Sprechen Sie "medizinisch"? Wie Sie Ihren Arzt besser verstehen
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Man sitzt im Sprechzimmer und versteht kein Wort von dem, was der Arzt einem sagt – alles Fachchinesisch. Um Nachfragen umfassend zu beantworten, fehlt dem Arzt vielleicht die Zeit, dem Patienten der Mut zu fragen. Was steckt hinter dem Ärztelatein? Können sich Ärzte nicht auch so ausdrücken, dass Patienten die Fachausdrücke verstehen? Wir trauen uns an das Mediziner-Latein und bekommen eine Übersetzung von Dr. Thomas Dietz.

Fachchinesisch und Ärzte-Latein
Hatten Sie schon einmal eine "Rhinitis"? Ein harmloser Schnupfen. Oder wissen Sie was medizinisch "Flatulenzen" bedeutet? Sind ganz einfach Blähungen. Fragt der Arzt Sie nach der "Miktionsfrequenz", will er einfach nur wissen, wie oft Sie Ihre Blase entleeren. Die lange Geschichte der ärztlichen Kunst ist irgendwie mit Schuld am "Ärzte-Latein".
Medizin wurde schon im Mittelalter an Universitäten gelehrt. Damals war die Sprache der Wissenschaften Latein – nur Latein. Viele glauben, dass Medikamente besser helfen, wenn sie ein Arzt im weißen Kittel verschreibt, statt einer im T-Shirt. So vermittelt die Kleidung Kompetenz, wie auch die Fachsprache. So sitzen viele Patienten im Sprechzimmer und verstehen kein Wort von dem, was der Arzt ihnen sagt - alles Fachchinesisch. Da hilft nur: fragen, fragen, fragen!
Trauen Sie sich und lassen Sie sich die Fachsprache übersetzen. Wir helfen Ihnen für den Anfang schon Mal:
Wichtige medizinische Fachbegriffe und ihre Erklärung
Fachbegriff | Erklärung |
---|---|
Anamnese | Da geht es um Ihre Krankheitsvorgeschichte. Das erste Gespräch, bei dem der Arzt mit Ihnen, dem Patienten, über seine Krankengeschichte spricht. |
Akut | Unvermittelt, schnell und heftig auftretend |
Abdomen | Bedeutet: Bauch, Unterleib (von abdominal: den Bauch betreffend) |
Befund | Ist das Ergebnis einer Untersuchung. Alle Informationen, die zusammengenommen den Zustand des betreffenden Patienten beschreiben. Ohne Befund bedeutet: keine Anzeichen für eine Krankheit. |
Biopsie | Gewebeentnahme beim Patienten zur mikroskopischen Untersuchung. |
Chronisch | Das Gegenteil von akut: eine Krankheit oder Schmerzen, die schon längere Zeit bestehen oder langwierig sind. |
CT | Computertomografie – es wird der Körper Schicht für Schicht durchstrahlt, z.B., um Tumore sichtbar zu machen. |
Diagnose | Fehlbildung oder Fehlentwicklung eines Organs |
Dysplasie | Fehlbildung oder Fehlentwicklung eines Organs |
Embolie | Verstopfung eines Blutgefäßes durch in die Blutbahn geratene körpereigene oder fremde Substanzen. |
Fibrom | Ist eine gutartige Wucherung des Bindegewebes auf der Hautoberfläche. |
Gastroenteritis | Ist ein durch Bakterien hervorgerufene Magen-Darm-Entzündung mit Brechdurchfall. |
Hypothyreose | Bedeutet eine Schilddrüsenüberfunktion. |
Infektion | Wird umgangssprachlich oft verwendet mit "Ansteckung". Ärzte verstehen darunter eine Erkrankung, die durch das Eindringen von sich vermehrenden Krankheitserregern in den Körper verursacht wird. |
Konservativ | Bedeutet, dass eine Behandlung ohne Operation erfolgen kann, z.B. mit Hilfe von Medikamenten oder bei einem Knochenbruch mit einer Schiene oder Gips. |
Karzinom | Ist ein bösartiger Tumor. |
Metabolismus | Fachwort in der Medizin für Stoffwechsel |
Neoplasma | (oder Neoplasie) geschwulstartige Neubildung von Gewebe (oft als Synonym für Tumor gebraucht) |
Osteoporose | Knochenschwund - es handelt sich um eine chronische Erkrankung der Knochen, bei der das Verhältnis von Knochenaufbau und Knochenabbau sowie Knochendichte und Knochenqualität gestört ist. |
Pathologisch | krankhaft verändert, krank |
Positiv | Bedeutet, dass bei einer Untersuchung Anzeichen für eine Erkrankung, wie z.B. Keime gefunden wurden. |
Quick-Wert | Er dient als Suchtest bei Verdacht auf Störungen bestimmter Blutgerinnungsfaktoren. |
Rektal | Untersuchung erfolgt über den Enddarm. |
Symptome | Krankheitsanzeichen, z.B. Fieber oder Schnupfen bei einer Erkältung. |
Transfusion | Ist die Zuführung von Stoffen, zum Beispiel von Blut oder Medikamenten, über die Vene in den Körper. |
Überzuckerung | auch Hyperglykämie; bezeichnet einen zu hohen Blutzuckerspiegel. |
Varizen | Krampfadern |
Wurzelkanal | Langer Hohlraum im unteren Teil des Zahnes |
Xenophobie | Ist die krankhafte Angst vor Fremden oder vor allem Fremden |
Zöliakie | Durch Gluten (ein natürliches Eiweiß) ausgelöste Darmerkrankung, die zum Untergang der Darmzotten führt. |
Was steht in einem Befund?
