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Ein Karpaltunnelsyndrom trifft besonders häufig Frauen. Bildrechte: Colourbox.de

HandgelenkKarpaltunnelsyndrom: Schmerzen, Kribbeln, taube Finger

20. März 2023, 13:35 Uhr

Der Karpaltunnel ist eine knöcherne Struktur mit Bändern im Bereich des Handgelenks. Hierdurch verläuft der "Nervus medianus", der sogenannte Mittelnerv. Wird er eingeengt, kribbelt es unangenehm in der Hand. Im fortgeschrittenen Stadium kommen Schmerzen hinzu, die Hände schlafen ein und die Finger fühlen sich taub an.

Karpaltunnel: Was ist das?

Der Karpaltunnel ist eine Art natürliche Engstelle an der Handinnenseite. Durch den Tunnel verläuft ein wichtiger Nerv, der Nervus medianus. Er sorgt unter anderem für die Steuerung der Muskeln an Daumen und Fingern und meldet Sinnesreize von der Hand an das Gehirn zurück.

Die Unterseite des Karpaltunnels bilden die Handwurzelknochen, sein Dach ist das aus festem Bindegewebe bestehende Karpalband. Der Medianus-Nerv muss sich den knappen Platz hier mit mehreren Sehnen teilen.

Häufig Frauen betroffen

Bei vielen Menschen, vor allem bei Älteren und bei Frauen, wird der Raum für den Medianus-Nerv immer enger. Durch den ständigen Druck nimmt der Nerv auf Dauer Schaden. Die Folgen äußern sich zunächst in Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheit oder einem "pelzigen Gefühl" in den Fingern. Die Symptome betreffen meist die Handinnenseite zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger und treten häufig in der Nacht auf.

Verschlimmert sich das Syndrom, treten die Beschwerden auch bei Tage auf. Die Betroffenen spüren das zum Beispiel bei ausgedehnten Telefonaten oder nach längeren Fahrradtouren. Manchmal haben sie den Eindruck, plötzlich würde Strom durch den Arm schießen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es dann sogar zum Muskelabbau im Daumenballen kommen, wodurch die Greifkraft nachlässt.

Wodurch wird ein Karpaltunnel-Syndrom ausgelöst?

Für die fatale Verengung rund um den Nerv gibt es verschiedene Ursachen. Bei manchen Menschen ist der Karpaltunnel von Geburt an enger als bei anderen. Nicht selten geht einem Karpaltunnel-Syndrom aber auch ein Knochenbruch voraus. Im Heilungsverlauf ändern sich dann die knöchernen Strukturen und fordern mehr Platz.

Weitere Auslöser für die Verengung im Tunnel sind Schwellungen der hier verlaufenden Sehnenscheiden durch Überlastungen und Entzündungen oder Arthrose im Handgelenk. Auch Diabetiker oder Rheumapatienten haben ein höheres Risiko, ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln. Eine Schwangerschaft kann ebenfalls die Ausprägung des Syndroms begünstigen.

Generell spielt offenbar die Veranlagung die Hauptrolle. Oft wird zwar vermutet, dass bestimmte gleichförmige Arbeiten, bei denen die Handgelenke stark abgeknickt werden (Maschineschreiben, Maler- oder Montagetätigkeiten), zu einem Karpaltunnel-Syndrom führen. Tatsächlich kann das zwar das Auftreten der typischen Symptome verstärken und die Situation verschlimmern. Als alleinige Auslöser des Problems kommen diese Faktoren aber wohl weniger in Frage.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Ärzte können das Karpaltunnel-Syndrom zunächst anhand einiger einfacher Tests feststellen. Schmerzt der Karpaltunnel, wenn leicht gegen diese Stelle geklopft wird? Lassen sich die Beschwerden auslösen, wenn die Handgelenke stark gebeugt oder gestreckt werden? Bereitet es dem Patienten oder der Patientin Mühe, zum Beispiel eine Münze aufzuheben? Zur Sicherung der Diagnose wird in der Regel auch die Nervenleitfähigkeit gemessen. Zudem kann das Handgelenk mit Ultraschall untersucht werden.

