Nierenschwäche Nierenerkrankungen früh genug erkennen

Sie arbeiten, ohne dass wir es merken. Die Nieren verrichten unaufhörlich ihre Arbeit: sie filtern das Blut und scheiden Stoffwechselprodukte über den Urin aus. Doch all zuoft merken wir gar nicht, wenn die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Das kann nicht nur krank machen, sondern sogar zum Tod führen! Dr. Thomas Dietz klärt auf.

eine 3-D-Grafik der Nieren
Nieren sind die "Klärwerke" unseres Körpers. Bildrechte: colourbox

Wie ist die Anatomie der Nieren?

Die Nieren sind paarig angelegte Organe, die sich im menschlichen Körper beiderseits der Wirbelsäule zwischen der Bauchhöhle und der Rückenmuskulatur in Höhe der unteren Rippen befinden. Genauer gesagt zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem dritten Lendenwirbel, wobei die rechte Niere, wegen des großen rechten Leberlappens, etwas tiefer sitzt.

Medizinische Grafik einer Niere.
Anatomie der Nieren Bildrechte: imago/Science Photo Library

Die Lage der Nieren ist atemabhängig. Sie bewegen sich, wie auch das Zwerchfell, bei der Einatmung nach unten, und wandern wieder zurück, wenn wir ausatmen. Die Nieren sind braun-rot, bohnenförmig und, je nach Körpergröße des Menschen, unterschiedlich groß, etwa zwölf Zentimeter lang, sechs Zentimeter breit und drei Zentimeter dick.

Auf beiden Nieren sitzt häubchenartig die halbmondförmige Nebenniere. Die kleinste funktionierende Einheit der Niere ist das sogenannte Nephron. Jede Niere ist etwa aus einer Million Nephronen aufgebaut.

Welche Aufgaben haben die Nieren?

Die Nieren sind die "Klärwerke" des menschlichen Körpers: Sie reinigen ihn von schädlichen Substanzen und regulieren Blutdruck, Wasser- und Salzhaushalt. Darüber hinaus bilden sie eine Reihe von lebenswichtigen Hormonen, die unter anderem die Blutbildung (durch Erythropoetin) und die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm (so genanntes aktives Vitamin D) steuern.

Unsere Nieren sind die "Klärwerke" des menschlichen Körpers. Bis zu 300 Mal pro Tag filtern sie die gesamte Blutmenge. So passieren bis zu 1.800 Liter täglich die Nieren.

All das können sie selbst noch mit eingeschränkter Nierenfunktion lange. Aber einmal zerstörtes Nierengewebe lässt sich nicht mehr reparieren.

Ein Mann greift sich an eine schmerzende Region im Lendenbereich.
Nierenschmerzen können ein Symptom für Nierenerkrankungen sein. Oft werden sie mit Rückenschmerzen verwechselt. Bildrechte: Colourbox.de

Was sind Ursachen für Nierenerkrankungen?

Die Funktion der Nieren kann durch verschiedene Erkrankungen gestört werden. Häufige Ursachen für Nierenerkrankungen sind: Diabetes mellitus und Bluthochdruck, in der westlichen Welt sind diese "Wohlstandserkrankungen" die Hauptursachen für ein chronisches Nierenversagen.

An Erkrankungen finden sich Entzündungen der Nieren (zum Beispiel Pyelonephritis oder Glomerulonephritis), Nierensteine, Tumore oder erbliche Erkrankungen wie Zystennieren, die in vielen Fällen zum kompletten Nierenversagen führen und damit für die Betroffenen mit einer hohen emotionalen Dauerbelastung einhergehen können, da bereits ein Elternteil und ein Großelternteil von der Erkrankung betroffen gewesen sein dürfte.

Welche Rolle spielt das Alter?

Ältere Menschen trinken Kaffee vor einem Szenecafé, neben ihnen Elektrobikes.
Die Nierenfunktion älterer Menschen wird natürlicherweise schwächer. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Zu den akuten Erkrankungen der Nieren gehören eine Nierenbeckenentzündung und Nierensteine. Während Frauen häufiger an einer Nierenbeckenentzündung leiden, weil ihre Harnleiter kürzer sind und Bakterien schneller hochwandern können, bekommen Männer doppelt so häufig wie Frauen schmerzhafte Nierensteine.

Mit zunehmendem Alter werden Nieren von Natur aus schwächer. Die Nieren können verkalken oder vernarben, schrumpfen oder sogar ganz versagen. Vor allem Bluthochdruck und Diabetes schädigen auf Dauer die feinen Gefäße der Nieren.

