Gelenkverschleiß Schulter-OP: Nicht zu lange warten!
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26. April 2022, 11:00 Uhr
Oft gehen Patienten mit Schulterbeschwerden erst zum Arzt, wenn schon Schäden am Gelenk entstanden sind. Damit verschlechtern sich die Heilungschancen auch nach einer Operation. Dabei gibt es immer bessere OP-Verfahren.
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Immer mehr Schulter-Operationen
Die Anzahl der Schulteroperationen steigt seit einiger Zeit kontinuierlich an. Früher galt der Einsatz von Schulterendoprothesen, also künstlichen Schultergelenken, als sehr kompliziert und aufgrund der besonderen Anatomie der Schulter auch als anfälliger für Komplikationen als Hüft- oder Knieprothesen. Doch in den vergangenen Jahren haben sich Implantate und OP-Verfahren deutlich verbessert.
Schulterendoprothetik: zwei Arten von Endoprothesen
Bei der Schulterendoprothetik wird zwischen zwei Arten von Endoprothesen unterschieden: der Hemiprothese, einer "halben" Endoprothese, auch Oberarmkopfprothese genannt, und der Totalprothese, kurz Schulter-TEP. Im Fall der Hemiprothese wird nur die Gelenkfläche des Oberarmkopfes ersetzt. Bei der Totalendoprothese werden sowohl die Gelenkfläche des Oberarmkopfes als auch die Schulterpfanne ersetzt. Diese Prothesen kommen jedoch nur bei einem intakten Sehnenmantel um das Schultergelenk, der so genannten "Rotatorenmanschette", zum Einsatz.
Neues Material für längere Haltbarkeit
Inzwischen gibt es nicht nur neue OP-Verfahren, auch das Material der Endoprothesen wurde weiterentwickelt. "Die wichtigste Besonderheit an dem Modell ist, dass es eine sogenannte Materialumkehr gibt. Das heißt, die Gelenkpfanne ist jetzt nicht mehr aus Plastik, sondern es gibt eine Titan-Basisplatte. Und dann gibt es einen sogenannten Liner, der auch aus Titan ist, aber mit einer speziellen Beschichtung. Das ist Titan-Niob-Nitrit, das verbessert die Gleiteigenschaften und vermindert den Abrieb ganz erheblich. Und damit kann man hoffen, dass es ein günstiges Abriebverhalten gibt und dadurch eine längere Haltbarkeit.“, stellt Dr. Bernd Hantke eine der neuen Endoprothesen vor. Der Facharzt für Orthopädie hat schon über 300 Endoprothesen am Schultergelenk eingesetzt.
Künstliche Gelenkpfanne auf Titan-Basisplatte
Auch ein Vorteil dieser speziellen Endoprothese ist, dass die Knochenbasis bei dem Eingriff erhalten bleibt, im Notfall wäre sie austauschbar. Das bedeutet, dass die Endoprothese auch bei jüngeren Patienten eingesetzt werden kann. "Man sollte nicht so lange warten, bis die Beweglichkeit ganz schlecht ist, bis es zu einer Kapselschrumpfung und zu Knochenverlusten kommt. Gerade Knochenverluste an der Pfanne können ganz schwer ausgeglichen werden und sind dann problematisch", appelliert Orthopäde Dr. Bernd Hantke. Auch die Lebensqualität des Patienten ist wichtig. Wer ständig Schmerzen hat, dem würde er mit gutem Gewissen zu einer Schulterendoprothese raten: "Wichtig ist natürlich, dass die Röntgenbilder und das MRT das auch zeigen und nicht irgendwelche anderen Krankheitsbilder. Die Differentialdiagnose ist dabei ganz wichtig, zu beraten, aber nicht zu lange warten."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 28. April 2022 | 21:00 Uhr