Interview mit Erfinder der Methode Scheinfasten: eine Alternative zum Fasten
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Das Bauchfett schmilzt und Zellen regenerieren sich beim Scheinfasten. Anders als beim klassischen Heilfasten darf dabei aber gegessen werden und Muskelmasse geht nicht verloren. Die Methode hat Altersforscher Prof. Valter Longo entwickelt. Wir haben mit ihm über die Vorzüge der alternativen Nahrungsaufnahme gesprochen.

Auf dieser Seite:
- Scheinfasten: So funktioniert es!
- Interview mit dem Erfinder des Scheinfastens, Prof. Valter Longo
- Beim klassischen Heilfasten nimmt man nur Flüssigkeiten zu sich. Wie war Ihr persönlicher Praxistest?
- Was ist die Grundidee hinter dem Scheinfasten?
- Ab wann schaltet der Körper in den Fastenmodus um?
- Scheinfasten auf Probe – Rezepte für einen Tag/drei Mahlzeiten
Scheinfasten: So funktioniert es!
Scheinfasten ist eine besondere Art der Nahrungsaufnahme. Entwickelt wurde sie von dem italienischen Wissenschaftler und Altersforscher Prof. Valter Longo, der an der University of Southern California in den USA lehrt und forscht. Das Prinzip ist einfach: Für fünf Tage in der Woche reduziert man die Essensmenge ungefähr auf die Hälfte der sonst üblichen Kilokalorien. Der erste Tag ist dabei eine Art Übergangstag, an dem circa 1.100 kcal erlaubt sind, an den folgenden vier Tagen circa 800.
Gegessen werden dürfen ausschließlich pflanzliche Lebensmittel, wie Salat, Gemüse, Nüsse, Olivenöl und pflanzliches Eiweiß, zum Beispiel aus Hülsenfrüchten. Tabu sind Zucker, weißer Reis, Brot und Pasta, sowie alle tierischen Produkte. Denn nehmen wir tierisches Eiweiß zu uns, bekommt der Körper das Signal "Wachstum". Das Fasten soll aber das Gegenteil bewirken. Die Zellen sollen eine Wachstumspause bekommen, denn nur dann passiert das, was das Fasten so gesund macht: Der Körper löst altes und defektes Zellmaterial auf und recycelt es wieder. Auch der Insulinspiegel und das Wachstumshormon IGF-1 werden beim Scheinfasten niedrig gehalten. Dadurch werden womöglich Alterungsprozesse verlangsamt.
Interview mit dem Erfinder des Scheinfastens, Prof. Valter Longo
Beim klassischen Heilfasten nimmt man nur Flüssigkeiten zu sich. Wie war Ihr persönlicher Praxistest?
Prof. Valter Longo: Ich habe es versucht. Das war in Deutschland, ich war Gast in einer Fastenklinik. Ich muss zugeben, es war sehr, sehr schwierig für mich. Nach dieser Erfahrung war ich umso motivierter, eine Alternative zum klassischen Heilfasten zu entwickeln – das Scheinfasten. Das war vor circa zehn Jahren. Wir haben eigentlich mit Krebspatienten begonnen, denn wir sahen, dass es positive Effekte während der Chemotherapie gibt. Doch eine Fastenkur nur mit Flüssigkeit wurde sowohl von den Onkologen kritisch gesehen, denn Chemotherapiepatienten dürfen ja nicht abnehmen, als auch von den Patienten selbst. Sie waren einfach zu geschwächt. Mit dem Scheinfasten hatten wir plötzlich einen Ansatz gefunden.
Was ist die Grundidee hinter dem Scheinfasten?
Prof. Valter Longo: Wir haben versucht herauszufinden, wie viele Kalorien der Mensch zu sich nehmen darf und wo er trotzdem noch die positiven Effekte des Fastens hat. Denn was beim Fasten im Körper passiert, ist sensationell. Es findet eine Art Selbsterneuerung der Zellen statt. Und wenn wir uns die Gene anschauen, die dabei auch eine Rolle spielen, dann sind das oft die Gene, die auch im embryonalen Entwicklungsprozess eine Rolle spielen.
Ab wann schaltet der Körper in den Fastenmodus um?
Prof. Valter Longo: Das passiert nach zwei bis drei Tagen. Danach verstärkt sich einfach der Effekt. Dazu gehört übrigens auch, dass das Bauchfett reduziert wird. Fünf Tage halte ich für eine ideale Zeit für gesunde Menschen zum Scheinfasten. Das kann man dann einmal im Monat oder einmal im Quartal machen. Wie man möchte. Der große Vorteil zum klassischen Heilfasten ist übrigens auch, dass man keine Muskelmasse verliert. Für Diabetiker/innen empfehle ich Scheinfasten einmal im Monat.
