Früherkennung Gesundheitsvorsorge: Die wichtigsten Untersuchungen für Mann und Frau

Medizinische Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten – mit einer Diagnose im Anfangsstadium einer Erkrankung. Welche die wichtigsten Check-ups für Männer und Frauen sind, erklärt Gesundheitsexperte Dr. Thomas Dietz.

Ein Stethoskop liegt auf einem Tisch
Vorsorge ist für alle wichtig. Was genau wann und wie oft untersucht werden sollte, unterscheidet sich bei Frauen und Männern. Bildrechte: imago images/Westend61

Warum Früherkennung so wichtig ist

Stress im Job, viele berufliche Reisen und jede Menge Termine lassen die Gesundheit gerade bei den Ü-30ern gerne in den Hintergrund rücken. Viele von ihnen gehen nur zum Arzt, wenn sie auch krank sind, hat eine Umfrage der GfK ergeben. Aber: Erkrankungen wie Diabetes oder ein zu hoher Blutdruck entwickeln sich oft unbemerkt, wenn man sich eigentlich noch gut fühlt.

Bei den Krankenkassen hat deshalb jeder gesetzlich Versicherte zwischen dem 18. und dem 35. Lebensjahr einmalig und ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung, und auch viele private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten. Bei der Gesundheitsuntersuchung für Erwachsene werden gesundheitliche Risiken und Belastungen erfasst und vom Arzt ausgewertet.

Ziel ist es, häufig auftretende Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes beziehungsweise deren Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen.

Ärztin untersucht einen männlichen Patienten
Der Check-up ist schnell und unkompliziert. Sie erhalten im Anschluss einen Überblick über Ihren Gesundheitszustand. Bildrechte: imago/Westend61

Wie der Check-up ab 35 abläuft

  1. Anamnese: Eingangsgespräch zwischen Arzt und Patient über Vorerkrankungen, familiäre Belastung und Lebensstil.
  2. Ganzkörperuntersuchung: Der Blutdruck wird gemessen, Herz und Lunge abgehört, der Bauchraum abgetastet und der BMI ermittelt. Außerdem werden der Bewegungsapparat, Haut und Sinnesorgane beurteilt.
  3. Impfanamnese: Fehlende Impfungen werden nachgeholt, vorhandene gegebenenfalls aufgefrischt.
  4. Laboruntersuchung: Das Blut wird auf Blutzucker- und Blutfettwerte untersucht, ein Test des Urins zeigt seinen Glukosewert und den Gehalt von Eiweiß, roten und weißen Blutkörperchen und Nitrit.
  5. Abschließendes Gespräch: Der Arzt stellt die Ergebnisse deiner Untersuchung vor, empfiehlt gegebenenfalls Verhaltensänderungen und spricht über mögliche weitere Schritte.

Überblick Vorsorgeuntersuchungen Männer

Alter Früherkennung folgender Krankheiten Zeitraum
ab 35 Allgemeiner Gesundheitszustand (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetis, Hautkrebs) alle drei Jahre
ab 45 Prostatakrebs, Hautkrebs (Tastuntersuchung, Inspektion) jährlich
ab 50 Darmkrebs (Tastuntersuchung, Stuhlbluttest) jährlich
ab 55 Darmkrebs - 2. Darmspiegelung nach 10 Jahren bei unauffälligem Erstbefund und Beschwerdefreiheit. alle zehn Jahre
Alter Früherkennung folgender Krankheiten Zeitraum
ab 35 Allgemeiner Gesundheitszustand (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetis, Hautkrebs) alle drei Jahre
ab 45 Brustkrebs alle zwei Jahre
ab 50 Darmkrebs (Tastuntersuchung, Stuhlbluttest) jährlich
ab 55 Darmkrebs - 2. Darmspiegelung nach 10 Jahren bei unauffälligem Erstbefund und Beschwerdefreiheit alle zehn Jahre

Früherkennung von Krebs

Immer mehr Menschen in Europa erkranken an Krebs. Das hat eine Studie der Universität Mailand ergeben. Hauptgrund: Die Bevölkerung wächst und wird immer älter. Damit steigt das Risiko zu erkranken. Umso wichtiger ist die Vorsorge. Ein rechtzeitig entdeckter Krebs ist in den meisten Fällen heilbar. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer ist die Chance, sie zu besiegen.

Krebsvorsorge für Frauen
Alter Untersuchung Krankheit Zeitraum
ab 20 Genitaluntersuchung Gebärmutterhalskrebs jährlich
ab 30 Brustuntersuchung Brustkrebs jährlich
ab 35 Ganzkörperuntersuchung der Haut Hautkrebs alle zwei Jahre
ab 50 Mammographie-Screening Brustkrebs alle zwei Jahre
  • ab 50
Dickdarm- und Rektum Untersuchung, Test auf verborgenes Blut Darmkrebs jährlich
ab 55 Test auf verborgenes Blut Darmkrebs alle zwei Jahre
ab 55 Darmspiegelung Darmkrebs alle zehn Jahre
Krebsvorsorge für Männer
Alter Untersuchung Krankheit Zeitraum
ab 45 Prostatauntersuchung, Genitaluntersuchung, Tastuntersuchung der Lymphknoten Prostatakrebs jährlich
ab 35 Ganzkörperuntersuchung der Haut Hautkrebs alle zwei Jahre
ab 50 Darmspiegelung Darmkrebs alle zehn Jahre
ab 50
  • Dickdarm- und Rektum Untersuchung, Test auf verborgenes Blut
Darmkrebs jährlich
ab 55 Test auf verborgenes Blut Darmkrebs alle zwei Jahre

Kinder- und Jugenduntersuchungen

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt auch bei Kindern und Jugendlichen die Kosten von Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen. Von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr gibt es die "U-Untersuchungen". Zwischen dem 13. und 14. Lebensjahr folgen die "J-Untersuchungen" für Jugendliche. Sie bietet eine Möglichkeit, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und dagegen zu steuern.

