Naturheilkunde So stärken Sie Ihr Immunsystem mit ganz einfachen Mitteln
Hauptinhalt
Unser größter Schutz gegen Viren, wie Covid-19, ist ein starkes Immunsystem. Je älter wir sind, desto schwächer wir es jedoch. Einfache Anwendungen aus der Naturheilkunde können es stärken und sogar verjüngen.

Was Wissenschaftler gerade entdecken, ist, dass wir es selbst in der Hand haben, unser Immunsystem wieder aufzufrischen. Denn ein verjüngtes Immunsystem hat gleich einen dreifachen Nutzen: Es schützt erstens vor Virenattacken. Zweitens wird der Verlauf einer möglichen Erkrankung deutlich abgemildert. Und drittens wirkt eine Impfung, zum Beispiel gegen Corona, effektiver. Doch wie lässt sich das Immunsystem stärken? Es sind einfache, aber sehr effektive Dinge, die wir selbst tun können.
Tief einatmen an der frischer Luft
Gerade im Winter, wenn wir draußen sind, fängt die Nase scheinbar plötzlich an zu laufen. Der Grund: Die kalte Winterluft wird mit jedem Atemzug in der Nase erwärmt. Genau dort, in der Nase, befinden sich sogenannte Flimmerhärchen. Darauf bildet sich eine dünne Schleimschicht. Erreger werden durch sie nach Außen transportiert oder können erst gar nicht in den Körper eindringen. Deshalb läuft uns oft die Nase draußen. Unangenehm, aber nützlich. Also, hilft schon einfaches Atmen in der Winterluft die körpereigene Abwehr zu stärken. Zudem versorgt die Frischluft zusätzlich unseren gesamten Körper mit Sauerstoff, davon profitiert nicht nur das Gehirn, sondern auch die Muskelzellen. Also: raus an die frische Luft!
Mehr Bewegung: Myokine – die Apotheke in unserem Körper
Mit jedem Schritt werden unsere Muskeln aktiviert. Durch diese Aktivierung werden heilsame Botenstoffe gebildet, sogenannte Myokine. Das sind Eiweiße, die sich über die Blutbahnen im ganzen Organismus verteilen. Diese aktivieren die Zellen im Körper, die gefährliche Viren unschädlich machen. Erst vor reichlich zehn Jahren wurden sie entdeckt. Besonders viele Myokine werden durch Kraft- und Ausdauersport gebildet. An der Sporthochschule Köln untersucht Professor Wilhelm Bloch diese Myokine und ihre Auswirkungen auf das Immunsystem von Sportlern. Er bezeichnet sie gar als körpereigene Apotheke: "Wenn wir über diese Botenstoffe, die Myokine, Einfluss auf das Immunsystem kriegen, was wir jetzt schon nachweisen können, dann haben wir praktisch Einfluss auf jede Erkrankung." Fazit: Runter vom Sofa und bewegen!
Fasten – ein Verjüngungsprogramm für das Immunsystem
Fasten stärkt das Immunsystem. Dabei muss es gar nicht unbedingt ein wochenlanger Nahrungsverzicht sein. Auch Intervallfasten bringt schon Effekte. Das bedeutet, dass man 16 Stunden lang auf Nahrung verzichtet. Das erreicht man, indem man eine Mahlzeit weglässt oder die drei Mahlzeiten in dem verbliebenen Zeitfenster von acht Stunden unterbringt. Vergleicht man "richtiges" Fasten mit Intervallfasten, stellten Wissenschaftler fest, dass der Effekt auf Stoffwechsel, Gewicht und Stimmung beim längeren Heilfasten stärker ist.
Intervallfasten hat nicht so starke Effekte, aber wirkt auf Dauer verlässlich und positiv auf Schlaf, Blutzucker und Stoffwechsel. Ideal ist eine Kombination aus beiden Fastenarten. Sogar gegen Coronaviren soll man sich durch Fasten ein stückweit schützen können. So empfiehlt Professor Andreas Michalsen, der deutsche Naturkundepapst vom Immanuel Krankenhaus Berlin: "Im Sinne der Stärkung des Immunsystems ist es durchaus sinnvoll, vorbeugend regelmäßig zu fasten, am besten ein modifiziertes Fasten über fünf bis sieben Tage mit einer Kalorienzufuhr von 300 bis 600 Kalorien pro Tag."
