Das müssen Sie wissenRente ab 63: Früher und abschlagsfrei in den Ruhestand?
Der frühe Ruhestand ist für viele ein Traum. Doch der kann ganz schön ins Geld gehen und zwar dauerhaft. Was dafür zu tun ist, welche Möglichkeiten es gibt, die Rente nach vorn zu schieben und wer von der Rente ab 63 profitieren kann, erklärt Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen.
Wie die Frührente klappt
Die Rente ab 63 ist de facto eine Rentenerhöhung für langjährig Beschäftigte. Denn wer früher in Rente gehen will als vorgesehen, muss normalerweise mit Abzügen von seiner Rente rechnen. Für jeden Monat früher werden sonst 0,3 Prozent von der Rente abgezogen. Von 1.000 Euro Rente bleiben also ohne Sonderregelung nur 928 Euro übrig, wenn man zwei Jahre früher geht.
Die Sonderregelung "Rente ab 63" setzt voraus, dass man 45 Jahre gearbeitet hat. Die Rentenversicherung zählt dabei auch Zeiten der Kindererziehung, der Pflege, der Arbeitslosigkeit und Ausbildungszeiten mit. Wer die 45 Jahre Anrechnungszeiten zusammenbringt, bekäme die 72 Euro aus dem Beispiel nicht abgezogen.
Um früher ohne Abzüge in Rente gehen zu können, muss man also in der Regel schon mit 18 oder früher angefangen haben zu arbeiten. Die Regelung zielt damit vor allem auf Arbeitnehmer in gewerblichen Berufen oder aus dem Handwerk.
Ganz ohne wirtschaftliche Folgen bleibt aber auch die Rente ab 63 nicht. Wer nämlich in seinem Beruf bis zum Alter von 65 oder 66 Jahren durchgearbeitet hätte, hätte in den zwei Jahren noch Rentenansprüche erworben. Bei durchschnittlichem Verdienst wären das fast 70 Euro Rente zusätzlich gewesen.
Um in unserem Ausgangsbeispiel zu bleiben: Aus 1.000 Euro Rente wären 1.070 Euro Rente geworden.
Bis zur Regelaltersgrenze arbeiten | 1.070 Euro |
Rente ab 63 (nach 45 Arbeitsjahren) | 1.000 Euro |
Zwei Jahre früher in Rente mit Abzügen | 928 Euro |
Hinzu kommt noch eine Sonderregelung. In dem Jahr, in dem man in den Ruhestand geht, wird festgelegt, wie hoch der Anteil der Rente ist, der lebenslang steuerfrei bleibt. Im Jahr 2020 sind das 20 Prozent. Im Jahr 2022 wären das noch 18 Prozent.
In unserem Beispiel gerechnet:
Wer bis 2022, bis zu seiner Regelaltersgrenze arbeitet, erhielte 18 Prozent seiner Rente steuerfrei. Das wären in dem Fall 192,60 Euro jeden Monat bis zum Lebensende.
Wer 2020 die Rente ab 63 nutzen kann, hätte noch 20 Prozent von 1.000 Euro steuerfrei, also 200 Euro jeden Monat bis zum Lebensende. Und wer mit Abzügen 2020 in Rente geht, bekäme 185,60 Euro Rente steuerfrei ausgezahlt.
Den Renteneintritt richtig planen
Wer nur diese gesetzliche Rente bezieht, wird bei der Rentenhöhe ohnehin erstmal keine Steuern zahlen müssen. Und in späteren Jahren sehr wenig, abhängig von der eigenen Steuererklärung und den Abzügen, die man geltend machen kann. Es lohnt also in dem Fall nicht, dort genau hinzuschauen und mehr auf die zusätzliche Rente zu setzen.
Die könnte man sogar mit einem Trick über zusätzliche Einzahlungen noch aufstocken, das lohnt sich meist mehr als Einzahlungen in eine private Altersvorsorge.
Ein künftig wohlbestallter Rentner/eine Rentnerin mit dann 2.000 Euro Rente im Basisfall bekäme fürs Weiterarbeiten bis 2022 vermutlich 130 Euro im Monat mehr und verlöre bei einer vorzeitigen Rente mit Abzügen 144 Euro und bekäme nur 1856 Euro.
Steuerfrei wären 400 Euro im Basisfall, 383,40 Euro beim Durcharbeiten und 371,20 Euro bei vorzeitigem Ruhestand mit Abzügen. Für die Beträge wären sonst wahrscheinlich rund 25 Prozent Steuern zusätzlich fällig. Immer vorausgesetzt, es gibt nicht noch andere Alterseinkünfte, dann könnte der Steuersatz noch höher sein.
Steuern wären aber auch für die Hälfte der Rente überhaupt fällig. Von den 130 Euro zusätzlich bleiben also nur 95 Euro zusätzlich, und die 144 Euro weniger wären eigentlich nur rund 110 Euro weniger. Das Steuerargument sollte mindestens mal angesehen werden.
Eher raus, länger genießen?
Und noch gar nicht betrachtet haben wir die Frage, wie alt man als Rentner eigentlich wird. Zwei Jahre später in Ruhestand gehen, bedeutet ja auch zwei Jahre weniger Rente kassieren. In unserem Basisfall 24.000 Euro weniger.
Dafür muss man bei allen Rentensteigerungen wahrscheinlich 20 Jahre lange Rente beziehen, um das auszugleichen. Die Rente mit 63 bleibt eine Rentenerhöhung und eine schöne Option, für die, die das Anrecht haben.
Unser Experte
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 05. Mai 2020 | 17:00 Uhr