Finanz-Experte Hermann-Josef Tenhagen, zu gast im Studio 11 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Finanzen im Griff In drei Schritten: Geld einsparen trotz knapper Kasse

21. November 2023, 13:43 Uhr

Die meisten Menschen denken beim Wort "Sparen" sofort an Verzicht und Verlust. Dabei kann es durchaus Freude machen, wenn wir bei einem Finanzcheck überflüssige Ausgaben entlarven und dadurch wieder flüssiger werden. Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen erklärt, mit welchen Tipps Einsparungen wirklich gelingen. Zudem nimmt er Apps in den Blick, die helfen können.

Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip
Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip Bildrechte: Finanztip

Wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist, ist guter Rat oft teuer. Aber eigentlich gibt es für viele Menschen eine einfache Strategie, aus der Misere herauszukommen.

Diese drei Schritte helfen wirklich Schritt 1: Alle nicht existenziell notwendigen Ausgaben streichen.

Schritt 2: Die laufenden Einnahmen aus dem Job erhöhen und mit staatlichen Hilfen aufstocken.

Schritt 3: Alle regelmäßigen Verträge auf Einsparpotentiale überprüfen.

Wichtig: Der Weg zu soliden Finanzen ist ein Langstreckenlauf. Wenn Sie sich regelmäßig belohnen, hat das den Vorteil, dass Sie länger durchhalten – auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelt.

Schritt 1: Nicht-existenzielle Ausgaben streichen

"Handyvertrag kündigen" - Eintrag in einem Terminkalender
Wenn Not am Mann ist, sollten Sie nicht existenziell wichtige Verträge kündigen, beispielsweise den teuren Handyvertrag. Bildrechte: IMAGO / Steinach

Heute haben viele von uns eine Reihe von Verträgen, die wir online abgeschlossen haben und die wir mit einem Kündigungsbutton oft relativ schnell kündigen können. Wenn Sie richtig tief in der Tinte sitzen, tun Sie das bei allen nicht existenziell notwendigen Verträgen. Nehmen Sie sich Ihre Kontoauszüge der vergangenen drei Monate vor und streichen Sie alles, was nicht existenziell nötig ist. Und wenn Sie weniger Auto gefahren sind, schreiben Sie an Ihren Autoversicherer: Bei weniger Kilometern können Sie einen Teil der Versicherungsprämie zurück bekommen.

Ihre Miete müssen Sie zahlen, aber Verträge mit Streamingdiensten und Fitnessstudios, auch teure Handyverträge, können Sie oft zeitnah kündigen. Sparpläne und Vereinsmitgliedschaften können ruhen. Altersvorsorgeverträge können beitragsfrei gestellt werden. Erreichen Sie jetzt das Monatsende mit Ihren Einnahmen?

Brauche ich Streamingdienste? Sparen bedeutet zunächst einmal zu schauen, ob ich ein Produkt oder eine Dienstleistung wirklich brauche. Sind die neuen Schuhe oder das neue Handy wirklich notwendig? Brauche ich tatsächlich zwei Streamingdienste? Kann ich vielleicht auf den morgendlichen Kaffee am Bahnhof verzichten? Der Verzicht auf den Kauf spart den Preis zu 100 Prozent.

Schritt 2: Einnahmen erhöhen

Sprechen Sie mit ihrem Arbeitgeber über Lohnerhöhungen in Zeiten hoher Inflation. Sind die Spielräume klein, gibt es eine Reihe von anderen Wegen, mit denen Ihr Arbeitgeber das Nettoeinkommen ohne hohe Nebenkosten und Verpflichtungen erhöhen kann.

Eine Frau hält ein Bündel Geld.
Die Finanzen ordnen kann sogar Spaß machen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Auch von staatlicher Seite gibt es Hilfen. Haben Sie schon Wohngeld beantragt? Wenn nicht, wird es jetzt höchste Zeit. Im Schnitt zahlen die Behörden den 700.000 Haushalten mit Wohngeld rund 200 Euro im Monat. Doch die Hälfte der Berechtigten stellt keinen Antrag. Ist der Antrag draußen, kochen Sie einmal schön mit Freunden, ist die Bewilligung da, gönnen Sie sich ein gemeinsames Abendessen mit der Familie.

