchertippsEinsparpotenziale: So bleibt die Wohnung warm trotz hoher Preise

30. August 2022, 10:50 Uhr

In diesem Winter wird das Heizen richtig teuer. Deshalb decken sich gerade viele Menschen mit Ölradiatoren oder Heizlüftern ein. Doch das ist bei dem hohen Stromverbrauch eine eher kostspielige Lösung. Wie bekomme ich also mein Zuhause warm, ohne mich zu ruinieren? Was kann ich in der Energiekrise selbst tun? Wo gibt es Einsparpotenziale? Und welche staatlichen Hilfen kann ich nutzen? All das klärt unser Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen.

Kostenexplosion: Zwei Beispielrechnungen für Gas

In diesem Winter wird das Heizen teuer, für fast alle. Besonders aber für alle, die ihre Wohnung mit Gas warmhalten. Das liegt daran, dass schlicht Gas auf dem Markt fehlt, weil Russland als größter Anbieter nicht liefert und Gas auch als politische Waffe im Rahmen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine nutzt.

Für Haushalte in Mitteldeutschland können sich die Kosten fürs Heizen dadurch in diesem Winter gut verdreifachen. Finanztip hat zwei Beispiele durchgerechnet, einmal ein Zweipersonenhaushalt in Leipzig. Für den steigt die Gasrechnung in der Grundversorgung bei einem Verbrauch von 12.000 kWh im Jahr von knapp 900 auf 2.675 Euro.

Bsp. 1: Paar aus Leipzig, 80qm-Whg., 12.000 kWh/Jahr
 2021/22 (Preis am 1.10.21) incl. 19 % MwSt.2022/23 (Preis am 1.10.22) incl. 7 % MwSt.
Grundpreis11,46€/Monat = 137,52€/Jahr10,15€/Monat = 121,85€/Jahr
Arbeitspreis6,28ct x 12.000 kWh = 753,60€21,27ct x 12.000 kWh = 2552,40€
Jahresrechnung891,12€2674,25€

Ein Plus von 1.783,13€ oder Faktor 3,0 (mit Preisen im Grundversorgungstarif der Stadtwerke Leipzig).

Eine Familie mit einem 130 qm Reihenhaus in Stendal und einem Verbrauch von 20.000 kWh muss mit einer Kostensteigerung um das Zweieinhalbfache auf 4.400 Euro rechnen.

Bsp. 2: Familie mit 2 Kindern aus Stendal, 130qm-Reihenhaus, 20.000 kWh/Jahr
 2021/22 (Preis am 1.10.21) incl. 19 % MwSt.2022/23 (Preis am 1.10.22) incl. 7 % MwSt.
Grundpreis12,50€/Monat = 150€/Jahr14,12€/Monat = 169,44€/Jahr
Arbeitspreis8,33ct x 20.000 kWh = 1.666€21,13ct x 20.000 kWh = 4226€
Jahresrechnung1816€4395,44€

Ein Plus von 2579,44€ oder Faktor 2,4 (mit Preisen im Grundversorgungstarif der Stadtwerke - Altmärkische Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke Stendal GmbH).

In unseren Beispiel-Rechnungen ist die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent schon eingerechnet.

An einigen Stellschrauben lässt sich drehen, um Heizkosten zu sparen oder Zuschüsse zu bekommen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Verantwortlich dafür ist vor allem die drastische Erhöhung des Preises für jede Kilowattstunde Gas. Die viel diskutierte Gasumlage macht hingegen nur einen kleinen Bruchteil der Erhöhung aus und wird zudem durch die Senkung der Mehrwertsteuer in beiden Fällen fast komplett ausgeglichen.

Dabei hilft die Gasumlage indirekt vor allem in Ostdeutschland. Dort kam in der Vergangenheit fast nur russisches Gas zum Einsatz. Den Wegfall zu ersetzen, ist für die großen Importeure so kostspielig, dass sie Pleite gehen würden. In der Folge müssten ihre Kunden – Stadtwerke und kleinere Gashändler – das Gas selbst beschaffen und noch deutlich höhere Preise zahlen.

