Eine Frau wird per Ultraschall auf Brustkrebs untersucht.
Welche Zusatzleistung ist sinnvoll? Das unterscht der IGeL-Monitor. Bildrechte: PantherMedia / Arne Trautmann

Medizin Zehn Jahre IGeL-Leistungen: Wenig Nutzen, viel Verunsicherung

13. April 2022, 15:13 Uhr

Ultraschall, PSA-Test, Zahnreinigung: Die "individuellen Gesundheitsleistungen" - kurz IGeL - gibt es seit zehn Jahren. Aber sind sie auch sinnvoll? Darüber sprechen wir am Mittwoch in der Servicestunde bei MDR THÜRINGEN - Das Radio.

Die "individuellen Gesundheitsleistungen" - kurz IGeL - heißen im normalen Sprachgebrauch der Arztpraxis "Selbstzahlerleistungen" und umfassen alles, was die gesetzlichen Krankenkassen nicht zahlen. Dazu gehören unter anderem Ultraschall der Eierstöcke, Zahnreinigung oder Früherkennung von grünem Star.

Der IGeL-Monitor nimmt die Leistungen regelmäßig unter die Lupe. Er wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben und schätzt die Zahl der individuellen Gesundheitsleistungen auf mehrere hundert. Wie sieht die Bilanz nach zehn Jahren IGeL aus?

Frau beim Zahnarzt
Die Profi-Zahnreinigung muss der Patient selbst zahlen. viele Krankenkassen übernehmen aber einen Teil der Kosten. Bildrechte: imago/Westend61

Nur zwei von 55 Leistungen sinnvoll

55 individuelle Gesundheitsleistungen hat der IGeL-Monitor aktuell untersucht und nur zwei davon schließen mit "tendenziell positiv" ab. Bei den meisten überwiegt sogar der potentielle Schaden dem möglichen Nutzen.

Zu den IGeL, die der Monitor eindeutig negativ bewertet, gehört die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Bei dieser Leistung könne es zu vielen falsch positiven Ergebnissen und damit zu unnötigen weiteren Untersuchungen und Eingriffen kommen. Seit Jahren raten Expertinnen und Experten von dieser Untersuchung ab - sie wird aber weiterhin angeboten.

Eierstöcke
Der IGeL-Monitor rät vom Ultraschall der Eierstöcke ab. Bildrechte: imago images/Shotshop

Versicherte fühlen sich unter Druck gesetzt

Ein weiteres Fazit des IGeL-Monitor: Versicherte fühlten sich unzureichend über Sinn und Unsinn der Leistungen aufgeklärt. Entsprechend verunsichert sind sie, ob sie die Zusatzleistungen annehmen und zahlen sollen.

Hinzu kommt, dass Facharztpraxen die IGeL-Leistungen offenbar positiver darstellten als die Grundversorgungsleistungen der Krankenkassen. Das ergab eine Umfrage unter Versicherten. Das führe auch dazu, dass Patienten und Patientinnen auf eine "normale" Untersuchung oft wochenlang warten müssten. Ein Termin für Selbstzahlerleistungen gebe es hingegen sofort.

Infos zum IGeL-Monitor Auftraggeber des Monitors ist der Medizinische Dienst Bund. Ein interdisziplinäres Team wertet wissenschaftliche Studien und internationale Leitlinien aus.

MDR/igel-monitor (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 13. April 2022 | 11:05 Uhr

Mehr Gesundheit

Weitere Ratgeber-Themen