Blühendes Rapsfeld bei Abendstimmung
Ein Rapsfeld im Abendlicht. Bildrechte: imago images/onw-images

Der Redakteur | 12.05.2022 Wenn Augen und Nase plötzlich jucken: Allergie-Ursachen auf der Spur

12. Mai 2022, 21:59 Uhr

Erika Walther aus Gotha will wissen: Warum sind derzeit zwar offensichtlich sehr viele Rapspollen unterwegs, aber sie stören die Allergiker offenbar kaum? Warum gibt es keine Rapsallergiker? Thomas Becker hat Antworten.

Es ist ja so wunderbar naheliegend: Überall blühen die Rapsfelder, also ist das gelbe Zeug auf den Gartenmöbeln, Autos, Tastaturen und Handys ebenfalls vom Raps. Dem ist aber nicht so.

Schon die Größe der Pollen passt nicht. Dann kommt der Raps nicht so weit und würde auch klebrig sein, weil sich die Pollen nämlich eigentlich an den Höschen der Bienen anheften sollen. Was uns aktuell nervt, sind die Pollen der Bäume. Kiefern Fichten, Buchen, Birken.

Wenn man mal in einem Kiefern- oder Fichtenwald ist und gegen einen Baum schlägt, dann kann man sehen, was da für Mengen an Pollen rauskommen, die sind auch sehr groß.

Matthias Werchar Stiftung Polleninformationsdienst

Die Pollen der Kiefer zum Beispiel fliegen sehr gut, weil sie kleine Luftpolster an den Seiten haben, die sogar mit einer Lupe, besser noch einem Mikroskop, sichtbar gemacht werden können. Pollen - wie in diesem Fall - mit einem Durchmesser eines Haares sind aber eher selten.

Die meisten Pollen sieht man nicht, Allergiker spüren sie aber. Für diese Menschen ist die Arbeit des Polleninformationsdienstes so wichtig. Zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst entsteht dann eine Pollenvorhersage. Denn das Wetter - also Regen, Wind und Sonnenschein - hat natürlich auch einen Einfluss darauf, ob die Pollen bei uns bleiben, vom Wind hinweggefegt werden oder mit dem Regenwasser in der Kanalisation landen. 

Hilfe, ich habe eine Allergie!

Allergien gehören zu den nervigen Zivilisationskrankheiten und das ist vor allem deshalb so, weil zwei Drittel der Betroffenen falsch oder gar nicht behandelt werden, heißt es vom Ärzteverband Deutscher Allergologen.

"Dr. Google" irrt auch hier sehr häufig, denn wie beim Raps und dem gelben Zeugs, es ist nicht immer das anscheinend Offensichtliche, das wirklich die Beschwerden auslöst. Und wenn dann noch die berühmten Kreuzallergien hinzukommen, dann ist die Verwirrung perfekt.

Hitze Doku 4 min
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Experten um Rat bitten

Deshalb der dringende Rat: Sich als Betroffener unbedingt einen Allergologen suchen, der den wirklichen Verursacher ermittelt. Das ist auch möglich, sagt Dr. med. Holger Wrede vom Ärzteverband Deutscher Allergologen. Er kann auch nichts mit den Aussagen anfangen, die da lauten: Ich bin gegen alles allergisch, man kann gar nicht feststellen, was mich am meisten plagt. Das geht sehr wohl, wenn man es richtig angeht, sagt Wrede.

Hinzu kommt, dass die Experten auch Verknüpfungen herstellen können, auf die wir im Leben nicht kommen. So wird die geringe Zahl an Rapsallergikern auch noch zusätzlich dezimiert, weil viele gar kein Problem mit der Pflanze haben, sondern mit einem Bewohner. Das ist ein Schimmelpilz, der auch auf anderen Pflanzen lebt und Sporen hat. Und der vermeintliche "Rapspollenallergiker" mit seinem gelben Feld vor der Haustür reagiert dann auf den Schimmelpilz und nicht auf den Raps.

Der Hammer ist der Hummer

Dann wären da noch unsere Hausstauballergiker, die nicht nur auf den Hausstaub allergisch reagieren, sondern zum Beispiel auch auf den Hummer und seine Freunde. Viele wissen das gar nicht, weil Hummer nicht zum täglichen Speiseplan gehört. Auch hier ist es zunächst gar nicht der Hausstaub, sondern es ist eine Milbe. Das sind Spinnentiere und diese sind biologisch eng verwandt mit Hummer und Languste.

Nur werden die Milben halt nicht im Nobelrestaurant serviert. Solche Erkenntnisse können im Falle einer Hyposensibilisierung nicht nur für eine freie Nase sorgen. Das beste Beispiel sind Birkenpollenallergiker, die oft auch keine Äpfel, Kirschen oder Pfirsiche vertragen. Für das Immunsystem sind diese Nahrungsmittel der Birkenpolle sehr ähnlich.

Wenn wir diese Patienten wegen ihrer Birkenpollenallergie hyposensibilisieren, also die Ursache bekämpfen, was das Beste überhaupt ist, können diese Patienten häufig wieder Äpfel essen.

Dr. med. Holger Wrede Ärzteverband Deutscher Allergologen

MDR (mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 12. Mai 2022 | 16:40 Uhr

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