Er fasst Erkrankungen, Beschwerden, Symptome und Untersuchungsergebnisse zusammen. U.a. Laborberichte, Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren. Ebenso wird die weitere Behandlung festgelegt, zum Beispiel mit Medikamenten. Ein ärztlicher Befund wird meist dann angelegt, wenn ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen wird oder ein Facharzt den Hausarzt über den aktuellen Stand in Kenntnis setzt. Er dient in erster Linie dem Informationsaustausch zwischen Ärzten.
Was steht in der Patientenakte beim Arzt?
Darin enthalten sind Ihre Personalien und alle medizinisch relevanten Informationen über Ihren Krankheitsverlauf. Dazu zählen alle Maßnahmen und Behandlungen alle Diagnosen, sowie die darauf folgenden Therapieformen und Operationen. Außerdem werden alle verordneten Medikamente vermerkt und Befunde wie Röntgenbilder oder Laborergebnisse archiviert.
Kann ein Patient seine Patientenakte mitnehmen?
Bei einem Arztwechsel z.B. auch wegen eines Umzuges, möchte ein Patient seine Patientenakte vom alten Arzt mitnehmen – doch, geht das überhaupt?
Ja, denn Sie haben ein Recht auf die Daten, denn die gehören sogar Ihnen! Der Arzt ist verpflichtet, Ihnen Einblick in ihre Patientenakte zu gewähren - so steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch! (§630 g BGB). Wichtig ist, dass Sie einen Identitätsnachweis mitbringen, wenn Sie in die Akte schauen wollen. Denn ansonsten kann Ihnen der Arzt auch den Einblick verwehren. Das hat nichts mit Misstrauen zu tun, sondern ist eine Vorsichtsmaßnahme. Denn schließlich geht es um ihre persönlichen und hoch sensiblen Gesundheitsdaten.
Tipp: Patienten können sich – oft gegen eine Gebühr – eine Kopie des Befunds aushändigen lassen. Das Original verbleibt nach der Kopie beim Arzt.
Es gibt Ausnahmen, bei denen der Arzt den Einblick in die Akte verweigern kann: Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Inhalte der Gesundheit schaden können, zum Beispiel wenn es dem Patienten psychisch nicht gut geht. Aber diesen Fall muss es der Arzt begründen.
Hilfreiche Adressen für Patienten
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland berät u.a. bei Konflikten mit Ärzten und Kostenträgern, bei Unsicherheiten in Bezug auf Behandlungen, bei der Suche nach Ärzten, Kliniken und Selbsthilfegruppen. Mediziner, Juristen und andere Fachkräfte der UPD beraten kostenlos per E-Mail, am Telefon und in 21 regionalen Beratungsstellen.
Die Kostenfreie Rufnummer ist: 0 800/0 11 77 22.
Verbraucherzentralen
Auch einige Verbraucherzentralen beraten Patienten, vor allem zu juristischen Fragen. (Achtung: es können Kosten entstehen.)
Krebsinformationsdienst
Hilfestellung gibt auch der Krebsinformationsdienst. Dort beantworten überwiegend Ärzte per E-Mail oder telefonisch Anfragen zu Therapiemöglichkeiten, vergleichen Nutzen und Risiken und geben Entscheidungshilfen.
Die kostenfreie Rufnummer ist: 0 800/4 20 30 40.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Oktober 2020 | 17:00 Uhr