Einkaufstasche mit Gemüse
Die Basis der Ernährung bei Rheuma sollte aus Gemüse und gutem Eiweiß bestehen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Tipps der Ernährungsexpertin Welche Ernährung bei Rheuma hilft

25. Mai 2023, 09:00 Uhr

Mit der richtigen Ernährung können die Beschwerden bei Rheuma gelindert werden. Prof. Dr. Dorothea Portius hat allgemeine Ernährungstipps und ein Beispiel für einen Ernährungsplan. Zudem finden Sie eine Tabelle, welche Lebensmittel bei Rheuma empfehlenswert sind und welche nicht.

Dorothea Portius, Professorin für Ernährungstherapie
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Ernährungsexpertin Dorothea Portius, zu Gast im Studo 17 min
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Die Gelenke schmerzen, die Muskeln tun weh – Morgensteifigkeit prägt den Alltag von sehr vielen Menschen. Hierzulande sind mehr Frauen als Männer betroffen. Sie leiden unter rheumatoider Arthritis – eine der häufigsten rheumatischen Erkrankungen.

Was ist Rheuma?

Ein Mann hält sich sein Knie.
Eine Störung der Darmbarriere ist laut aktuellen Erkenntnissen mitverantwortlich für die Beschwerden bei Rheuma. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Die rheumatoide Arthritis, oft kurz "Rheuma“ genannt, ist eine fortschreitende Gelenkentzündung, die die Innenhaut von Gelenken, Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln angreift.

Es handelt sich um einen Autoimmunprozess: Das Immunsystem der Betroffenen bekämpft durch eine Fehlsteuerung körpereigenes Gewebe. Aktuelle Erkenntnisse belegen, dass eine Störung der Darmbarriere mitverantwortlich für die Gelenkbeschwerden ist.

Wieso hat die Ernährung Einfluss auf Rheuma?

Zwei Frauenhände mit einer Schuppenflechte liegen auf dem Bauch der Frau. Auf dem Bauch ist das Verdauungssystem grafisch abgebildet.
Menschen mit Darmerkrankungen leiden oft auch unter Gelenkerkrankungen. Bildrechte: Universität Augsburg/Pexels

Der Darm steht nicht nur mit dem Gehirn und dem Immunsystem in enger Verbindung, sondern er spielt auch eine Rolle bei rheumatischen Gelenkerkrankungen. Grund dafür sind die Darmbakterien, das sogenannte Mikrobiom. Das erklärt auch, warum Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig unter Gelenkbeschwerden leiden.

Zwar ist Rheuma bisher nicht heilbar, jedoch gut behandelbar. Zur Therapie werden immunsuppressive Medikamente eingesetzt. Zusätzlich können Betroffene durch eine Ernährung mit vielen Ballaststoffen versuchen, das Entzündungsgeschehen einzudämmen und so Schmerzen und Steifigkeit zu lindern.

Tipps für die Ernährung bei Rheuma

Paranüsse
Zwei Paranüsse täglich reichen zur Stabilisierung des Selenhaushalts. Paranüsse sollten Sie nicht überdosieren. Bildrechte: imago images/Shotshop

  • Die Basis der Ernährung sollte aus Gemüse und gutem Eiweiß bestehen. Empfehlenswert sind außerdem Nüsse, Hülsenfrüchte, hochwertige pflanzliche Öle (zum Beispiel Lein- und Weizenkeimöl, Olivenöl extra vergine) sowie zuckerarme Obstsorten.
  • Antioxidantien in Gemüse, Gewürzen und Kräutern können die Aktivität der entzündlichen Schübe mindern.
  • Die Omega-3-Fettsäuren ALA, EPA und DHA wirken entzündungshemmend. ALA findet man insbesondere in Leinöl (wichtig: auf eine schonende Verarbeitung achten, wie omega-safe oder Oxyguard). EPA und DHA findet man in fettem Seefisch, wie Lachs, Hering und Makrele sowie in Algenöl und Krillöl.
  • Längeres Fasten, wie etwa Heilfasten, sollten Betroffene nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen.
  • Rheumatikern fehlen häufig B-Vitamine, vor allem B1 und B6, sowie Vitamin E und die Mineralstoffe Magnesium, Kupfer und Selen. Diese Vitalstoffe stecken in grünem Tee, Nüssen, Weizenkeimen, Vollkorngetreide, Linsen und Cashewkernen.

Beispiel für einen Ernährungsplan

Frühstück:

  • Quark mit Früchten und Leinöl/Weizenkeimöl
  • Vollkornbrot mit Frischkäse und Rohkost
  • grüner (Gemüse-)Smoothie

Verschiedene Sorten Brot liegen übereinander
Beim Brot sollten Sie zu den Vollkornvarianten greifen. Bildrechte: Colourbox.de

Mittagessen:

  • Mischkost
  • zwei Handvoll Dinkel-Pasta oder Naturreis mit drei Handvoll Gemüse nach Wahl

Abendessen:

  • Gemüsesuppe
  • gedünsteter Fisch mit Gemüse
  • lieber keine Rohkost essen (sie ist für viele Menschen abends schlechter verträglich, da ihre Verdauung Höchstleistungen vom Darm verlangt)

Grüne Smoothies
Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Smoothie-Fastentag Ein Tag pro Woche kann als Smoothie-Fastentag geplant werden.
Dann gibt es zum Beispiel zum Frühstück den beschriebenen Frühstücksquark und zum Mittag und Abendessen einen grünen Smoothie. Dieser ersetzt die Mahlzeiten.

