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Sterben in WürdeMedizin am Lebensende: Wie sollte sie aussehen?

04. Juli 2022, 13:45 Uhr

Sterben gehört zum Leben, es ist ein untrennbarer Teil davon. Wenn aber die moderne Medizin mehr kann, als der Patient will - was ist zu tun? Dieser Frage ist MDR SACHSEN-Reporterin Karin Engler nachgegangen.

Eigentlich ist unser Medizinsystem nicht darauf ausgerichtet, Therapien zu beenden. "Die technischen Möglichkeiten sind unglaublich. Wir können alles. Ich kann jeden Menschen bis in seinen Tod beatmen, therapieren, dass ist überhaupt keine Schwierigkeit", sagt Prof. Uwe Janssens vom Sankt Antonius Hospital Eschweiler.

Er betont, dass die Möglichkeiten und Chancen, Leben zu erhalten und zu verlängern, nicht frei sind von Ambivalenzen, Zwiespältigkeit und tragischen Konsequenzen. Er findet es wichtig, dass Patienten wieder den Mut gewinnen, Entscheidungen zu treffen, gemeinsam mit Angehörigen, und auch ein Sterben zuzulassen.

Die technischen Möglichkeiten sind unglaublich. Ich kann jeden Menschen bis in seinen Tod beatmen, therapieren.

Prof. Uwe Janssens | Sankt Antonius Hospital Eschweiler

Palliativmediziner sind Vermittler

Vor zwei Jahren hat das Bundesverfassungsgericht festgelegt, dass jeder zu Pflegende ein Anrecht darauf hat, wenn er sein Leben beenden will, dabei ärztlich begleitet zu werden. Doch außer den Palliativmedizinern setzt sich damit im Gesundheitsbereich kaum jemand wirklich auseinander, erklärt Professorin Claudia Bausewein, Direktorin der Klinik für Palliativmedizin des LMU-Klinikums München: "Wir Palliativmedizinerinnen und Palliativmediziner haben da vielleicht manchmal auch die Rolle in der Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen auf den Normalstationen, auf den Intensivstationen, und müssen ihnen manchmal auch einen Spiegel von außen vorhalten und sagen: Was ist eigentlich euer Ziel?"

Jeder zu Pflegende, der sein Leben beenden will, hat ein Anrecht darauf, dabei ärztlich begleitet zu werden. Bildrechte: Colourbox.de

Neue Perspektiven am Lebensende

Dass die Palliativ-Fachkräfte aufgrund ihres anderen Blickwinkels ein neues Spektrum an therapeutischen Optionen aufmachen, überrascht oft auch Patientinnen und Patienten. Palliativmedizinerin Prof. Claudia Bausewein bringt es auf den Punkt: "Die Patienten sagen dann immer, ja, ich denke, die Medizin kann jetzt nichts mehr für mich machen? Wenn wir dann kommen und sagen, aber wir kümmern uns um ihre Beschwerden. Wir lindern ihre Atemnot, wir unterstützen sie bei der Auseinandersetzung mit der Situation. Wir kümmern uns um die Angehörigen, und wir schauen, dass ihre Wünsche am Lebensende erfüllt werden. Dann geht für die plötzlich ein Blumenstrauß an Möglichkeiten auf."

Für die Patienten geht plötzlich ein Blumenstrauß an Möglichkeiten auf.

Prof. Claudia Bausewein | Palliativmedizinerin

Wenn das Leben zuende geht, ist der beste Trost für Patienten, zu wissen, dass jemand da ist, der ihnen in dieser Situtaion beisteht. Bildrechte: Colourbox.de

In Würde sterben

Für Alexandra Scherg, Ärztin am Krankenhaus Wesel, ist es wichtig, ein Sterben in Würde zu begleiten: "Wenn jemand sagt, ich möchte nicht mehr leben, dann ist das oft ein `Ich möchte so nicht mehr leben. Und kein: Ich möchte generell nicht mehr leben.` Ich glaube, wenn man diese Schritte vorher mit ihm gemeinsam gegangen ist, dann wird dieser Weg ganz häufig gar nicht mehr in den Suizid führen."

Wir schauen, dass die Wünsche der Patienten am Lebensende erfüllt werden.

Prof. Claudia Bausewein | Palliativmedizinerin

Medizin am Lebensende als Studienfach?

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin hofft, dass die Therapien am Lebensende schnellstmöglich gesetzlich geregelt werden, die Gestaltungsspielräume jedoch in der Hand der Ärzteschaft bleiben. Auch sollte dieser Bereich mit ins Studium aufgenommen werden. Und nicht zuletzt führt eine, am besten zusammen mit dem Hausarzt, ausgefüllte Patientenverfügung dazu, dass den Wünschen der zu Pflegenden am Lebensende entsprochen wird.

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MDR (ke/in)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 04. Juli 2022 | 10:17 Uhr