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Etwa jeder dritte Erwachsene hat im Laufe seines Lebens Probleme mit der Schilddrüse. Bildrechte: imago/Science Photo Library

HormonhaushaltSchilddrüse kann das Herz krank machen

24. Mai 2023, 10:39 Uhr

Herzrasen, Schwindel, Luftnot – nur wenige denken bei solchen Beschwerden an die Schilddrüse. Das kleine Organ im Hals produziert Hormone, die Einfluss auf fast alle Funktionen im Körper haben. Ist die Schilddrüse krank, kann das auch den Herzrhythmus durcheinander bringen.

Schilddrüse ist Motor für den Stoffwechsel

Die Schilddrüse wiegt nur zwischen 18 und 25 Gramm. Doch das kleine Organ hat es in sich. Es steuert mit seinen Hormonen den gesamten Stoffwechsel und beeinflusst auch, wie schnell oder langsam unser Herz schlägt. "Das Trügerische ist, dass gerade bei Älteren eine leichte Überfunktion der Schilddrüse praktisch symptomlos vorliegt. Aber gerade in dieser Patientengruppe sind die Konsequenzen mit erhöhter Rate an Vorhofflimmern ein Problem", warnt Dr. Stefan Karger aus Leipzig, der sich als Endokrinologe mit Krankheiten und Funktionsstörungen von Drüsen beschäftigt. "Diese stillen Konsequenzen, die sich im Hintergrund abspielen, sollte man nicht unterschätzen", warnt er.

Über- und Unterfunktion: Hormone belasten das Herz

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse vermehrt Schilddrüsenhormone, die wie Stresshormone aktivierend auf den ganzen Körper wirken, besonders auf das Herz. "Die Patienten entwickeln Herzrasen, hohen Blutdruck, die Pumpfunktion des Herzens nimmt zu. Und das sind alles Faktoren, die begünstigen, dass Herzrhythmusstörungen auftreten können", bestätigt Kardiologin Dr. Kerstin Bode vom Herzzentrum Leipzig.

Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse kann den Herzrhythmus stören. In diesem Fall produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone. Dadurch laufen viele Körperfunktionen im Schneckentempo. Häufige Symptome hier: Müdigkeit, langsamer Puls und Herzrhythmusstörungen.

TSH-Wert gibt Auskunft über Schilddrüsenfunktion

Doch wie stellt man fest, dass die Schilddrüse nicht richtig arbeitet? Ein einfacher Bluttest gibt darüber Auskunft. Dabei wird der sogenannte TSH-Wert gemessen. Allerdings ist die Messung des TSH-Wertes nicht Teil des standardmäßigen Vorsorge-Check-Ups, der Kassenpatienten alle drei Jahre zusteht – ein Defizit in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland.

Ab dem 65. Lebensjahr und wenn bereits Herzrhythmusstörungen bestehen, sollte der Wert bestimmt werden. "Bei Älteren sollten auch leicht erniedrigte TSH-Werte als Hinweis auf eine beginnende Schilddrüsenüberfunktion abgeklärt und behandelt werden. Bei jüngeren Patienten, die keine Beschwerden haben, besteht nicht unbedingt der Zwang, das zu therapieren", erklärt Schilddrüsen-Spezialist Dr. Karger.

Knoten verursachen Überfunktion

Eine häufige Ursache für eine Überfunktion der Schilddrüse ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Aber auch sogenannte "heiße" Knoten in der Schilddrüse können dazu führen, dass zu viele Hormone ausgeschüttet werden. Prinzipiell gilt es bei jedem Schilddrüsenknoten abzuklären, um welche Art von Knoten es sich genau handelt. Die wichtigste Frage ist, ob es sich um einen bösartigen Knoten, also Schilddrüsenkrebs, handelt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Knoten bösartig ist, ist sehr gering. Wir haben gute Möglichkeiten, das abzuklären", nimmt Dr. Karger ein wenig die Sorge. Aber auch gutartige Knoten können ab einer gewissen Größe sehr störend sein und sollten behandelt werden.

Je nach Befund wird mit Medikamenten, Radiojodtherapie oder mit einer OP behandelt. Funktioniert die Schilddrüse wieder normal, normalisiert sich in vielen Fällen auch der Herzrhythmus wieder. Manchmal sind aber dennoch weitere Behandlungen für das Herz nötig. Das kann insbesondere bei Älteren der Fall sein.

Symptome einer Über- und Unterfunktion der Schilddrüse

Überfunktion: Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone. Der Stoffwechsel funktioniert quasi wie im Zeitraffer. Häufige Symptome: Schlaflosigkeit, Unruhe, Schwitzen, erhöhter Blutdruck, Herzrasen, Gewichtsverlust trotz guten Appetits.

Unterfunktion: Die Schilddrüse produziert zu wenig Hormone. Dadurch laufen viele Körperfunktionen im Schneckentempo. Häufige Symptome: Müdigkeit, depressive Verstimmung, Frösteln, trockene Haut, Gewichtszunahme, Herzrhythmusstörungen und Zyklusstörungen bei Frauen.

Kleines Schilddrüsen-Lexikon

Hashimoto-Thyreoiditis

Dabei handelt es sich um eine Autoimmunentzündung der Schilddrüse, der Körper greift sie quasi selbst an. Sie wurde nach ihrem Entdecker, einem japanischen Arzt namens Hakaru Hashimoto (1881-1934), benannt. Der Entzündungsprozess verläuft schleichend, weswegen die Krankheit oft spät erkannt wird. Hashimoto kann zwar nicht geheilt, aber mit Schilddrüsenhormonen gut behandelt werden.

Heiße Knoten

Das sind Gewebeveränderungen, die unkontrolliert Schilddrüsenhormone produzieren. Sie lösen dadurch häufig eine Überfunktion der Schilddrüse aus. Heiße Knoten können mit einer Radiojodtherapie „verödet“ oder operativ entfernt werden.

Kalte Knoten

Dabei handelt sich es um Schilddrüsengewebe, was keine Hormone produziert. In etwa ein bis fünf Prozent der Fälle ist das Gewebe bösartig. Hier gibt es keine Alternative zur Operation.

Morbus Basedow

Das ist eine Autoimmunerkrankung, die meist eine Überfunktion der Schilddrüse bewirkt. Bei der Erkrankung produziert das Immunsystem Antikörper, die die Schilddrüse anregen, vermehrt Hormone zu produzieren. Die klassischen drei Anzeichen sind vergrößerte Schilddrüse (Struma), hervortretende Augäpfel und Herzrasen. Eine Behandlung erfolgt mit Medikamenten, die die Bildung beziehungsweise Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen unterdrücken.

T3 und T4

Die beiden Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden von der Schilddrüse ins Blut abgegeben und regulieren praktisch den gesamten Stoffwechsel. Sie wirken auf Herz und Kreislauf, Blutdruck, haben Einfluss auf Wachstum, Nerven, Muskulatur und Verdauung. Sie bestimmen, ob unser Körper „hochtourt“ und Stoffwechselprozesse beschleunigt ablaufen, oder ob das Tempo des Stoffwechsels heruntergefahren wird. Beide Werte lassen sich mit einem einfachen Bluttest bestimmen.

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 25. Mai 2023 | 21:00 Uhr