Tabelle: Lebensmittel bei Rheuma

Brot, Getreide und Beilagen wie Nudeln, Kartoffeln, Reis
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
Vollkornbrot, Haferflocken, Müsli ohne Zucker; Vollkornnudeln, Vollkornreis, Pellkartoffeln Weißbrot, Toastbrot, Croissant, Knäckebrot, Zwieback, Weizenbrot/-brötchen, Milchbrötchen, Laugengebäck; Hartweizennudeln, geschälter Reis, Pommes, Kroketten, Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Kartoffelpuffer
Obst
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
zuckerarmes Obst wie Apfel, Beeren, Orangen; nur in Maßen zuckerreiches Obst: Ananas, Banane, Birne, Honigmelone, Kaki (Sharon), Mango, Weintrauben, Süßkirsche gezuckerte Obstkonserven und Obstmus, kandiertes Trockenobst
Gemüse
Empfehlenswert Weniger empfehlenswert
alle Salatsorten, gern mit Bitterstoffen (Chicoree, Löwenzahn), Artischocken, Blätter von roter Bete, Kohlrabi, Möhrengrün in Smoothies, Gurke, Fenchel, Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), Möhren, Spinat, Zucchini, alle Kohlarten, Radieschen, Spargel, Sauerkraut, alle Pilzarten, Kräuter Gemüsemischungen mit Butter, Sahne oder Fertigsoßen
Nüsse und Samen
Empfehlenswert Weniger empfehlenswert
Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse, Cashewnüsse, Macadamianüsse, Pinienkerne, Kürbiskerne, Leinsamen, Chia-Samen, nur in Maßen: Sonnenblumenkerne gesalzene Nüsse
Fette und Öle
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert:
Leinöl (Herstellung unter Ausschluss von Sauerstoff, Hitze und Licht ("Oxyguard"/"Omega-safe"-Verfahren), optimal wirken Leinöl und Weizenkeimöl kombiniert), Chia-Öl, Hanföl; Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl; wenig Butter; zum heißen Braten: Kokosöl Schweine- und Gänseschmalz, Butterschmalz, Palmfett, Mayonnaise, Sonnenblumenöl, Distelöl
Fisch und Meeresfrüchte
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
Aal, Forelle, Heilbutt, Hering, Kabeljau, Karpfen, Lachs, Makrele, Sardinen, Sardellen, Scholle, Seezunge, Steinbutt; Schalentiere wie Flusskrebs, Garnele, Hummer, Shrimps, Krabben Fisch in Mayonnaise oder Sahne eingelegt, panierter Fisch
Wurst und Fleisch
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
Putenbrustaufschnitt, mageres Hühnerfleisch; seltener: Rinderfilet, mageres Kalbfleisch oder Wild, Corned Beef paniertes Fleisch, alle übrigen Wurstwaren und generell Schweinefleisch (wegen des hohen Gehalts an Arachidonsäure) - egal ob Aufschnitt, Koch-, Grill-, Brat- oder Bockwurst
Eier und Milchprodukte
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
Milch 1,5 % Fett, Buttermilch, Speisequark bis 20 % Fett, Naturjoghurt 1,5 % Fett; Harzer Käse, körniger Frischkäse; nur selten: Sahne, saure Sahne, Crème fraîche; Käse bis 45 % Fett i. Tr. (Schnittkäse, Weichkäse, Feta, Mozzarella, Frischkäse) gesüßte Fertigprodukte wie Pudding, Milchreis, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Kakaozubereitungen, Fruchtbuttermilch
Getränke
Empfehlenswert Nicht empfehlenswert
Wasser, ungezuckerter Tee - besonders grüner Tee und Kräutertee; bis zu drei Tassen Kaffee ohne Milch Sojadrink, Fruchtsaft, Softdrinks, Milchmixgetränke, Alkohol

Können Lebensmittel einen Rheumaschub auslösen?

Bunte Liebesperlen aus Zucker
Es gibt keine Lebensmittel, bei denen Betroffene immer mit einem Schub reagieren. Zucker ist jedoch entzündungsfördernd und kann Schübe auslösen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Grundsätzlich gibt es bei Rheuma keine absolut "verbotenen" Lebensmittel, die stets Schübe auslösen und vor deren Verzehr alle Betroffenen gewarnt werden müssten. Manche Betroffene haben aber den Eindruck, auf den Genuss bestimmter Lebensmittel mit einem Schub zu reagieren. Das passiert bei den allgemein als entzündungsfördernd bekannten Lebensmitteln wie Fleisch, Weizen und Zucker, vereinzelt aber auch bei Lebensmitteln mit Allergiepotenzial wie Milch, Eier, Erdnüsse, Soja.

Tipp: Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann Ihnen und Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin helfen.

Unsere Expertin

Dorothea Portius, Professorin für Ernährungstherapie
Bildrechte: MDR/Kristian Scheffler

Prof. Dr. Dorothea Portius Dorothea Portius hat Ernährungswissenschaften mit dem Abschluss Diplom studiert. Die Promotion mit Schwerpunkt Insulin-Resistenz, Nichtalkoholische Fettleber und Leberkrebs folgte. Außerdem hat sie eine Ausbildung zum Group Fitness Trainer abgeschlossen und sich zur Ganzheitlichen Ernährungstherapeutin weitergebildet.

Dorothea Portius hat eine Professur am Lehrstuhl für Ernährungstherapie und -beratung an der SRH Hochschule für Gesundheit inne. 2022 veröffentlichte sie ihr erstes Buch: "Ernährung, die uns schützt: Das Programm gegen die größten Krankheitsursachen".

MDR (jba)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 25. Mai 2023 | 17:00 Uhr

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