Außerdem kommt es im Fettgewebe oft zu Entzündungsreaktionen, die die Nieren zusätzlich gefährden. Auch Übergewicht setzt den Nieren zu. Zigaretten, eine ungesunde Ernährung mit viel Schweinefleisch und über längere Zeit eingenommene Schmerzmittel können die Nieren ebenfalls massiv schädigen.

Welche Symptome treten bei Nierenerkrankungen auf?

Mit zunehmendem Alter werden Nieren von Natur aus schwächer. Außerdem belasten Schmerzmittel und zahlreiche Erkrankungen die Entgiftungsorgane. Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, haben wir in der Bildergalerie zusammengefasst.

Ratgeber

Frau mit Kopfschmerzen
2. Kopfschmerz Arbeiten die Nieren nicht mehr richtig, wird auch der Kopf nicht mehr mit ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Das kann zu stechenden Kopfschmerzen führen. Bildrechte: IMAGO

Wie wird eine nachlassende Nierenfunktion untersucht?

Eine nachlassende Nierenfunktion lässt sich mit Blut- und Urinuntersuchungen erkennen: Einen wichtigen ersten Hinweis liefert der Kreatininwert im Blut. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Säure Kreatin, sie versorgt die Muskeln mit Energie. Es reichert sich im Blut an, wenn die Nieren nicht ausreichend arbeiten.

Der Kreatinin-Wert steigt aber erst an, wenn die Nierenfunktion bereits um mehr als 50 Prozent eingeschränkt ist. Auch eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin deutet auf einen Nierenschaden hin.

Wie wird eine Nierenschwäche behandelt?

Rückgängig machen lassen sich Nierenschäden meist nicht. Rechtzeitig erkannt, ist ein Fortschreiten der Erkrankung jedoch in vielen Fällen mit Medikamenten und einer Diät zu bremsen.

Drei Läuferinnen
Bewegung kann dazu beitragen, dass sich eine Nierenerkrankung nicht verschlimmert. Bildrechte: imago images/WoodysPhotos

Bewegung und eine gesunde Ernährung können dazu beitragen, dass sich die Krankheit zumindest nicht verschlimmert. Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die künstliche Blutwäsche (Dialyse).

Eine Dialyse-Patientin sitzt an einem herkömmlichen Dialysegerät im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und erhält eine Blutreinigung.
Viele Nierenpatientinnen und -patienten sind auf Dialyse oder Blutwäsche angewiesen. Bildrechte: dpa

Etwa 92.000 Betroffene in Deutschland sind auf diese Nierenersatztherapie angewiesen. Bei der Hämodialyse übernimmt eine Maschine die Funktion der Nieren. Sie filtert mit einer Elektrolytlösung Schadstoffe aus dem Blut und leitet dieses gereinigt wieder zurück in den Körper.

Schonender ist die sogenannte Bauchfelldialyse, die der Patient zu Hause durchführen kann. Statt einer Maschine befreit dann das Bauchfell das Blut von den Giftstoffen. Allerdings ist die Bauchfelldialyse auf fünf bis zehn Jahre begrenzt, weil das Bauchfell sich mit der Zeit zu sehr versteift.

Wie kann man einem Nierenversagen vorbeugen?

  • Reduktion von Übergewicht
  • regelmäßige körperliche Betätigung
  • Reduktion des Kochsalzkonsums
  • Ernährung mit reichlich Früchten und Gemüse sowie wenig gesättigtem Fett
  • Nikotinverzicht und Reduktion des Alkoholkonsums (in erster Linie wegen der damit einhergehenden Kalorienbelastung, weniger wegen der direkten Wirkung des Alkohols auf die Nieren, in Analogie zur Leber).

Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Ansicht kann reichliches Trinken zwar das Risiko für Nierensteine vermindern, es verbessert aber nicht die Nierenfunktion an sich. Es gibt mittlerweile sogar Hinweise, dass das Trinken von großen Flüssigkeitsmengen das Voranschreiten chronischer Nierenkrankheiten beschleunigen kann.

Zum Schutz der Nieren ist es wohl am besten, Maß zu halten. Oder wie es in den Worten Paracelsus' heißt:

Alles ist nichts und nichts ist alles, die Dosis macht, ob ein Ding ein Gift ist.

Erstveröffentlichung: 20.02.2020, MDR (jba)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 26. Januar 2023 | 17:00 Uhr

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