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Wer Bluthochdruck hat, merkt das oft erst nicht. Tückisch: Er kann auch einen Schlaganfall auslösen. Bildrechte: Colourbox.de

Unterschätzte GefahrBlutdruck richtig messen – Tipps für Zuhause

28. Februar 2023, 16:39 Uhr

Etwa 35 Millionen Deutsche haben zu hohen Blutdruck. Doch längst nicht immer wird der auch gleich beim Hausarzt entdeckt. Das kann gefährlich sein. Bluthochdruck ist die Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen können. Deshalb raten Ärzte, ihn auch selbst zu Hause im Blick zu haben. Einmal erkannt, bekommt man mit Medikamenten, Entspannungsübungen und etwas mehr Gelassenheit im Alltag auch hohe Werte meist gut in den Griff.

Bluthochdruck ist alters - und geschlechtsabhängig: Je älter wir werden, umso höher wird meist auch der Blutdruck. Bis zum 60. Lebensjahr betrifft Bluthochdruck mehr Männer als Frauen. Nach dem 60. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis um: Dann übersteigt die Zahl der Frauen mit Bluthochdruck die Zahl der Männer. Ursache dafür ist wahrscheinlich eine Hormonumstellung in den Wechseljahren.

Auch Jüngere von Bluthochdruck betroffen

Bei älteren Patienten gehört das Blutdruckmessen oft zum Routine-Check beim Hausarzt. Doch auch jüngere Menschen haben immer häufiger zu hohe Werte und besonders bei ihnen kann er über viele Jahre unentdeckt bleiben. Die Gefahr: Hoher Blutdruck macht keine Beschwerden – ganz im Gegenteil. Anders als bei zu niedrigem Blutdruck fühlen sich Patienten lange Zeit sehr wohl, da erhöhte Blutdruckwerte eher aufputschen und munter machen.

Nicht nur Medikamente helfen, den Blutdruck zu senken

Die wichtigste Rolle beim Bluthochdruck spielen die Blutgefäße. Wenn die Spannung in den Gefäßwänden erhöht ist, etwa durch Stress, verengen sie sich. Der Druck steigt an. Ist der Blutdruck dauerhaft zu hoch, kann das die Gefäße und auch Organe wie die Nieren schädigen. Auch Herzinfarkt oder Schlaganfall können eine Folge sein. Deshalb ist eine frühzeitige Therapie wichtig.

Meist gelingt es, mit einer Ernährungsumstellung, einer Gewichtsreduktion, mehr Bewegung oder auch Meditation und Achtsamkeitsübungen die hohen Werte etwas zu senken. Reicht das allein nicht aus, werden blutdrucksenkende Medikamente verschrieben.

Stress reduzierenIn stressigen Situation hilft eine kleine Atemübung, um kurz inne zu halten. Dazu einfach ganz bewusst tief in den Bauch einatmen und beim Ausatmen bis acht zählen. Das hilft, sich zu beruhigen.

Superfood als natürlicher Blutdrucksenker

Grundsätzlich ist eine fleischarme Ernährung mit viel Gemüse günstiger für Herz und Gefäße. Zudem gibt es einige Lebensmittel, die sogar nachweislich den Blutdruck senken. Dazu gehören zum Beispiel Rote Bete. "Sie kann auch als Saft getrunken werden. Etwa 0,25 Liter pro Tag sollten es sein", empfiehlt Professor Michalsen, Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuelkrankenhaus Berlin.

Auch Walnüsse, Heidelbeeren, geschroteter Leinsamen sowie Leinöl, Spinat und Rucola zählen zu den Superfoods gegen Bluthochdruck. Zudem sind täglich zwei Tassen Hibiskus- oder Grüner Tee empfehlenswert: "Ich sage meinen Patienten immer: Essen Sie zwei bis drei von diesen Lebensmitteln am Tag und wechseln Sie täglich."

Fasten reguliert den Blutdruck

Ein guter Start für eine dauerhafte Ernährungsumstellung ist zudem eine Fastenkur. "Bluthochdruck ist eine fantastische Indikation für das Fasten. Da kann man zuschauen, wie die Werte sinken", sieht Professor Michalsen an seiner Klinik immer wieder positive Patientenbeispiele. Vor allem Patienten, die Medikamente gegen den Bluthochdruck einnehmen, sollten lieber in eine Fastenklinik gehen. "Wir können in der Klinik, also unter Überwachung, die Medikamente reduzieren. Man sollte nicht auf eigene Faust die Tabletten reduzieren, das gehört in die Hände des Arztes", warnt Michalsen. Fällt man nach der Fastenkur nicht gleich wieder in alte Muster, hält der Effekt auch nachhaltig an: "In der Regel ist es schon so, dass viele sich nach einer Fastenkur gesünder ernähren. Dann kann der Effekt ein halbes oder ein Jahr anhalten."