Bringt Sie eine hohe Nachzahlung ins Schlingern? Sprechen Sie mit dem Amt oder dem zuständigen Jobcenter und bitte sie um Aufschub.

Schritt 3: Jeden einzelnen Vertrag prüfen

Ein Mann blättert in einem Aktenordner mit Unterlagen, der auf einem Tisch liegt.
Nehmen Sie sich jede Woche einen Vertrag vor. Bildrechte: IMAGO / photothek

Jetzt kommen wir zum etwas entspannteren Teil. Holen Sie den Ordner mit allen Verträgen aus dem Regal. Bis Weihnachten nehmen Sie sich jede Woche einen Vertrag vor. Gelingt es Ihnen, etwas einzusparen, gönnen Sie sich eine Kleinigkeit. Feiern sie jeden einzelnen Erfolg, ob preiswertere Kfz-Versicherung, günstigere Hausratversicherung, Ratenkredit jetzt ohne Restschuldversicherung oder das neu eingerichtete kostenlose Tagesgeldkonto, nachdem Sie Ihr Konto aus den roten Zahlen geführt haben. Drei bis vier Prozent Zinsen gibt es inzwischen wieder für Ihre eiserne Reserve.

Extra-Tipp: Sparen mit App oder Haushaltsbuch

Sie wollen zuseätzlich eine gewisse Systematik ins Sparen bringen? Als Student habe ich in einem Vokalbelheft die Ausgaben des Monats aufgeschrieben. Das hat sich nach dem Zusammenziehen in einer Wohngemeinschaft auch als WG-Heft bewährt.

Finanzguru App auf einem Handy. 3 min
Bildrechte: IMAGO / Rüdiger Wölk
3 min

Di 21.11.2023 14:30Uhr 03:05 min

https://www.mdr.de/ratgeber/finanzen/video-warentest-apps-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Heute kann ich mir für den gleichen Zweck ein Haushaltsbuch kaufen oder beispielsweise von der Verbraucherzentrale ausdrucken – oder ich lade mir eine App fürs Handy, Tablet oder den PC herunter. Der Clou an den moderneren Instrumenten, die Ausgaben festzuhalten, ist nicht das Festhalten selbst. Das ging im Vokabelheft genauso schnell.

Am Ende des Monats kann ich mit wenigen Klicks feststellen, wie viel Geld ich tatsächlich in Kneipen und Kinos getragen habe.

Hermann-Josef Tenhagen Chefredakteur von Finanztip.de

Der Clou ist die einfachere Möglichkeit der Auswertung: Am Ende des Monats kann ich mit wenigen Klicks feststellen, wie viel Geld ich tatsächlich in Kneipen und Kinos getragen habe oder wie viel ich fürs Auto ausgegeben habe. Nach einigen Monaten lässt sich sogar mit wenigen Klicks ausrechnen, wieviel vom Einkommen für absolut Notwendiges wie die Miete und die Lebensmittel draufgeht.

Viele Programme können mit dem eigenen Girokonto gekoppelt werden, wodurch Sie alle regelmäßigen Geldeingänge und Abflüsse erfassen und auswerten können. Voraussetzung: Man mag der App und dem App-Betreiber die eigenen Daten anvertrauen und hat sein Handy vernünftig verschlüsselt.

Was gegen die Apps spricht Die guten Apps kosten Geld – etwa 50 Euro im Jahr. Zwar sind das keine riesigen Beträge, aber auch sie summieren sich. Da ist es ärgerlich, wenn die Apps dann nicht genutzt werden. Bei manchen kostenfreien Apps besteht die Gefahr, dass die persönlichen Daten gehandelt werden.

Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Erstveröffentlichung am 25.10.2022.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 21. November 2023 | 17:00 Uhr

Ein Angebot von

Mehr zum Thema Finanzen

Weitere Ratgeber-Themen