Schädlingsbekämpferin im Interview So werden Sie Bettwanzen und Lebensmittelmotten wieder los
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29. November 2024, 10:00 Uhr
Schädlingsbekämpferin Luise Tympel aus Weißenfels bekommt jeden Arbeitstag unschöne Dinge zu sehen: Schaben, Ratten, Wanzen und anderes Ungeziefer, das nicht mit dem Menschen zusammen wohnen sollte. Wie Motten und Bettwanzen wieder aus der Wohnung verschwinden, erklärt sie im Interview.
Inhalt des Artikels:
- Welche Schädlinge kommen durch mangelnde Hygiene zu Hause vor?
- Woher weiß ich, ob es sich um Lebensmittelmotten oder um Kleidermotten handelt?
- Wo finde ich Bettwanzen?
- Was mache ich, wenn ich nicht sicher bin, ob ich Bettwanzen habe?
- Was kostet es, wenn ich eine Firma engagiere, die zum Beispiel die Bettwanzen bekämpft?
Ist es nur eine Frage des Ekels oder können Schädlinge auch gefährlich für den Menschen sein?
Es gibt Schädlinge, die sehr gesundheitsschädigend sind und die man nicht zu Hause dulden sollte. Ratten können Viren übertragen. Auch alle beißenden Insekten sind gefährlich. Bettwanzen zum Beispiel oder Flöhe, die durch den Biss, durch den Speichel verschiedene Krankheiten übertragen können und bei denen man einfach aufpassen muss. Allergien kann fast jeder Schädling in irgendeiner Form auslösen.
Welche Schädlinge kommen durch mangelnde Hygiene zu Hause vor?
Schaben sind tatsächlich ein Beispiel wo ich sage, da müsste man doch mal gucken: Ist wirklich alles aufgeräumt? Wie sind meine Lebensumstände? Gemeinschaftsunterkünfte sind dafür oftmals prädestiniert, dass man sie sich einschleppt. Lebensmittelmotten kann man auch mit einkaufen. Das heißt nicht unbedingt, dass ich eine unsaubere Küche habe. Ob ich mit besonderen Reinigungsmitteln und Düften arbeite oder nicht, das ist eigentlich uninteressant. Wenn ich natürlich extreme Unsauberkeit zu Hause habe, dann fühlt sich der Schädling wohler, als wenn ich ganz sauber lebe.
Was Schädlinge sind
Als Schädling bezeichnet man einen Organismus, der in einer bestimmten Umgebung und beim Vorhandensein bestimmter Umstände zerstörerisch, schädlich oder problematisch für den Menschen oder Interessen des Menschen ist. Die Verbreitung von Schädlingen kann zu gesundheitlichen, materiellen und wirtschaftlichen Problemen führen. Als Schädlinge zählen beispielsweise Motten, Flöhe, Bettwanzen, Schaben oder Hornissen.
Quelle: Schädlingsbekämpfung Unikill
Wenn in der Küche Motten herumfliegen, ich aber die Ursache nicht entdecken kann – was kann ich tun?
Das ist wirklich absolute Fleißarbeit. Sie müssen alles aufmachen, auch Einweckgläser, die komplett verschlossen sind. Dort müssen Sie vor allem die Ränder überprüfen. Paniermehl, Haferflocken, alles auseinandernehmen. Man sieht das gut an den Gespinsten, die sehen aus wie kleine Spinnennetze, ganz zusammengeklebt. Die Eier erkennt man nicht, die Larven kann man aber erkennen, sie sehen aus wie kleine weiße Würmer. Im Zweifel: Wegschmeißen, sauber machen.
Und dann kann man sich gut helfen mit Klebeflächen aus der Drogerie. Die haben einen Klebstoff, an dem die männlichen Motten festkleben. Damit kann man den Bestand reduzieren. Es gibt verschiedene Pheromone, je nachdem, was ich für eine Mottenart habe – ob Kleidermotte oder Lebensmittelmotte.
Und dann schauen: Wo habe ich die meisten Tiere auf meiner Klebefläche, um der Sache sukzessive auf den Grund zu gehen. Es gibt auch gar nicht nur das eine Nest. Wenn ich mir die Motten einschleppe und das zu spät bemerke, habe ich sie in den Haferflocken und auch mal ganz schnell im Toastbrot nebenan gleich mit. Vor allem sollten Sie auch auf Tierprodukte gucken: Hasenfutter, Wellensittichfutter, all diese Trockenfutter-Arten. Da schleppt man sich die Motten auch sehr schnell mit ein.
Hausmittel gibt es nicht. Es hilft nur die regelmäßige Kontrolle. Wenn Sie die befallenen Lebensmittel weggeworfen haben, müssen Sie die Kontrolle nach drei Wochen wiederholen, um festzustellen, ob es weiteren Befall gibt.
Tipp: Schlupfwespen Wenn befallene Lebensmittel entsorgt und Schränke bzw. Aufbewahrunsgdosen gereinigt sind, sollten Sie sich Schlupfwespen besorgen. Diese Wespenart legt ihre Eier in die Eier der Motten, so dass sie sich nicht weiter entwickeln können. Finden die Wespen keine Motteneier mehr, sterben sie aus. Die Wespen sind sehr klein, nicht gefährlich und stechen auch nicht. Da ihr Lebenszyklus kürzer als der der Motten ist, müssen sie mehrfach angewandt werden.
