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Warnzeichen für die "Zuckerkrankheit"Diabetes erkennen und behandeln

19. August 2024, 18:20 Uhr

Diabetes gilt als Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts: Rund 11 Millionen Menschen betrifft sie in Deutschland. Diese Personen haben ein gesteigertes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, auch Sehstörungen oder Nierenschäden können Spätfolgen sein. Umso wichtiger ist es, Diabetes zeitnah zu behandeln. Woran Sie die Krankheit erkennen, wie sie behandelt wird und welche Ernährungs-Tipps Sie kennen sollten, weiß Dr. Thomas Dietz.

Diabetes gilt als Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts: Weltweit sind rund 500 Millionen Menschen betroffen. In Deutschland gibt es aktuell rund 11 Millionen Menschen mit Diabetes.

Als Hauptgrund für den anhaltenden Anstieg gilt die Wohlstandsgesellschaft: Ständig ist süßes Essen verfügbar und gleichzeitig bewegen wir uns immer weniger. Im Volksmund heißt Diabetes deshalb auch "Zuckerkrankheit" und es gilt die Annahme: "Wer zu viel Zucker isst, wird zuckerkrank". Ganz so einfach ist es aber nicht.

Auf den Typ kommt es an

Bei Diabetes wird in zwei Haupttypen von Stoffwechselerkrankungen unterschieden. Typ 1 ist erblich bedingt, wird also nicht durch hohen Zuckerkonsum ausgelöst. In diesen Fällen besteht ein absoluter Mangel an Insulin – dem Stoff, der dafür sorgt, dass Zuckermoleküle "zerlegt" werden und den Körperzellen als Energielieferanten zur Verfügung stehen. Von allen Diabetes-Erkrankten haben lediglich fünf Prozent den Typ 1.

Etwa 95 Prozent aller Diabetiker zählen zum Typ 2. Er beginnt oft schleichend und wird auch "Altersdiabetes" genannt, weil er meist erst mit zunehmendem Alter auftritt. Ursache ist eine Insulinresistenz, also eine verminderte Insulinempfindlichkeit der Zellen. Wird über viele Jahre zu viel Insulin im Körper produziert, reagiert er irgendwann "erschöpft". Die Bauchspeicheldrüse kann dann nicht mehr genügend Insulin für den erhöhten Bedarf produzieren. In den vergangenen Jahren sind zunehmend auch junge Erwachsene oder Jugendlich davon betroffen.

So sieht ein Insulin-Molekül aus. Vor allem älteren Körpern kann es schwer fallen, ausreichend Insulin zu produzieren. Bildrechte: IMAGO / Science Photo Library

Als Hauptrisikofaktoren gelten erbliche Veranlagung, Bewegungsmangel und Übergewicht. Auch dauerhafter Stress kann den Zuckerspiegel im Blut erhöhen, da Stresshormone dem Körper signalisieren: "Ich brauche Energie." Diese Energie liefert Zucker, der dann rund um die Uhr im Blut zirkuliert, um schnell verfügbar zu sein. Bleibt der Körper dauerhaft in erhöhter Alarmbereitschaft, kann das zu Diabetes Typ 2 führen oder die bestehende Erkrankung verschlechtern.

Die Folgen: Das Risiko für Erkrankungen steigt

Bei einem Diabetes ist häufig nicht nur der Kohlenhydratstoffwechsel, sondern auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel gestört. Ist der körpereigene Blutzucker dauerhaft zu hoch, kann er Herz, Nieren und Nerven schädigen. Deshalb ist es wichtig, die Diagnose so zeitig wie möglich zu stellen und früh mit einer Therapie zu beginnen.

Blutgefäße werden geschädigt, sowohl die großen als auch die kleinsten. Der Blutdruck steigt an. Auf Dauer führt dies zu einem zunehmenden Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschäden, Augenerkrankungen und Durchblutungsstörungen – vor allem in den Beinen.

Bei Warnzeichen zum Arzt

Es ist häufig nicht ganz einfach, Anzeichen für Diabetes richtig zu deuten. Viele Warnsignale, wie zum Beispiel besonders häufiger Durst, lassen sich ja auch durch höhere Temperaturen erklären. Viel Wasser zu trinken gilt darüber hinaus als gesund. Es ist daher ratsam im Blick zu behalten, ob sich Diabetes-Anzeichen mehren.

