Wertvolle TippsKurz vor Schluss die Rente aufbessern
Mit Mitte 50 rückt die Rente langsam näher. Noch knapp 10 Jahre kann man Überschüsse anlegen, um den Ruhestand genießen zu können. Doch welche Ideen und Möglichkeiten sind sinnvoll? Aktien, Fonds, Rentenversicherungen oder Bausparverträge? Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen hilft weiter.
Allein mit der gesetzlichen Rente wird der Ruhestand nicht gemütlich. Der Vergleich der zu erwartenden gesetzlichen Rente – die Prognose bekommt man einmal im Jahr geschickt – mit dem aktuellen Einkommen weist den Weg. Natürlich brauchen Sie in der Rente nicht unbedingt genauso viel Geld wie im Erwerbsleben. Der Weg und die Nebenkosten zur Arbeit fallen weg. Die Kinder sind aus dem Haus und kosten nichts mehr. Das eigene Haus oder die eigene Wohnung sind womöglich abbezahlt.
Aber der finanzielle Bedarf wird trotzdem ganz ordentlich sein. Die Gesundheit wird jenseits der Krankenkassenbeiträge mehr kosten. Am eigenen Haus geht nach Jahrzehnten die Dachrinne und die Heizungsanlage kaputt. Und auch der seniorengerechte Umbau der Wohnung kostet Geld. Ziel sollten deshalb 80 Prozent vom letzten Nettogehalt als Richtgröße sein. Wenn Sie schon wissen, dass Sie weniger oder mehr brauchen, auch gut. Jetzt geht es darum, sich auf den Weg zu machen.
Grundsätzlich gilt: Sorgen Sie privat vor, indem Sie Riestern. Oder beteiligen Sie Ihren Chef an einer zusätzlichen Vorsorge. Und auch auf eigene Faust, ohne Förderung von Staat oder Arbeitgeber, können Sie einiges erreichen, um später besser dazustehen.
Das Niveau der Grundsicherung erreichen
Jede Verbesserung im Job zählt, mehr Gehalt bedeutet für die meisten Arbeitnehmer mehr Rentenbeiträge und dann am Ende auch mehr Rente. Sind die 1.000 Euro Rente mal erreicht, kann es ernsthaft an die Sicherung des Lebensstandards gehen. Tut sie das noch nicht, müssen Sie unbedingt Ihr Einkommen und Ihre Einzahlung erhöhen, sonst wird es im Alter eng.
Privat die Rente aufbessern
Die Experten von Finanztip.de haben geprüft, für wen sich welche Zusatzversorgung am meisten lohnt. Infrage kommen ja im Prinzip eine Riester-Rente, die Betriebsrente und nicht gefördertes Sparen – am besten mit kostengünstigen Indexfonds. Riester ist für Kinderreiche und Singles mit hohem Einkommen ein bisschen besser, die Betriebsrente für Normalverdiener ohne Kinder – jedenfalls wenn der Chef etwas drauflegt.
Die Einzahlung in eine Betriebsrente spart Steuern und Sozialabgaben. Riester-Kunden bekommen eine direkte Förderung – für jeden Erwachsenen maximal 175 Euro im Jahr und pro Kind bis zu 300 Euro – und sparen bei höherem Einkommen auch noch Steuern.
Mehr Rendite mit Fondssparplan
Am meisten Rendite versprechen Riester-Fondssparpläne. Rendite bei geringen Kosten verheißt ein guter Riester-Fondssparplan, wie ihn Fairr oder die DWS in der rabattierten Version ihrer Toprente anbietet. Gute Alternativen sind die Uniprofirente 4P von Union Investment und die Deka-Bonusrente. Mit dem Fondssparplan stecken Sie Ihr Geld weltweit in Firmen. Und Sie haben trotzdem die Absicherung vom deutschen Staat, dass das Geld nicht verloren gehen kann.
Selbstständige müssen 500 bis 600 Euro zur Seite legen
Und wenn Sie (zum Beispiel als Selbstständiger) nicht in die gesetzliche Rente einzahlen, sollten Sie wissen, dass Sie 500 bis 600 Euro im Monat zur Seite legen müssen, um auf eine halbwegs auskömmliche Rente zu kommen. Bei den aktuell niedrigen Zinsen lohnen freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rente sogar für viele Selbstständige mehr als klassische Rentenversicherungen.
Die Extra-Rente vom Chef
Bei der Betriebsrente – dem zweiten Weg zur privaten Altersvorsorge – muss der Chef ran. Er schließt den Vertrag ab. Betriebsrenten gibt es in verschiedenen Ausführungen: In kleinen Unternehmen sind vor allem Pensionskassen und Direktversicherungen verbreitet. Ob Ihre Direktversicherung kostengünstig ist, können Sie im Ratgeber von Finanztip.de prüfen. Wenn Sie einen Teil Ihres Gehalts in eine Betriebsrente fließen lassen, sollte der Chef auch etwas zuschießen. Schließlich spart der die Sozialversicherungsbeiträge für diesen Gehaltsanteil. Mindestens so viel sollte er Ihnen oben drauflegen. Nach langen Jahren des Zögerns hat die letzte Bundesregierung die Chefs jetzt sogar zu einer Beteiligung verpflichtet.
Auf eigene Faust sparen
Falls Ihnen das alles zu kompliziert ist, können Sie auch ohne Förderung Geld fürs Alter zurücklegen. Das ist über Jahrzehnte vielversprechend mit Aktien-Indexfonds, auch ETFs genannt. Die Experten von Finanztip.de empfehlen zum Beispiel konkrete Sparpläne auf den Aktien-Index "MSCI World" oder "MSCI all country". So entscheiden Sie selbst, wie und wann Sie sich das Geld auszahlen lassen. Und Ihre Erben haben auch noch etwas davon, falls Sie das Guthaben nicht aufbrauchen. Diese Freiheit hat aber auch ihren Preis. Förderung bekommen Sie dafür nicht. Im Gegenteil: Der Staat verlangt auch noch Steuern. Und wenn Sie in finanzielle Not geraten, müssen Sie diese Altersvorsorge erst aufbrauchen, bevor Sie Geld vom Staat erhalten. Altersvorsorge-Vermögen wie Riester oder die Betriebsrente sind dagegen bis zum Renteneintritt vor dem Zugriff von Gläubigern und Sozialamt geschützt.
Immobilien zur Altersvorsorge
Immobilien können tatsächlich einen guten Beitrag zur Altersvorsorge leisten. Dafür gelten aber zwei Bedingungen: 1.) Die Immobilie muss zur Rente hin abbezahlt sein. Die entfallenden Raten entlasten das Haushaltsbudget. Und 2.) Es muss genug Geld zum Leben ohne die Immobilie und auch etwas Geld zum Unterhalt für die Immobilie da sein, damit die Entlastung tatsächlich greift. Sonst wird die Immobilie im Alter zum Klotz am Bein.
Unser Experte
Dieses Thema im Programm:MDR um 4 | 24. April 2018 | 17:00 Uhr