Scheinfasten auf Probe – Rezepte für einen Tag/drei Mahlzeiten
- Frühstück: Karotte-Apfel-Salat = 290 kcal
Zutaten
- 2 Karotten fein geraspelt, 100 g = 31 kcal
- 1 Stück Apfel grob gehobelt, 80 g = 42 kcal
- Saft einer halben Zitrone
- 2 TL Leinöl = 126 kcal
- 1TL Honig = 31 kcal
- 100 g Bambussprossen = 14 kcal
- 1 EL gehackte Walnüsse = 47 kcal
Zubereitung
- Geben Sie die geraspelten Möhren, den grob gehobelten Apfel und die Bambussprossen in eine Schüssel.
- Mischen Sie den Zitronensaft, das Leinöl und den Honig zu einer Vinaigrettesauce und geben diese über die
- Am Schluss streuen Sie die gehackten Walnüsse über den Salat.
- Mittag: Brokkolisalat mit Tomaten und Rucola= 260 kcal
Zutaten
- 200 g Brokkoli = 68 kcal
- 100 g Tomaten = 24 kcal
- 80 g Kartoffel = 58 kcal
- 1 Handvoll Rucola 27 kcal
- 1 kleine Zwiebel, 50 g = 16 kcal
- 2 TL Olivenöl = 90 kcal
- 3 EL Apfelessig = 2kcal
- 3 EL Apfelsaft = 20 kcal
Zubereitung
- Garen Sie Kartoffeln und Brokkoli bissfest in einem Wasserdampfsieb. Geben Sie für die letzten 5 Minuten die gestückelten Tomaten mit ins Sieb.
- Die Zwiebel in kleine Stücke schneiden.
- Mischen Sie aus Olivenöl, Apfelessig und Apfelsaft eine feine Sauce.
- Brokkoli, Kartoffeln, Tomaten und Zwiebel mit der Sauce vermischen. Den Rucola über den Salat geben.
- Abends: Gemüsesuppe = 250 kcal
Zutaten
- 400 g Gemüse: 100g Fenchel (33), 100 g Blumenkohl (25), 100g Möhre (31), 100 g Knollensellerie (26), Porree 100 g (26)
- 100g Kartoffeln = 73kcal
- 1 Zwiebel, 70 g = 23 kcal
- Gartenkräuter – z.B. Petersilie, Sauerampfer, Kresse
Zubereitung
- Übergießen Sie das klein geschnittene Gemüse zusammen mit der Zwiebel mit circa 0,5 l Wasser. Lassen Sie alles circa eine viertel Stunde köcheln.
- Sobald das Gemüse bissfest ist, vom Herd nehmen.
- Überstreuen Sie die Suppe kurz vor dem Verzehr mit frischen Gartenkräutern.
Tipp: Alkoholfasten – was im Körper passiert (bitte aufklappen)
Viel leichter fällt manchen Menschen der Verzicht auf ein bestimmtes Lebensmittel, wie zum Beispiel Alkohol. Wenn man nämlich für ein paar Tage oder gar Wochen auf Alkohol verzichtet, nimmt man auf jeden Fall ab. Ziemlich schnell sogar. Denn einerseits hat der Alkohol selbst eine ganze Menge Kalorien und andererseits führt er zu nächtlichen Hungerattacken.
Heute sind sich Mediziner weitgehend einig, dass es keinen risikolosen Alkoholkonsum gibt. Der Alkoholforscher Prof. Helmut Seitz dazu: "200 Krankheiten werden durch Alkohol verursacht. Auf der anderen Seite ist es wieder überraschend, wenn Sie aufhören zu trinken, können sich viele Organe wieder regenerieren." Am meisten profitiert wahrscheinlich die Leber vom Alkoholverzicht, denn Alkohol wird dort abgebaut. Muss die Leber aber ständig Alkohol abbauen, lagert sie diesen in Form von Fett ein. Eine Fettleber entsteht. Doch dieser Prozess ist reversibel! Bei Alkoholverzicht kann sich das Gewebe der Leber wieder erholen, das heißt: Es können sich neue, gesunde Zellen bilden und die Leber kann entfetten.
Auch das Herz profitiert. Eine Untersuchung unter regelmäßigen Biertrinkern hat ergeben: Jeder Dritte leidet unter Herzrhythmusstörungen, jeder Vierte unter Herzrasen. Verzichtet ein regelmäßiger Alkoholkonsument einen halben Tag auf Alkohol, normalisiert sich der Herzschlag wieder.
Generell empfehlen Ärztinnen und Wissenschaftler: Probieren Sie einfach eine alkoholfreie Zeit aus – idealerweise ein oder zwei Monate, es hilft aber auch schon eine Woche. Schauen Sie, wie Ihr Körper reagiert. Oftmals kann man sich nach so einer Fastenpause wieder neu justieren, denn Alkohol ist oft auch eine Gewohnheit. Diese zu durchbrechen, hilft nicht nur Leber, Nieren oder Herz, sondern kann auch der Beginn einer dauerhaften Reduktion des Alkoholkonsums sein. Zwei Tage ohne Alkohol empfehlen Ärzte sowieso – an den anderen Tagen, sind für Frauen ein kleines Bier oder 0,1 l Wein erlaubt, für Männer die doppelte Menge.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 24. März 2022 | 21:00 Uhr