Blutspende senkt Blutdruck und hilft anderen

Und noch ein Tipp: regelmäßiges Blutspenden senkt den Blutdruck. In einer Studie konnte Professor Michalsen mit einem Forscherteam der Charité Berlin nachweisen, dass nach vier Blutspenden, also nach neun bis zwölf Monaten, bei Blutspendern mit mittelschweren Bluthochdruck die Werte um bis zu 17 mmHg sinken. Die Blutdruckminderung war umso deutlicher, desto öfter Blut gespendet wurde. "Selbst eine kleine Senkung des Blutdrucks schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in manchen Fällen zum Tode führen können", betont Michalsen.

Wenn Medikamente nötig sind

"Mein Traumpatient ist der, der seine Tabletten nimmt", sagt Bluthochdruck-Expertin Dr. Katrin Peschel aus Leipzig. Sie behandelt seit 16 Jahren Bluthochdruckpatienten. Aus ihrer täglichen Praxis weiß sie, dass viele Patienten Nebenwirkungen der Medikamente fürchten oder bei der regelmäßigen Einnahme eher nachlässig sind.

"Das ist das eigentliche Problem: Wir könnten viele heilen und vor Schlaganfällen bewahren", warnt die Expertin vor falschem Leichtsinn. Sie rät außerdem zu salzarmer Ernährung und mehr Zufriedenheit - trotz Corona. "Auch Wut erzeugt Hypertonie", weiß die Expertin. Also lieber mal einen Gang runterschalten, sich von aufregenden Themen ablenken und sich häufiger mit angenehmen Dingen beschäftigen.   

Neue Empfehlungen zum Blutdruckmessen

Viele kennen den sogenannten "Weißkittelhochdruck": Man geht zum Arzttermin, ist etwas aufgeregt und schon steigen die Werte. Ein weniger beachtetes und stark unterschätztes Risiko ist der sogenannte "maskierte" Bluthochdruck. Bei ihm sind die Werte beim Messen in der Arztpraxis völlig normal, dafür aber zu Hause erhöht, ohne, dass man es selbst bemerkt. Deshalb haben sich die medizinischen Leitlinien zur Messung in den vergangenen Jahren geändert. Empfohlen wird inzwischen auch zu Hause häufiger den Blutdruck zu messen.

  • Pro Monat sollte immer eine ganze Woche gemessen werden, also durchgehend an sieben Tagen.
  • Jeweils früh und abends, möglichst immer zur gleichen Uhrzeit und ganz in Ruhe.
  • Nimmt man blutdrucksenkende Medikamente ein, sollte man morgens vor der Medikamenteneinnahme messen.

Achtung!Der durchschnittliche Blutdruckwert sollte nicht höher sein als 135/85 mmHg. Wird dieser durchschnittliche Wochenwert überschritten, sollte man sich an seinen Hausarzt wenden. Ein Wert zwischen 140-159/90-99 mmHg gilt als leicht erhöht.

Vorteil der Messungen Zuhause

Die häusliche Messung gilt insgesamt als zuverlässiger als die Praxismessung, weil sie einen größeren Zeitraum abdeckt. Am besten zum Messen geeignet sind Oberarmmessgeräte, die es von verschiedenen Herstellern zu kaufen gibt. Handgelenkmessgeräte werden nicht empfohlen, da bei ihnen die Werte meist ungenauer sind. Bei einigen Messgeräten kann man sich die Werte auch auf dem Smartphone speichern oder sogar an den Arzt oder die Ärztin schicken.

TippFür Neueinsteiger gilt beim Blutdruckmessen: Zu Beginn sollte an beiden Armen gemessen werden. Egal, ob rechts oder links: Der Arm, bei dem die Werte höher sind, ist zukünftig der Messarm.


Mehr Informationen, einen Blutdruckpass zum Download und eine Liste empfohlener Messgeräte gibt es auf den Seiten der Hochdruckliga.

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MDR (cbr) | Erstmals erschienen: 15.04.2021

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