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Haushaltsbuch führenSo entlarven Sie unnötige Ausgaben

von Hermann-Josef Tenhagen, Finanzexperte

Stand: 05. Mai 2021, 08:04 Uhr

Haushaltsbücher gibt es in allen möglichen Formen: elektronisch oder wie zu Omas Zeiten - zum Anfassen. Ganz egal, ob in Papierform oder digital, mit einem Haushaltsbuch kann man endlich lernen, den Überblick über die eigenen Finanzen zu bekommen und wie man sein Geld Schritt für Schritt vermehrt. Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen erklärt, wie sich das Haushaltsbuch, um sich ein Polster oder gar Vermögen anzulegen.

Besser sparen mit dem Haushaltsbuch

Haben Sie auch oft das Gefühl, dass das Geld Monat für Monat nicht reicht? Dafür gibt es immer zwei Gründe: Es kommt zu wenig rein, und es geht zu viel raus. Mit der Frage, wie mehr Geld reinkommt (Lohn, Gehaltsverhandlung, Steuer, Wohngeld, Kinderzulage), haben wir uns bei MDR um 4 schon oft beschäftigt. Die Frage ist dieses Mal, wie wir es schaffen, weniger auszugeben. Und dafür braucht es einen Plan. Quasi einen Haushaltsplan. Und wenn Sie planen wollen, brauchen Sie die richtigen Zahlen. Mit denen beginnen wir jetzt.

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Wir erstellen ein Haushaltsbuch. Wir schreiben wirklich jeden Cent auf, den wir ausgeben. Entweder ganz klassisch in ein Haushaltsbuch aus Papier, oder viel moderner und angenehmer mit dem Smartphone in einer App. Eine große Hilfe sind oft auch schon Kategorien, denen man seine Ausgaben bei Überweisungen auf dem Girokonto zuordnen kann.

An einem ersten Abend schauen Sie mal in die Kontoauszüge vom vergangenem Monat. Teilen Sie alle Ausgaben, die sie sehen in für Sie vernünftige Kategorien auf. Zum Beispiel:

  • Wohnen (Miete, Raten, Nebenkosten)
  • Mobilität (Auto inkl. Rate/Versicherung/Sprit/Reparatur, Bahntickets, Bus, Fahrrad, Taxi, Carsharing)
  • Lebensmittel (Essen und Trinken aus dem Supermarkt, vom Markt oder Biomarkt)
  • Haushalt (Von den Spültabs über den neuen Handfeger bis zu neuen Waschmaschine)
  • Essen gehen, Brötchen unterwegs, Kantine und Coffee to go)
  • Freizeit (Tickets, Fitnessstudio, Sportverein, Sportschuhe, ein neues Buch, eine Zeitschrift)
  • Ihre Extra-Kategorie, die Sie selbst entdecken.

Und jetzt beginnen Sie ernsthaft mit den Ausgaben ab dem ersten Tag des neuen Monats. Tragen Sie jeden Cent, den Sie ausgegeben haben, in eine der Kategorien ein – egal ob aus dem Portmonee, mit Giro- und Kreditkarte oder mit Paypal und ähnlichem. Entdecken Sie eine Ausgabe, die Sie nicht einordnen können, öffnen sie eine neue Kategorie: "Übriges".

Für die Psychologie: Gönnen Sie sich fürs Aufschreiben jeden Tag einen Extra-Moment, mit einer guten Tasse Kaffee, einem Schokoriegel, ein Stück selbst gebackenem Kuchen oder einem Glas Wein, einer Flasche kühles Bier.

Meine Prognose für erste Effekte:- Sie entdecken eine Extra-Kategorie, in die immer wieder Geld fließt, die Sie gar nicht auf dem Schirm hatten (der Bäcker auf dem Weg zur Arbeit, Ihr Garten oder Balkon, oder vielleicht die Buchhändlerinnen).
- Sie stellen fest, in einer Kategorie geben Sie weit mehr Geld aus als gedacht (z.B. die Kosten rund ums Auto).

