Eine alte Frau hält sich ihre schmerzendes Handgelenk.
Schmerzen im Handgelenk können auch durch Verspannungen ausgelöst werden. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Massagen und Wärme gegen Schmerzen Faszien-Training für die Hände

19. Oktober 2022, 09:35 Uhr

Der Daumen tut beim Greifen weh, die Faust lässt sich nicht komplett öffnen: Oft sind es nur verspannte Muskeln, die die Schmerzen verursachen. Auch mit Faszien-Training kann gegengesteuert werden.

Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenke müssen im Einklang sein

Hinter Beschwerden einzelner Finger oder der ganzen Hand müssen nicht immer Rheuma oder Arthrose stecken. Wenn Verspannungen der Muskeln die Ursache sind, können einfache Übungen helfen, diese zu lösen.

Jede Hand hat viele Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenke, die perfekt zusammenspielen müssen. Gerät das System in Schieflage, zum Beispiel weil Sehnen und Faszien verkürzt oder Muskeln nicht stark genug sind, kommt es zu Beschwerden. Das reicht von Schmerzen im Handteller bis zu schmerzenden Fingerballen oder einzelnen Fingergelenken.

Verspannungen durch Fehlhaltungen

Besonders im Handteller gibt es unzählige kleine Muskeln, die durch Fehlhaltungen verspannen können. "Ganz typisch ist das jetzt im Herbst beim Laub harken, wenn ich den Griff der Harke über lange Zeit mit Kraft festhalte, was ich aber den Rest des Jahres nicht tue", erklärt die Hallenser Physiotherapeutin Gitte Baumeier ein klassisches Beispiel einer Fehlbelastung.

Typisch sei das auch beim Telefonieren: "Halten wir über lange Zeit das Handy fest ans Ohr, verkrampfen die Muskeln im Handteller und besonders im Daumenballen", so die Expertin. Ausgleichsbewegungen, in denen wir die Hände auch mal weit öffnen, gibt es im Alltag kaum. Dann lassen sich die Finger irgendwann nur noch schlecht spreizen, die Hand lässt sich nicht mehr komplett öffnen und auch nicht mehr flach auf den Tisch legen. In der Folge kommt es dann häufig zu Schmerzen in den Gelenken selbst, die nicht selten in der Fehldiagnose Arthrose enden.

Massage gegen Verspannungen

Damit Verspannungen erst gar nicht entstehen, ist es ratsam, bei langwierigen Tätigkeiten, die einen festen Griff erfordern, regelmäßige Pausen einzulegen. Dabei sollten die Hände und Finger immer wieder mit Kraft so weit wie möglich gespreizt werden. Auch ein kräftiges Ausschütteln der Hände kann die Muskeln lockern.

Ist die Verspannung einmal da, hilft oft eine Massage. Bei den Händen kann man die, eventuell nach einer Anleitung vom Profi, zum Glück meist selbst durchführen. Dabei wird mit den Fingerkuppen der schmerzfreien Hand mittlerer bis starker Druck auf die Muskeln ausgeübt. Schmerzt es in der betreffenden Hand, ist das ein Zeichen dafür, dass man genau an der richtigen Stelle drückt. Das kann sowohl in der Handfläche, aber auch im Daumenballen und direkt an den Fingergelenken der Fall sein. Hier hilft oft nur, es einfach auszuprobieren und sich im wahrsten Sinne heranzutasten.

Faszienrolle zur Lockerung

"Auch spezielle kleine Faszienrollen sind gut geeignet, um verspannte Faszien und Muskeln zu lösen", weiß Physiotherapeutin Gitte Baumeier. Dazu einfach auf dem Tisch mit der flachen Hand und leichtem Druck mehrfach über die Faszienrolle rollen, am besten abwechselnd mit beiden Händen.

Wärme gegen verkrampfte Muskeln

Sind verspannte und verkrampfte Muskeln das Problem, kann auch Wärme helfen. Sie fördert die Durchblutung und lockert das Gewebe. Schon ein Handbad in einer Schüssel mit heißem Wasser und vielleicht ein paar Tropfen ätherischem Rosmarinöl kann erstaunlichen Erfolg haben. Ideal ist eine Kombination aus Wärme und Massage.

Neuer Handfunktionstest aus Leipzig

Nach einer Verletzung, einer Operation oder einer Erkrankung der Hand ist es oft schwierig, die Fortschritte in der Therapie objektiv zu messen. Dabei kann gerade diese Motivation für den Behandlungserfolg entscheidend sein. Wie leistungsfähig ist die Hand, wie viel Feinmotorik hat sie wieder erlangt, wie viel Kraft? Fragen, die sich im Verlauf einer Therapie nicht immer beantworten lassen.

Ergotherapeutin Melanie Wittich ist auf Hände spezialisiert und wollte das ändern. Deshalb hat sie einen umfassenden Handfunktionstest entwickelt. "Es musste irgendwie ein komplettes Testverfahren her, wo ich die Gesamtheit der Funktion der Hand darstellen kann. Es gibt Einzeltests, es gibt Fragebögen, aber es fehlte ein Komplettset", erzählt die Leipzigerin von ihren langjährigen Erfahrungen in der Ergotherapie. Über zwölf Jahre hinweg hat sie ein Set entwickelt, das mit elf verschiedenen Tests und Griff-Übungen genau Auskunft über Leistungsfähigkeit und Therapiefortschritte geben kann. Mit Hilfe eines Tablets wird der Behandlungserfolg in einer eigenen App digital dokumentiert. Gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig ist ein Prototyp entstanden, der bald auf den Markt kommen soll. Inzwischen ist das Testset auch als Medizinprodukt zugelassen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 20. Oktober 2022 | 21:00 Uhr

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