Erste Regel: Ruhigstellen!

Wenn die lästigen Symptome nur gelegentlich auftreten, hilft oft schon die Schonung des betroffenen Handgelenks. Viele Menschen knicken nämlich ihre Handgelenke während des Schlafens unwillkürlich stark ab und provozieren damit die Symptome. In solchen Fällen wird eine sogenannte Nachtschiene verordnet, die das Abknicken verhindern soll. Eine Kortison-Injektion kann oft entzündliche Schwellungen an den Sehnen im Karpaltunnel abklingen lassen, die Beschwerden lassen dann nach.

Behandeln kann man das Karpaltunnelsyndrom konservativ mit Übungen und Schienen oder operativ. Allerdings sollte man mit einer Operation nicht zu lange warten, denn wird der Druck auf den Nerv zu stark und hält dieser Zustand zu lange an, kann der "Nervus medianus" dauerhaft geschädigt werden.

Welche Operation kommt in Frage?

Sind die Beschwerden zu stark, ist eine Operation unumgänglich. Das Prinzip ist einfach: Der Chirurg spaltet das Karpalband, das den Karpaltunnel von oben abdeckt und schafft damit mehr Platz. Der Druck auf den Medianus-Nerv lässt nach.

Die OP ist ein relativ kleiner Eingriff, der oft ambulant erfolgt. Er lässt sich minimalinvasiv, also über ein Endoskop, oder aber mit einem offenen Schnitt durchführen. Keine der beiden Methoden hat im Vergleich mit der anderen einen eindeutigen Vorteil. Die minimalinvasive Version ist bei den Patienten beliebt, weil sie meist kleinere, weniger schmerzende Narben hinterlässt. Andererseits dauert dieser Eingriff länger und es treten etwas mehr Komplikationen auf. Einige Quellen sprechen auch von etwas schlechteren Langzeitergebnissen.

Nach der Operation – Narbenpflege

Nach ein paar Tagen werden die Hautfäden der Operation entfernt. Aber: Manche Patienten klagen selbst nach Heilung der Wunde noch über Schmerzen. Der Grund dafür kann die vernachlässigte Narbenpflege sein. Das vernarbte Gewebe drückt wieder auf den Karpaltunnel.

Um das zu verhindern, kann man die Operationsnarbe täglich mit einer fetthaltigen Creme einreiben und leicht massieren. Wenn der Arzt bestätigt, dass die Narbe Wasser verträgt, kann man die Hand in lauwarmem Wasser baden. Leichte Übungen, wie eine Faust ballen und wieder öffnen, sind ebenfalls empfehlenswert. Wichtig ist, die Hand nicht zu überlasten. Es sollten weder Schwellungen noch Schmerzen auftauchen.

Generell dauert es bis zu sechs Monaten, bis die Hand wieder schmerzfrei ist. Dabei gilt: Je älter eine Person ist und je länger der Nerv eingeengt war, desto mehr Zeit benötigt der Heilungsprozess.

Karpaltunnel-Syndrom als Fehldiagnose

Nicht immer allerdings wird das Karpaltunnel-Syndrom richtig diagnostiziert. Mitunter stecken ganz andere Probleme hinter den Beschwerden. Manchmal wird dann ohne Not operiert. Ähnliche Krankheitszeichen wie beim Karpaltunnel-Syndrom können nämlich auch dadurch auftreten, dass der verantwortliche Nerv an ganz anderen Stellen abgedrückt wird, etwa durch bestimmte Muskeln am Halsansatz oder auf Höhe der Brust. Das Problem liegt dann also nicht im Handgelenk. Eine Operation ist in diesem Fall schon gar nicht nötig – oft hilft schon eine bessere Körperhaltung gegen die verspannten Muskeln. Weiterhin können Nervenentzündungen aufgrund einer Autoimmunerkrankung oder Probleme mit den Blutgefäßen zu Symptomen führen, die denen eines Karpaltunnel-Syndroms ganz ähnlich sind.

MDR (cbr) | Erstmals erschienen: 20.02.2020

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 20. März 2023 | 10:00 Uhr