Woher weiß ich, ob es sich um Lebensmittelmotten oder um Kleidermotten handelt?
Eigentlich dadurch, wo ich sie finde – ob in Küche oder Schlafzimmer. Das Typische: Ich gucke mir meine Kleidung an und finde da schon ein paar Löcher. Oder ich sehe die Motten im Schlafzimmer, sehe sie vor allem da, wo Textilien sind. Dann kann ich schon stark davon ausgehen: Es ist eine Kleidermotte. Die gehen auch nicht auf die anderen Klebeflächen. Also wenn ich denke, ich habe eine Kleidermotte und es ist doch eine Lebensmittelmotte und kaufe diese Klebeflächen für Kleidermotten, wird die andere Art da nicht drauf gehen.
Bei welchen Schädlingen sollte der Schädlingsbekämpfer gerufen werden?
Bettwanzen und Schaben sind tatsächlich diese typischen Schädlinge, wo ich sage: Da würde ich absolut davon abraten, selber Hand anzulegen, weil es meistens nicht von Erfolg gekrönt ist.
Wo finde ich Bettwanzen?
Bettwanze, sagt der Name schon: Man kann am Bett gucken. Genauso können sie auch in der näheren Umgebung unter Sockelleisten, Fußleisten, Schränken, ganz kleinen Spalten und Ritzen sein. Grundsätzlich ist ein erstes Indiz, unter die Matratze zu schauen. In der Regel gibt es darunter den Lattenrost, meistens aus Holz. Man sieht dann schon ganz gut Kotspuren, kleine schwarze Punkte, oftmals grob verteilt.
Was mache ich, wenn ich nicht sicher bin, ob ich Bettwanzen habe?
Es gibt eine ganz einfache Hilfe, um selbst erst einmal Sicherheit zu haben: Doppelseitiges Klebeband unter das Bett, an das Bett, an den Lattenrost oder auch ringsherum kleben. Zum einen schaffe ich damit eine Barriere, zum anderen kann ich vielleicht sagen: Okay, ich habe doch nichts. Wenn ich weiß, dass die Gefahr besteht, kann ich sie am Weiterkrabbeln hindern. Zudem kann ich so auch einfach noch besser abgrenzen – sind sie eher in dem Teil oder in dem Teil der Wohnung.
Tipp: Wäsche direkt nach dem Urlaub waschen Oft kommen Bettwanzen im Urlaubsgepäck mit nach Hause. Wer unsicher ist oder schon Befall festgestellt hat, kann den Kofferinhalt direkt in die Waschmaschine entladen und bei 60 Grad waschen. Das überleben weder die Wanzen noch deren Eier.
Hilft dann nur die "große Chemiekeule"?
Wir arbeiten als Schädlingsbekämpfer nicht ganz so gerne mit der großen Chemiekeule, einfach weil das für Allergiker, für ältere Leute, für anfällige Leute immer nicht so schön ist, gerade im Bettenbereich mit großen Verneblern zu arbeiten. Wir nutzen zum Beispiel ein Heißluftgerät, was wirklich sehr heißen Dampf mitbringt, auf 60 Grad wird das aufgeheizt. Der Dampf wird in kleine Ritzen eingeblasen, um mit hoher Temperatur die Eier von den Bettwanzen mit zu erreichen. Das kann man genauso auch an Fußleisten, Sockelleisten, Schränken einsetzen.
Was kostet es, wenn ich eine Firma engagiere, die zum Beispiel die Bettwanzen bekämpft?
Es ist natürlich absolut abhängig davon, wie groß der Bereich ist. Sprechen wir also davon, dass uns ein Hotel beauftragt hat oder sprechen wir davon, dass eine Einraumwohnung einen Befall hat. Grundsätzlich wird nach Aufwand, nach Zeit abgerechnet. Wie stark ist befallen? Was muss ich für einen Materialeinsatz verwenden? Und wie oft muss ich kommen? Es gibt auch wirklich sehr viele Schädlinge, wo ich in der ersten Behandlung die Eier überhaupt nicht erreiche oder gar nicht in dem Maße, in dem es nötig ist. Somit entwickeln sich die Tiere immer weiter und ich muss mindestens noch ein zweites Mal bekämpfen. Ganz grob kann man sagen: Erstbehandlung 150 bis 200 Euro. Und dann, je nachdem, wie stark der Befall ist.
Gibt es gegen Schaben Hausmittel?
Jein. Ich kann das nicht ganz verneinen. Es gibt viele Leute, die versuchen, sich selbst zu helfen. Ich persönlich finde, das ist wirklich einer der wenigen Schädlinge, wo ich voller Überzeugung sagen kann: Versuchen sie es nicht selbst. Es wird ihnen nicht viel bringen, einfach weil man als Verbraucher den Zugang zu den Mitteln gar nicht hat, die man für die Bekämpfung braucht.
Quelle: MDR um 4
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 17. Oktober 2022 | 17:00 Uhr