Prophylaxe So können Sie Stürze vermeiden

Bei Glätte erhöht sich die Sturzgefahr und damit das Risiko von Prellungen oder Brüchen. Wir erklären, welche Übung für einen sicheren Gang auf vereisten Wegen sorgt und wo unnötige Stolperfallen im Alltag lauern.

Älterer Mann rutscht auf verschneitem Gehweg aus
Macht man es wie die Pinguine, bekommt man beim Gang mehr Standfestigkeit auf einem rutschigen Untergrund. Bildrechte: imago/Paul von Stroheim

Mit den Jahren wird der Gang unsicherer, dazu kommen oft Kreislaufprobleme oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Außerdem lässt die sogenannte Agilität im Alter nach – das ist die Fähigkeit, auf einen Reiz mit einer raschen Veränderung der Richtung oder der Geschwindigkeit zu reagieren.

Wer jung ist, dem gelingt es oft, nach einem Stolpern den Sturz noch abzufangen oder die Bewegung beim Sturz so umzuleiten, dass keine größeren Verletzungen entstehen. Senioren haben damit Probleme, zumal bei ihnen die Reflexe zur Abwehr eines Sturzes schwächer werden.

Häufige Verletzungsquelle – der Oberschenkelhals

Dr. Sven Rottländer, Orthopäde an der Median-Klinik Bad Lobenstein, ist häufig mit Verletzungen nach Stürzen von Senioren konfrontiert. Die Fraktur, also der Bruch, des Oberschenkelhalses ist besonders typisch bei alten Menschen - 120.000 Fälle gibt es pro Jahr. Dass vor allem Ältere betroffen sind, hat für den Mediziner logische Gründe: "Im Lauf unseres Lebens verändert sich der Steilheitsgrad des Schenkelhalses. Damit ist er biomechanisch nicht mehr so belastbar. Der zweite Punkt ist das erhöhte Frakturrisiko im Alter durch eine veränderte Knochenqualität." Denn diese nimmt mit den Jahren stark ab, dadurch wird der Knochen brüchiger.

Die Folgen eines Bruchs am Oberschenkelhals können für die Betroffenen dramatisch sein. Je höher das Lebensalter, desto größer ist die Gefahr, dass ein langer Krankenhausaufenthalt nötig wird, in dessen Verlauf Komplikationen drohen. Nicht selten werden die Menschen hilfs- und pflegebedürftig, und leider überleben deshalb einige so einen Unfall nicht. Nur 40 bis 60 Prozent der Betroffenen werden wieder so mobil wie zuvor.

Tipp: sich mit den Unterarmen abfangen

Physiotherapeutin Gitte Baumeier hat häufig mit Menschen zu tun, die nach einem schweren Sturz wieder richtig auf die Beine kommen wollen. Ihr Tipp, um die Wucht beim Sturz abzumildern: "Im Idealfall sollten wir auf unsere Unterarme fallen, nicht auf die Hände oder auf die Seite. Das ist aber ein schwieriger Reflex." Oft passiert aber noch etwas Schlimmeres: "Die Leute versuchen, im Sturz noch ihre Tasche festzuhalten, und fallen dann am Ende auf das Gesicht. Das ist besonders dann gefährlich, wenn man eine Brille trägt."

Ist man gestürzt, sollte man nicht überhastet aufstehen, sagt Gitte Baumeier. Denn das kann zu zusätzlichen Kreislaufproblemen führen. Sie rät: sich erst einmal sammeln, sich orientieren, vielleicht Hilfe rufen. Erst dann sollten wir uns mit Umweg über den Vierfüßlerstand behutsam wieder aufrichten.

Vorsicht beim Aufhelfen

Auch bei der Hilfe für einen gestürzten Menschen wird viel falsch gemacht. "Auf keinen Fall an den Händen hochzerren!", sagt Gitte Baumeier. Besser sei es, sich beim Aufrichten als Stütze anzubieten, indem man sich hinkniet und seine Unterarme hinhält. In Innenräumen kann man rasch einen Stuhl als Hilfsmittel heranholen. Nur im Notfall, wenn dem oder der Gestürzten die eigene Kraft fehlt, sollten wir ihn oder sie hochziehen – dafür aber von hinten unter die Achseln greifen. 

Vorbeugen: Sturzgefahr minimieren, Gleichgewicht trainieren!

