Gartenlaube
Kleingärtner machen aus ihren grünen Oasen richtige Schmuckstücke. Bildrechte: Colourbox.de

Steigende Kosten im Kleingartenverein Wie Kleingärtner Geld sparen können

11. Juni 2022, 05:00 Uhr

Die Mitgliedsbeiträge in vielen Kleingartenvereinen sind schon in den letzten Jahren stufenweise angehoben worden. Angesicht massiv steigender Kosten, eigentlich in allen Bereichen des täglichen Lebens, müssen auch die Vereine vielerorts erneut die Beiträge anpassen. Der Trend zur eigenen Parzelle ist indes ungebrochen, spart man doch auf der anderen Seite bares Geld, etwa indem eigenes Gemüse angebaut wird. Experten geben weitere Tipps, wie Gartenfreunde sparen können.

Günstiges Obst und Gemüse durch Eigenanbau

Christin Ulbricht
Für Christin Ulbricht ist der eigene Garten Arbeit und aktive Erholung zugleich. Bildrechte: Christin Ulbricht

Christin Ulbricht ist Gärtnerin mit Leib und Seele. Ihr Großvater hatte eine Gärtnerei, sie selbst bewirtschaftet 400 Quatratmeter in einem Kleingartenverein bei Ballenstedt im Harz. Sie baut verschiedene Obstsorten, wie Äpfel und Kirschen an, aber auch Zucchini und Salat. Damit könne man richtig viel Geld sparen, das man sonst im Einzelhandel ausgibt. Sie bezahlt für ihren Garten etwa 250 Euro im Jahr, inklusive Pacht, Mitgliedsbeitrag und Nebenkosten. Wenn sie die Selbsversorgung gegenrechnet, sei das im Endeffekt eine Plusrechnung. Es lohnt sich also, trotz steigender Nebenkosten.

Die Kleingartenverbände sehen gerade darin einen der Hauptgründe, warum der eigene Garten an Beliebtheit nichts eingebüßt hat. Während das Supermarkt-Obst oft von weit her kommt und nicht gerade preiswert ist, wachsen die beliebten Obstsorten nahezu zum Nulltarif im Kleingarten. Die eigene Ernte ist zudem meist schmackhafter und gesünder.

Mitgliedsbeiträge und Nebenkosten steigen

Die Kleingartenvereine leben von den Mitgliedern und natürlich müsse man gestiegene Kosten umlegen, so die Verteter von Kleingartenvereinen. Als Preistreiber nennt Robby Müller vom Stadtverband der Leipziger Kleingärtner höhere Kosten für Instandhaltung, Abfallentsorgung, oder Gutachter. Wenn beispielsweise der Spielplatz am Vereinshaus instand gehalten werden soll, müsse man mit höheren Handwerkerkosten und gestiegenen Preisen für das TÜV- Gutachten rechnen. Olaf Weber, Geschäftsstellenleiter des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt, weist zudem darauf hin, dass die Vereine Rücklagen bilden müssten, für Instandhaltung und Erneuerung.

Auf die Frage, welche Rolle die steigenden Energiepreise spielen, sagt Robby Müller vom Stadtverband Leipzig: Die Wasserkosten sind noch nicht erhöht worden. Man müsse die Entwicklung abwarten. Strom und Wasser lägen aber sowieso als Nebenkosten in der Hand des Pächters. Es sei eben ein Unterschied, ob ein Gärtner nur die Beete gießt oder dreimal im Jahr den Pool vollmacht.

Experten geben Tipps zum Sparen

Die von uns befragten Experten sind sich einig, dass man ähnlich wie in der Mietwohnung auch bei der Gartennutzung durch kleine Tricks den Geldbeutel entlasten kann.

Olaf Weber schlägt vor, die Anzahl der elektrischen Geräte zu hinterfragen. Nutze ich die wirklich alle? Robby Müller rät: Geräte nicht auf "Standby" lassen, sondern vom Netz nehmen, wenn sie nicht genutzt werden. Dazu gehöre auch der Kühlschrank, den können man auch ausschalten, wenn man nicht da ist.

Robby Müller
Robby Müller leitet die Geschäfte beim Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V.. Bildrechte: Robby Müller

Das Betreiben von Solaranlagen sieht Müller hingegen kritisch. "Solaranlagen sind ökologisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll, bei dem niedrigen Verbrauch in der Gartenanlage." Da sei die Anschaffung teurer als der Nutzen. Außerdem befürchtet Robby Müller eine erhöhte Brandgefahr bei Solaranlagen gerade bei Holzlauben. Er würde diesbezüglich lieber die Entwicklung abwarten.

Tipps zum Wassersparen - Regenwasser sammeln
- Morgens gießen
-Tropfschläuche oder Perlschläuche nutzen, damit kommt das Wasser direkt an der Pflanze an
- Gemüsepflanzen anbauen, die weniger Wasser brauchen, z.B. Kartoffeln oder Bohnen
- Rasenmaat auf die Beete bringen, das verhindert Austrocknen des Bodens
- Obstbäume pflanzen als Schattenspender

Der Kleingarten bleibt erschwinglich

Die Pachten im Kleingartenverein sind gedeckelt durch das Bundeskleingartengesetz. Durchschnittlich liegen die Preise in Ostdeutschland bei zehn bis zwölf Cent pro Quadratmeter. Dazu kommt der Mitgliedsbeitrag, der je nach Verein unterschiedlich ist.