Ein Kinderarzt impft in seiner Praxis in Kaufbeuren einen Jungen zum Schutz gegen Masern.
Auch der Impfstatus wird bei jeder "U"-Untersuchung überprüft. Bildrechte: dpa

Vorsorge: Check-up, Nachsorge: Reha

Wer wegen einer schweren oder chronischen Krankheit behandelt wird oder einige Zeit im Krankenhaus verbracht hat, braucht oft Zeit, um sich wieder zu erholen. Damit Patienten dann möglichst schnell wieder zu alter Form kommen, gibt es die "Reha". Der Begriff steht für Rehabilitation – und genau dafür ist sie auch da – zur Wiederherstellung.

Kur ist gleich Reha? Seit der großen Gesundheitsreform im Jahr 2000 wird der Begriff „Kur“ im Bereich der medizinischen Rehabilitation nicht mehr verwendet. Umgangssprachlich ist das aber noch üblich.

Sie soll verhindern, dass man dauerhaft körperlich oder seelisch beeinträchtigt bleibt, sich die Beschwerden verschlimmern oder sogar eine Pflegebedürftigkeit entsteht. Dafür wird ein individueller Therapieplan ausgearbeitet, zum Beispiel mit Krankengymnastik, Massagen oder Ernährungsgruppen.

Durch die Reha soll der Patient lernen, mit den Folgen seines Leidens umzugehen und unnötige Beeinträchtigungen verhindern. Eine Reha kann stationär oder ambulant durchgeführt werden.

Silvana Heller-Scheunemann, Sozialpädagogin und Sachgebietsleiterin im Sozialamt Vorpommern-Greifswald, nimmt als Patientin im Rehazentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung an einem Gymnastikstunde teil
Rehas sind mehrwöchige ambulante oder stationäre Aufenthalte in spezialisierten Kliniken, etwa kardiologischen, orthopädischen oder psychosomatischen. Bildrechte: dpa

Antrag auf eine Reha

Um eine Reha bewilligt zu bekommen, müssen die erfolgversprechenden therapeutischen Angebote am Wohnort durch den Arzt ausgeschöpft sein. Wurden Medikamente, Hilfs- oder Heilmittel verordnet und es ist dadurch keine Besserung eingetreten oder ist die Verordnung medizinisch nicht sinnvoll, muss die gesetzliche Krankenkasse oder die Rentenversicherung die Kosten für eine Reha übernehmen.

Für eine Wiederholung gilt eine Frist von vier Jahren. Die Reha ist auch vor Ablauf dieser Vierjahresfrist zu genehmigen, wenn eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustands droht. Für den Antrag wird in jedem Fall ein ärztliches Attest benötigt. Die Notwendigkeit einer Reha muss vom behandelnden Arzt begründet werden.

Frau wartet gelangweilt vor einem Zimmer im Rehazentrum. Durch ein Fenster kann man hineinblicken, Gymnastikbälle auf einem Regal und andere Gerätschaften hängen im Gymnastikraum.
Meist sind es orthopädische Erkrankungen, die eine Reha nötig machen. Ihr Anteil liegt nach Angaben der gesetzlichen Rentenversicherung für Frauen derzeit bei gut 37 Prozent, für Männer bei knapp 36 Prozent. Bildrechte: dpa // IMAGO / Panthermedia

Antrag abgelehnt? Nicht gleich aufgeben!

Oftmals wird der Antrag auf eine Rehakur von der Krankenkasse zunächst abgelehnt. Aber es lohnt sich in den meisten Fällen, innerhalb von vier Wochen Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid mit der Bitte um erneute Überprüfung einzulegen.

Der Widerspruch sollte nach Möglichkeit eine weitere Begründung des Arztes enthalten, warum die Reha medizinisch notwendig ist und was damit erreicht werden soll. Werden die Kosten übernommen, müssen Versicherte täglich nur zehn Euro für den Aufenthalt in einer Klinik zuzahlen. Befreiungen von der Zuzahlung sind möglich. Weitere Kosten und Zuschüsse sollten bei der Krankenkasse nachgefragt werden.

Werden keine Kosten übernommen, können Kuraufenthalte auch als Selbstzahler gebucht werden. Viele Kurorte haben sich darauf eingestellt und bieten inzwischen kostengünstige Möglichkeiten für einen Kur-Aufenthalt an. Die meisten Krankenkassen beteiligen sich dann mit einer Zuzahlung für therapeutische Anwendungen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 06. April 2023 | 17:00 Uhr

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