Gerade im Herbst haben viele Senioren Sorge, auf mit nassem Laub bedeckten Wegen oder auf überfrorenen, glitschigen Treppen auszurutschen. Doch die Gefahr lauert oft genug dort, wo wir sie nicht vermuten – in der eigenen Wohnung. Das typische Szenario: Man will nachts durch den dunklen Flur auf die Toilette gehen und stürzt über ein Hindernis.

Stolperfallen beseitigen, Festhaltemöglichkeiten schaffen

Deshalb sollten Angehörige ihre älteren Verwandten dabei unterstützen, Stolperfallen in der Wohnung zu entschärfen oder zusätzliche Festhaltemöglichkeiten zu schaffen. Für Menschen, die ohnehin schon unsicher und mit schlurfenden Schritten gehen, kann schon eine hochgebogene Teppichkante zu einem Sturz führen.

Auch herumliegende Kabel, zum Beispiel zum Fernseher oder zur geliebten Elektroheizung, können Anlass zum Sturz bieten – ebenso wie wacklige Möbel, an denen man sich im Ernstfall weniger gut festhalten kann als erhofft. Gerade im Badezimmer können Haltegriffe an der Toilette oder in der Dusche die Sicherheit erhöhen. Rutschhemmende Matten halten kleine Möbelstücke oder Teppiche fest. Und – es gibt preiswerte Lichtquellen mit Bewegungsschaltern, die z. B. nachts den Weg zur Toilette beleuchten.

Tipp: in Bewegung bleiben, Fitness trainieren! Kleinere Gleichgewichtsübungen lassen sich in den normalen Tagesablauf einbauen. Gitte Baumeier rät: "Versuchen Sie, die Hose anzuziehen, ohne sich dabei hinzusetzen. Oder steigen Sie die Treppe, ohne sich am Geländer festzuhalten – oder nur mit dem kleinen Finger!"

Pinguin-Gang gibt mehr Standfestigkeit auf rutschigen Wegen

Vereiste Wege im Park – wo Kinder sich über die prima Schlitterbahn freuen, müssen Ältere einen schweren Sturz befürchten. Doch für das Gehen auf Eis und Schnee gibt es einen Trick, mit dem es leichter fällt, das Gleichgewicht zu halten: Gehen Sie wie ein Pinguin! Das empfiehlt auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Machen Sie dafür möglichst kleine, langsame Schritte. Wichtig ist, den Körperschwerpunkt immer über das vordere Bein zu bringen. Setzen sie das Bein dafür möglichst senkrecht auf, der Fuß sollte mit ganzer Sohle den Boden berühren.

Bei leichteren Sturzfolgen: Rezept für ein Blaue-Flecken-Öl

Aromatherapeutin Tuula Misfeld aus Leipzig schwört bei blauen Flecken auf ein Öl, das die Hämatome schneller zum Verschwinden bringt oder sie erst gar nicht entstehen lässt, wenn man sich gestoßen hat. Das Öl kann in einen leeren Deoroller gefüllt werden und steht so immer zur Verfügung.

Basis für das Öl gegen blaue Flecken ist Mandelöl. Für die Wirkung sorgen Auszüge aus der Immortelle, einer Strohblumenart, die ein wenig nach Curry riecht. Weil reines ätherisches Öl aus der Immortelle sehr teuer ist, verwendet Tuula Misfeld für dieses Rezept stattdessen überwiegend Immortellen-Pflanzenwasser, erhältlich bei Anbietern im Internet.

Rezept und Zubereitung

Zu 50 Prozent Mandelöl kommen 50 Prozent Pflanzenwasser. Außerdem werden einige Tropfen ätherisches Öl aus Immortellen und ätherisches Öl aus Rosengeranien hinzugefügt. Die Mischung wird stark geschüttelt – Wasser und Öl lassen sich ja eigentlich nicht vermischen, aber auf diese Weise entsteht eine so genannte Schüttel-Emulsion, ein wenig wie bei einer Salat-Vinaigrette.

Die Immortellen-Wirkstoffe sollen laut Tuula Misfeld den Lymph-Abfluss fördern und die Zell-Regeneration anstoßen. So löst sich ein blauer Fleck schneller auf.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 15. Oktober 2020 | 21:00 Uhr

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