Für den sächsischen Kleingärtner Robby Müller bleibt der Garten trotz gestiegener Preise bezahlbar. Er vergleicht den Urlaub im Garten mit dem Urlaub am Meer: "Der Urlaub in "Gardenien" ist immer noch preiswerter als der Urlaub an der Ostsee".

Der Urlaub in Gardenien ist immer noch preiswerter, als der Urlaub an der Ostsee.

Robby Müller, Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V.

Beim Leipziger Kleingartenverein, in dem Robby Müller Mitglied ist, werden 17 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr fällig. Alles in allem muss man etwa mit einem Euro pro Quadratmeter für die Parzelle rechnen. Damit ist der Kleingarten erschwinglich.

Das sieht auch Olaf Weber, Geschäftsstellenleiter des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt, so: "Die Dinge des täglichen Lebens sind gewaltig teurer geworden, aber ich bekomme immer noch für einen gedeckelten Pachtpreis ein kleines Stück Grün".

 Nachfrage nach Kleingarten regional verschieden  

Angebot und Nachfrage bei Kleingärten sind regional sehr unterschiedlich. In Großstädten wie Leipzig, Magdeburg oder Erfurt gibt es meist lange Wartelisten. In begehrten Gartenvereinen im stadtnahen Raum kann es schon mal mehrere Jahre dauern, bis eine Parzelle zur Verfügung steht. Ganz anders sieht es im ländlichen Raum aus, dort stehen Gärten leer. Die Ursache sei, laut Bundesverband Deutscher Gartenfreunde, in der Tradition des Ostens zu finden.

Die Menge an Parzellen werde heute nicht mehr benötigt. Das könne zum Problem werden, hören wir vom Landesverband Thüringen. Ungenutzte Fläche muss zurück gebaut werden. In der Zukunft heißt es also: mehr Gärten für die Städte und bedarfsgerechter Rückbau in strukturschwachen Regionen.  

In Sachsen-Anhalt sei der Abwärtstrend der Nachwendejahre gestoppt, sagt Olaf Weber vom Landesverband. Er zählt 89.008 Kleingärtner, die in 1.632 Vereinen organisiert sind. Die Anzahl bewirtschafteter Parzellen sei zwar leicht rückläufig im Vergleich zum Vorjahr, aber insgesamt entwickle sich das Kleingartenwesen in Sachsen-Anhalt positiv.  

In Sachsen gibt es insgesamt 197.000 Kleingärten, die durchschnittliche Größe der Parzellen beträgt 370 Quadratmeter. Leipzig und Dresden liegen zahlenmäßig deutschlandweit auf Platz drei und vier nach Berlin und Hamburg. Allein in der Messestadt gibt es 32.000 Kleingärten bei 207 Vereinen.

Corona-Zulauf in den Großstädten  

In den Pandemiejahren 2020 und 2021 sind viele Leute auf den Garten gekommen. Vor allem in den Ballungsräumen habe sich die Nachfrage noch einmal erhöht.

BDG-Präsident Dirk Sielmann: "Die hohe Nachfrage führt allerdings auch zu langen Wartezeiten von bis zu zehn Jahren. Gerade hier werde deutlich, wie wichtig es ist, vor allem in Innenstadtlagen ausreichend Flächen für Kleingärten bereitzuhalten und diese aktiv in der Stadtplanung mitzudenken."

Beim Landesverband Sachsen bestätigt man den Corona-bedingten Zulauf. Dazu hätten auch die sächsischen Ausgangs-Regeln beigetragen, sagt Robby Müller, denn ausgenommen war der Besuch des Kleingartens. Ein positives Signal, so Müller. Es zeige, wie hoch der Stellenwert dieser Vereinskultur angesiedelt ist. Olaf Weber aus Sachsen-Anhalt schätzt, dass ein Teil der Mitglieder, die dem Corona-Hype nach einem Garten gefolgt sind, den Vereinen wieder verloren gehen. "Kleingärtnern ist ein aktives Hobby", sagt Weber. Das hätten vielleicht einige unterschätzt. Für diejenigen, die geblieben sind, gelte es, in den Vereinen attraktive Angebote zu schaffen.

Was macht einen Verein attraktiv?

Um für neue Mitglieder interessant zu sein, sollten sich die Vereine weniger den Blicken von außen verschließen. Olaf Weber plädiert daher für Anlagen mit tagsüber geöffneten Toren. Auch die Vielfalt der Möglichkeiten für den Gärtner selbst, sei entscheidend. Der eine mag es vielleicht "preußisch korrekt", der andere liebt den Wildgarten. Das müsse möglich sein im Rahmen der Vereinsvielfalt, so Weber. Er selbst plädiert für naturnahes Gärtnern mit Raum für Bienen und andere Insekten.

Bunte Blumenwiese
Eine Wiese mit Blumen bietet wertvollen Lebensraum für Insekten. Bildrechte: imago images/photosteinmaurer.com

Er fordert zudem, die Vereinshäuser und Gaststätten als Mittelpunkt des Vereinslebens zu erhalten. Daran hapert es vielerorts, weil Betreiber aufgeben.   

Olaf Weber
Olaf Weber ist Geschäftsstellenleiter beim Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V.. Bildrechte: Klaus -Peter Voigt

In seinem Verein im Bördekreis werden die Mitgliedsbeiträge um moderate vier Euro im Jahr erhöht. Etwa in diesen Größenordnungen legen auch andere Vereine in Ostdeutschland ihre Kosten um. Damit bleibt die Scholle im Kleingarten erschwinglich, auch für die sozial Schwächeren – und unbezahlbar ist der Erholungswert.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 05. August 2021 | 17:44 Uhr

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