Finanzen Wie Sie Zank um Zinsen bei Sparverträgen vermeiden

Wie sparen Sie richtig in Zeiten der Niedrigzinsen? Denn die Verunsicherung ist groß, da jetzt auch der Garantiezins wieder gesenkt werden soll. Welche Auswirkungen hat das auf Verträge, die schon Jahre laufen? Lohnen sich neue Verträge? Experte Hermann-Josef Tenhagen gibt Tipps zu den unterschiedlichen Sparverträgen und wie man sich für einen entscheidet.

Kleingeld in einem Glas, darauf wächst eine Pflanze.
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Sparer fühlen sich zunehmend hinters Licht geführt

Warum Verbraucher ihren Sparverträgen nicht mehr so richtig trauen, liegt an zwei Entwicklungen. Zum einen sind die Zinsen bei 0 angekommen – für praktisch alle Sparvorgänge. Und im Gegensatz zu Zinsen von 3 Prozent, die unter der Inflationsrate von 4 Prozent liegen, wird hier die mangelhafte Rendite einfacher sichtbar.

Zum zweiten zeigt sich bei den alten Prämiensparverträgen der Sparkassen jetzt gerichtsnotorisch, dass die Sparkassen ihre Kunden bei diesen Sparverträgen nicht richtig ausgezahlt haben. Die Sparkassen haben oft tausende Euro zu wenig ausgezahlt.Die Sparverträge stammen häufig aus einer Zeit vor den relevanten Urteilen des Bundesgerichtshofes von 2004 bis 2010. Diese Sparverträge sind nicht ordentlich an die neue Rechtsprechung angepasst worden. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die angewandten Klauseln jetzt reihenweise von den Gerichten kassiert werden.

Was ist zu tun?

Trotzdem weiter sparen und dabei aber den Unterschied zwischen Sparen und Anlegen berücksichtigen.

Tagesgeldkonto

Gespart wird, um nicht in Not zu geraten. Dafür eignet sich heute am besten ein Tagesgeldkonto, auf dem die Sparerin oder der Sparer das Geld sammelt,  das sie oder ihn für drei Monate über die Runden bringt. Hauptziel ist, den teuren Dispo zu vermeiden. Dazu kommen nach Möglichkeit noch Tagesgeldzinsen von 0,3 bis 0,5 Prozent.

Ziel und Zeithorizont beachten

Angelegt wird, um damit in der Zukunft etwas zu finanzieren: das Auto, die Küche, das Haus oder die Altersvorsorge. Das Ziel der Anlage gibt auch den Zeithorizont vor. Und je nach Ziel und Zeithorizont eignen sich unterschiedliche Anlageprodukte.

Festgeld

Für die kurze und mittlere Frist, um die Küche zu finanzieren oder das nächste Auto, sind sichere Festgelder die richtige Wahl. Die gibt es mit Laufzeiten von 0,5 bis 10 Jahren mit Zinsen von unter 1 bis deutlich über 1 Prozent.

Fürs Haus, die langfristige Anlage oder die Altersvorsorge sind wieder andere Produkte geeignet.

Aktienfonds

Die besten Renditeaussichten gibt es bei Aktienfonds, am besten marktbreite internationale Aktienfonds, die einfach einem Index folgen.

Baufinanzierung

Fassen Sie die Finanzierung des Hauses über kürzere Frist ins Auge, wird eine Kombination von Festgeld und günstigem Kredit zur Finanzierung besser sein.

Absicherung im Alter

Für die Altersvorsorge sind die geförderten Varianten, also die Riester-Rente, die betriebliche Altersvorsorge oder die Rürup-Rente, ernsthafte Kandidaten. Welche Variante die beste ist, hängt dabei stark von der persönlichen Lebenssituation ab. Für Familien mit Kindern und Gutverdiener ist es eher Riester.

Für Durchschnittverdiener ist es die Betriebsrente und für Selbstständige die Rürup-Rente. Und dann gilt es natürlich einen guten Anbieter zu finden. Denn der Unterschied zwischen guten und nicht so guten Angeboten beläuft sich schnell auf einige zehntausend Euro. Staatliche Förderung gibt es auch für das Sparen selbst, gerade bei den kleinen Summen.

Beispielrechnung Riesterrente

Vor allem Geringverdiener können beim Riestern mit wenig Eigenleistung viel Zulagen mitnehmen. Hierzu ein Beispiel mit einer vierköpfigen Familie, die 22.800 Euro brutto verdient –wenig für vier Personen. Nehmen wir an, beide verdienen jeweils die Hälfte davon, dann sind die vorgeschriebenen Sparbeträge für die volle Riester-Förderung jeweils 456 Euro. An Zulagen bekommen die beiden aber jeweils je 475 Euro, falls die Kinder ab 2008 geboren sind. Das bedeutet: Die beiden müssen nur die Mindesteinlage von jeweils 5 Euro im Monat sparen, um die vollen Zulagen zu bekommen. Selbst bei einem gemeinsamen Einkommen von 36.000 Euro müssten die beiden jeweils nur 21 Euro im Monat in den Riester einzahlen und bekämen immer noch die volle Zulage.

Vermögenswirksame Leistungen

Viele Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen sehen sogenannte vermögenswirksame Leistungen vor: Dann gibt der Arbeitgeber manchmal 6,65 Euro für einen Sparvertrag dazu wie im Öffentlichen Dienst, manchmal sogar bis zu 40 Euro pro Monat. Die Art des Sparens können Sie aussuchen. Sechs Jahre wird eingezahlt, dann ein Jahr liegen gelassen. Bis dahin kommen bei 40 Euro Einzahlung 2.880 Euro zusammen – plus Rendite.

Sparschwein
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Wenn Sie vermögenswirksame Leistungen beziehen und als Ehepaar nicht viel mehr als 50.000 Euro im Jahr verdienen, dann zahlt der Staat noch eine kleine Prämie obendrauf: die Arbeitnehmersparzulage. Über die sechs Jahre kann das bis zu 480 Euro ausmachen, sofern Sie die vollen 40 Euro im Monat sparen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 06. Oktober 2020 | 17:00 Uhr

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