Symptome bei Typ-1-Diabetes

  • Abgeschlagenheit/Müdigkeit
  • starker Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • plötzlicher Gewichtsverlust
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Hunger oder Appetitlosigkeit
  • schlecht heilende Wunden

Viel Trinken ist gesund, doch häufiger Durst kann auch auf Diabetes hindeuten. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Symptome bei Typ-2-Diabetes

  • Konzentrationsstörungen
  • Leistungsschwäche/Müdigkeit
  • Depression
  • Hunger oder zu starker Appetit
  • Juckreiz
  • Erhöhte Infektionsneigung von Haut, Schleimhäuten oder Harnwegen

Sollten Sie mehrere Symptome haben, ist ein Besuch beim Hausarzt angebracht. Dieser kann mithilfe eines Bluttests den Zuckerspielegel messen. Das ist üblicherweise das Vorgehen bei Diabetes Typ 2. Bei Typ-1-Diabetes sind die Anzeichen deutlich auffälliger. Er lässt sich mit typischen Antikörpern nachweisen.

Die Behandlung: Von Diät bis Insulinspritze

Bestätigt sich der Verdacht auf einen Diabetes, müssen sich Erkrankte künftig regelmäßig in die Finger pieksen: Ein Blutstropfen genügt, um mit einem Messgerät den Blutzuckerwert zu prüfen. Je nachdem, wie die Werte ausfallen und welcher Diabtes-Typ vorliegt, unterschieden sich die weiteren Behandlungen.

Behandlung Typ1-Diabetes:

  • Gabe von Insulin
  • Überwachung des Blutzucker-Spiegels

Während beim Typ 1 der Körper kein eigenes Insulin mehr herstellt und deshalb auf fremdes Insulin von außen angewiesen ist, muss das beim Typ 2 nicht so sein. Während einige Betroffene auch Medikamente einnehmen müssen, genügt es bei anderen, die Ernährung umzustellen, um gute Blutzuckerwerte zu erreichen.

Behandlung Typ-2-Diabetes:

  • Mehr Bewegung im Alltag (30 bis 60 Minuten Minimum)
  • sportliche Betätigungen suchen
  • Ernährungsumstellung

Gut zu wissen: Schon kleine Änderungen des Lebensstils fördern Ihre Gesundheit.

Ernährungstipps

Für eine erfolgreiche Ernährungsumstellung bei Diabetes-Typ-2 sollten Sie sich an folgenden Tipps orientieren:

Eine gesunde, zuckerarme Ernährung hilft, die Blutzuckerwerte niedrig zu halten. Bildrechte: Colourbox.de

  • Weißmehl und Zucker nach Möglichkeit vermeiden, denn sie lassen den Blutzucker allzu schnell ansteigen. Stattdessen lieber zu Vollkornkornbrot oder Vollkornnudeln greifen.
  • Die Sättigungsbeilage reduzieren und stattdessen eine Portion mehr Gemüse nehmen. Ideal sind täglich 500 Gramm Gemüse, Pilze und Nüsse.
  • Viel Gemüse essen, bei Obst auf Fructose achten: Empfehlenswert sind Grapefruits, Stachelbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren, säuerliche Äpfel und Heidelbeeren.
  • Weniger Fleisch essen, stattdessen Eiweiß in Form von Hülsenfrüchten, Nüssen, Milchprodukten oder Fisch zu sich nehmen. Fisch sollte mindestens einmal wöchentlich gegessen werden.
  • Fettarme Lebensmittel bevorzugen, z.B. bei Milchprodukten, Wurst oder Fleisch.
  • Zum Kochen pflanzliche Öle verwenden.
  • Mehrstündige Essenspausen zwischen den drei Hauptmahlzeiten einlegen, da der Körper nur dann auf Fettverbrennung schalten kann.
  • Bewusst essen: langsam kauen, kleine Bissen, Pausen einlegen.
  • Viel Wasser trinken, auch Kräutertee ist möglich.

Das ist tabu:Fastfood und Fertigsnacks sind Kalorien- und Zuckerbomben, genau wie Limos & Co. Auch Obstsäfte sollten lieber als Schorle getrunken werden.

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MDR (lk)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 14. November 2023 | 11:05 Uhr