Kindergesundheit Mit dem Kind zum Zahnarzt – Tipps von der Kinderzahnärztin
Hauptinhalt
20. Juli 2023, 10:00 Uhr
Für die meisten Erwachsenen löst ein Zahnarzttermin ein ungutes Gefühl aus. Doch wie sieht das für Kinder aus? Wann und aus welchem Grund müssen sie zum Zahnarzt? Welche Behandlungen sind schon früh wichtig? Und wie kann man sein Kind vorbereiten? Die Kinderzahnärztin Elisabeth Hilfer aus Markkleeberg bei Leipzig hat da einige Tipps.
MDR um 4: Ein Kind soll schon im ersten Lebensjahr zum Zahnarzt – wie kann man sein Baby oder Kleinkind auf den Zahnarztbesuch vorbereiten?
Elisabeth Hilfer: "Weniger ist mehr. Da ein Zahnarztbesuch zur Routine gehören sollte, ist es besser, keine große Vorbereitung zu treffen. Wir empfehlen den Eltern zu erklären, dass sie das Äffchen besuchen gehen.
Bei einem bis zu einjährigen Kind empfehlen wir allerdings besonders, eine günstige Zeit für den Termin auszuwählen. Es sollte nicht zu früh und nicht zu spät sein. Außerdem sollten die Eltern die Zeiten des Mittagsschlafs und die Essenszeiten beachten. Am besten 'spielt' es sich mit einem ausgeglichenem Kind."
Was passiert beim ersten Besuch beim Zahnarzt?
"Der erste Termin sollte daher als 'Kennenlerntermin' verstanden werden. Wir besprechen im ersten Termin den Grund, der die kleinen Patienten zu uns geführt hat und versuchen sie spielerisch an das Thema Zahnarzt heranzuführen.
Des Weiteren klären wir die Eltern über Zahnbürsten, Zahnpasten und die zahngesunde Ernährung auf. Bei Kindern mit Nuckeln sind wir auch zur Abgewöhnung ihr Ansprechpartner.
Sollte sich eine Behandlungsnotwendigkeit ergeben, klären wir über die Behandlungsoptionen und den weiteren Verlauf sowie einen ungefähren Ausblick auf die Anzahl der Folgetermine auf."
Welche Fehler sollten Eltern vermeiden?
"Gerade wenn sie wissen, dass ein Zahnarztbesuch nicht immer angenehm ist, versuchen viele ihr Kind zu beruhigen und erzählen aus eigenen Situationen. Dann fallen Sätze, wie: 'Das tut nicht weh', 'Da passiert nichts' oder 'Du brauchst keine Angst zu haben, die Frau Doktor schaut doch nur.'
Leider sind diese 'Negativsätze' für Kinder sehr schwer zu verarbeiten. Tatsächlich wird im Gehirn das 'nicht' erst mal ausgeblendet und im Nachhinein erst wieder hinzugefügt. Daher bitten wir darum, solche Sätze zu vermeiden.
Anstelle von 'Da passiert nichts' lieber sagen: 'Mal sehen, was das Äffchen heute angestellt hat.'
Bei einem Doktor denken die Kinder häufig zuerst an den Kinderarzt, bei dem es nicht immer nur angenehme Besuche gibt. In unserer Praxis nennen wir uns alle beim Vornamen, das gibt den Kindern einen gewohnten Umgangston."
Was passiert, wenn das Kind Angst hat?
"Hier ist es besonders wichtig mit sehr viel Geduld und Verständnis heranzugehen. Auch wir Erwachsenen sehen uns manchmal Situationen gegenüber, welche wir vermeiden möchten. Für die Kinder entscheiden die Eltern, sie werden von ihren Erziehungsberechtigten zu uns gebracht und sollen dann 'funktionieren'.
Kinder, die bereits ein Trauma erlebt haben, müssen daher erst wieder Vertrauen fassen. Dabei können uns einfache Techniken der Hypnose und Verhaltensführung helfen. Das Wichtigste ist aber erst einmal die Geduld, auch bei den meisten Eltern. Sie sollten nicht erwarten, dass ihr Kind immer folgt und plötzlich den Mund aufmacht.
Wichtig ist, dass sie ihr Kind nicht unter Druck setzen. Sie sollten sich in seine Lage versetzen und es bestärken. Wenn Eltern den Zahnarzttermin immer als positiv ansehen und dies auch vermitteln, wird es schnelle Erfolge geben und ihr Kind wird dann auch Mut zeigen."
MDR (lk, jba)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 20. Juli 2023 | 17:00 Uhr