Autophagie – ein Recyclingprogramm für die Zellen Egal, ob Heilfasten oder Intervallfasten, in jedem Fall wird im Körper eine Art Recyclingprogramm für Zellen aktiviert, sein Name: Autophagie. Autophagie ist einer der wichtigen Abwehrmechanismen gegen eine Virusinfektion. Erst 2016 erhielt der japanische Zellforscher Yoshinori Ohsumi den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung dieser Wirkweise, in der sich Zellen erneuern und so das Immunsystem verjüngen. In der Zelle sammelt sich im Laufe der Zeit sehr viel Müll an. Bei der Autophagie wird dieser Müll mit einem dünnen Häutchen umschlossen. Danach wird alles in kleine Einzelteile zerlegt. Bruchstücke davon werden zur Energiegewinnung recycelt oder ausgeschieden.
Der Gesichtsguss – kaltes Wasser gegen Viren
Wasseranwendungen nach Kneipp sind ein gute Prävention gegen Krankheiten. Sie härten ab und lassen uns widerstandsfähiger werden. Infektionen kann der Körper so bereits im Anfangsstadium besser bekämpfen. Eine einfache und effektive Anwendung ist beispielsweise der kalte Gesichtsguss. Solche kalten Güsse sind ein intensiver Reiz für den Körper. Mund- und Nasenbereich werden kräftig durchblutet, die Abwehrkräfte gegen Viren und Bakterien gestärkt. Und so wird’s gemacht: Das Wasser sollte 16 bis 17 Grad kalt sein. Schrauben Sie dafür den Duschkopf Ihrer Brause ab und lassen Sie kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen. Führen Sie den Strahl zuerst von links nach rechts über ihre Stirn, gefolgt von einer Auf- und Abwärtsbewegung in der rechten Gesichtshälfte, danach folgt die linke Hälfte. Zum Abschluss kreisen Sie mit dem Schlauch über das gesamte Gesicht.
Können wir unser Immunsystem tatsächlich verjüngen?
Naturheilkunde-Experte Professor Andreas Michalsen sagt: Ja. Hier gibt er Tipps.
Professor Michalsen ist Facharzt für innere Medizin und Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. Wir haben ihm drei Fragen gestellt:
Können wir unser Immunsystem tatsächlich verjüngen?
Professor Michalsen: Ja, aber natürlich nur in einem gewissen Maß. Wie wir auch das Altern nicht komplett aufhalten können, können wir das beim Immunsystem auch nicht komplett. Aber wir können die biologische Alterung des Immunsystems hinauszögern und es regenerieren. Wie wir beim Sport unsere Muskeln trainieren, können wir auch das Immunsystem trainieren.
Das geht zum Beispiel mit Fasten. Sie haben eine Fasten-Sprechstunde fasten selbst regelmäßig. Wie schaffen Sie das in den aktuell stressigen Zeiten?
Professor Michalsen: Es stimmt, Fasten stärkt das Immunsystem. Während einer Infektion sollte man allerdings nicht fasten. Für mich hat sich das 16:8 Intervallfasten bewährt, weil man es schön in den Alltag integrieren kann. Das heißt also, ich lege eine Essenspause über 16 Stunden am Tag ein. Wobei aktuelle Studien zeigen, dass es auch schon mit 14 Stunden funktioniert. Ich versuche also, meist etwas später zu frühstücken und nicht zu spät abends zu essen. Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass es mir gut tut und ich viel besser schlafe. Und guter Schlaf ist sehr wichtig für ein funktionierendes Immunsystem.
Sie sagen, dass man ein stückweit auch die Wirkung einer Impfung, wie zum Beispiel jetzt gegen Corona, selbst verbessern kann. Wie das?
Professor Michalsen: Wichtig ist ja, dass nach einer Impfung möglichst viele Antikörper gebildet werden. Und da ist guter Schlaf wichtig, da ist Bewegung wichtig und dass wir viel Obst und Gemüse essen. Wir sollten versuchen, uns nicht stressen zu lassen, was in diesen Zeiten eine Herausforderung ist. Aber Entspannung tut uns gut und fördert eine gute Impfreaktion. Das ist tatsächlich so.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 21. Januar 2021 | 21:00 Uhr