Experten konnten den Effekt schon im Frühjahr sehen, als zu Beginn des Ukraine-Krieges die Preise für Heizöl in Brandenburg auf 2,10 Euro pro Liter stiegen, am Niederrhein aber nur auf 1,60 Euro. Normal sind Preisunterschiede von maximal 10 Cent zwischen unterschiedlichen Gebieten in Deutschland.
Neben den beiden Gasgiganten Uniper und SEFE (ehemals Gazprom Germania) haben sich auch noch ein paar gewiefte Händler für die Gasumlage als Konzern-Rettungspaket angemeldet, aber das ist eine andere Frage.

Was können Sie jetzt tun? Gas sparen und staatlichen Hilfen anzapfen

1. Heizkosten senken

Zuerst tun Sie alles, um ihren Energieverbrauch in diesem Winter so weit wie möglich zu senken. Je nach Haushalt sind sicher unterschiedliche Maßnahmen besonders wirkungsvoll. Beispielsweise mit diesen lassen sich Heizkosten sparen:

  • Optimieren Sie Ihre Heizung, wenn Sie das selbst entscheiden können. Dazu gehören Wartung, Einsatz neuer, moderner Thermostate und ein hydraulischer Abgleich.
  • Verbessern Sie die Heizleistung. Reinigen Sie die Heizkörper, entfernen Sie Vorhänge vor den Heizungen, Sofas und Schreibtische vor den Heizkörpern am Fenster. Lassen Sie sich von einer Energieexpertin der örtlichen Verbraucherzentrale oder des Gasversorgers (kostenlos) beraten.
  • Ändern Sie ihr verhalten. Drehen Sie das Thermostat im Schnitt 2 Grad herunter, das spart 12 Prozent, nutzen Sie die modernen Thermostate.

2. Staatliche Hilfen nutzen

Erkundigen Sie sich gleichzeitig, ob Ihnen staatliche Hilfen zustehen. Aber die kommen nicht von allein, sondern müssen beantragt werden.

  • Beantragen Sie Wohngeld, wenn Ihre Wohnungskosten hoch und ihr Einkommen niedrig ist. Über die Hälfte der Berechtigten tut das nicht, dabei haben Sie auf Wohngeld so viel Recht, wie auf ihren Personalausweis. Wohngeld können auch klamme Hausbesitzer beantragen, es heißt dann Lastenzuschuss.
  • Wenn die große Heizkostenabrechnung kommt, beantragen Sie in dem Monat einmalig Harz IV. Das können Sie tun, aber nur genau in dem Monat, in dem die Abrechnung gekommen ist. Antragsteller profitieren hierbei von einer Regelung, die noch bis 31. Dezember 2022 gilt.

Hier eine BeispielrechnungLars ist alleinstehend, zahlt eine Warmmiete von 400€ (inkl. Heizkosten) und verdient 1.200€ netto im Monat. Normalerweise hätte er keinen Anspruch auf Grundsicherung, da sein Einkommen sein Existenzminimum (Regelbedarf Alleinstehende: 449€ + Wohnkosten: 400€) um 351€ übersteigt.
Im Oktober muss Lars plötzlich eine Nebenkostennachzahlung von 900€ leisten. Nur im Monat Oktober würden damit seine Wohnkosten auf 1.300€ steigen und sich sein Bedarf auf 1.749€ erhöhen – bei 1.200€ Nettoeinkommen. Damit hätte er für diesen Monat Anspruch auf mind. 549€ Hartz-IV-Leistungen (ohne Freibeträge fürs Einkommen gerechnet).Finanztip

  • Holen Sie sich Ihr Geld vom Finanzamt jetzt zurück – statt bis zur Steuererklärung 2023 zu warten. Mit dem Antrag auf Lohnsteuerermäßigung sind für viele Haushalte hunderte Euro im Monat jetzt schon drin.
Mit staatlichen Hilfen lassen sich einige Kosten abfedern. Bildrechte: imago/Christian Ohde


Und natürlich gilt in diesen Zeiten ganz besonders: Wenn die Heizungsanlage Ihnen gehört, das nötige Geld angespart ist und die Fachfirmen einen Termin haben, optimieren Sie ihre Heizanlage – und zwar nicht nur in kleinen Schritten. Vom Energieberater bis zum Austausch der kompletten Heizungsanlage gibt es jede Menge Förderung.

Viel Erfolg!

Quelle: MDR um 4

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 30. August 2022 | 17:00 Uhr