1. Monat

Nach einem Monat ziehen Sie eine erste Zwischenbilanz. Sie stellen fest, wo Sie recht einfach weniger Geld ausgeben könnten und wo Sparen eigentlich überhaupt nicht geht. Das Geld, dass Sie in der einen Kategorie einsparen, setzen Sie für das wichtigste Ziel ein, dass Sie haben: Vielleicht wollen Sie endlich raus aus dem Dispo oder Sie wollen mehr Geld auf dem Tagesgeldkonto. Vielleicht ist aber auch der Urlaub im Herbst möglich, für den Sie sparen wollen.

2. bis 3. Monat

Sie setzen Ihre Dokumentation zwei Monate weiter fort. Am Ende des zweiten Monats nehmen Sie sich einen Abend mit der doppelten Ration Kaffee, Schokolade, Kuchen oder Bier und flöhen die Kontoauszüge des letzten Jahres nach den regelmäßigen jährlichen Zahlungen. Teilen Sie die Kosten durch 12 und schreiben Sie die in den oben entstandenen Kategorien (in Klammern) dazu. Dann eröffnen Sie neue Monatsblätter für den Rest des Jahres, in denen Sie diese wiederkehrenden Zahlungen schon mal eintragen.

Am Ende des dritten Monats ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Sie schauen, wo ihr Geld geblieben ist und welche regelmäßigen Ausgabenposten sie vermindern können.

Nach dem 3. Monat

Für den Rest des Jahres kennen Sie schon die Rechnungstermine für wiederkehrende Rechnungen. Fügen Sie die Kündigungstermine für diese Dienstleistungen hinzu. Wahrscheinlich gibt es einen günstigeren Stromvertrag, eine günstigeren Gasvertrag, günstigere Handyverträge. Und eventuell stellen Sie auch fest, dass Sie im Jahr 2021 weniger Kilometer fahren als mit der KFZ-Versicherung vereinbart.Schreiben Sie eine kurze Mail an den Versicherer, der Ihnen dafür 50 Euro zurückerstattet.

Drei Beispiele für regelmäßige Einsparungen:

  • Laugenstange und Milchkaffe auf dem Weg zur Arbeit: 20 mal 3,50 Euro, sind 70 Euro. Zu Hause geht’s für 20 Euro.
  • Den Stromanbieter zu wechseln, spart im ersten Schritt 20 Euro im Monat. Mit guter Planung können Sie im kommenden Sommer noch einmal wechseln und noch mal 20 Euro im Monat Wechselprämie mitnehmen.
  • Drei Handyverträge für 10 Euro im Monat statt für 20 Euro im Monat – das bringt 30 Euro Ersparnis monatlich.

Zusammen sparen Sie so im Monat 100 Euro. Im ersten Jahr verringern Sie Ihren Dispo so um 1200 Euro und sparen auch noch 100 Euro Dispozinsen.

Und wenn Sie nach der Inventur auf Ihrem Konto nicht mehr im Dispo sind und vielleicht sogar 100 Euro im Plus liegen? Dann sollten Sie die 100 Euro ab jetzt vorweg zu Monatsbeginn auf ein kostenloses Tagesgeldkonto überweisen. Mit diesem Geld können Sie dann vielleicht im kommenden Jahr schon ihren Urlaub finanzieren.

Ich prognostiziere: Sie finden mehr als die systematischen 100 Euro Einsparung, weil Sie nach dem Stromvertrag und den Handyverträgen auch Ihre KFZ-Versicherung, den Ratenkredit fürs Auto, die Hausratversicherung und den Nutzen der Sprit-App entdecken.

Nach einem Jahr können Sie sogar mit sich selbst in Wettbewerb treten und den Mai des Jahres 2022 noch viel günstiger bestreiten, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.

Vielleicht können Sie sogar irgendwann das Haushaltsbuch schließen, weil Ihnen die neue Haushaltsstrategie  in Fleisch und Blut übergegangen ist. Oder Sie stehen vor der neuen Herausforderung. Ein neuer Job, ein anderer Weg zur Arbeit, eine neue Haushaltskasse – dann können Sie die Angaben leicht anpassen, um zu schauen, was jetzt drin ist.

Unser Experte

Quelle: MDR um 4

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 04. Mai 2021 | 17:00 Uhr