Eine Pflegerin betreut einen älteren Mann
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Lebensqualität Sicher Wohnen im Alter

14. Oktober 2022, 09:05 Uhr

Immer mehr ältere Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Meistens sind es zuerst die Angehörigen, die sich um die Pflege kümmern. Denn ins Heim "abgeschoben" werden, möchte niemand. Doch es gibt auch alternative Wohnformen, in denen Seniorinnen und Senioren selbstbestimmt leben können – im betreuten Wohnen zum Beispiel. Doch was bedeutet dann "betreut"? Und wie wäre es, im Alter in einer WG – einer Wohngemeinschaft – zu leben? Unser Experte Dr. Dietz weiß Rat.

Den Lebensabend wollen die meisten Menschen natürlich zu Hause verbringen. Wohnung und Haus müssen dann oft altersgerecht und barrierefrei umgebaut werden. Dafür gibt es finanzielle Zuschüsse und Förderprogramme.


Fördermittel helfen beim altersgerechten Umbau

Eine Wohnung oder ein Haus altersgerecht umzubauen, kostet viel Geld. Diese Fördermöglichkeiten und Zuschüsse gibt es:

  • Die KfW-Förderbank hat das Programm "Altersgerecht umbauen" aufgelegt. Sie fördert Modernisierungsmaßnahmen für altersgerechtes Wohnen und notwendige Umbauten für Barrierefreiheit mit zinsgünstigen Krediten und Investitionszuschüssen.
  • Bundesländer und Gemeinden haben vielfach Fördertöpfe für die altersgerechte Sanierung von Wohnungen. Ansprechpartner sind die Bauministerien in den Ländern sowie kommunale Bau- und Wohnungsämter. Auch bei den Ämtern für soziale Dienste gibt es Tipps.
  • Die Pflegeversicherung unterstützt Menschen mit einem Pflegegrad bei Arbeiten zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes mit einem Zuschuss von bis zu 4 000€. Wichtig: Immer zuerst einen Antrag bei der Pflegekasse stellen.
  • Kommunale Wohnungsbaugesellschaften unterstützen Menschen bei altersgerechten Anpassungen in der Wohnung.

Wohnformen

Betreutes Wohnen
Betreutes Wohnen oder Wohnen mit Service ist auch eine Möglichkeit, weiterhin in einer eigenen Wohnung zu leben. Allerdings ist "betreutes Wohnen" kein gesetzlich geschützter Begriff. Altersgerechte Wohnungen und die entsprechenden Dienstleistungsangebote sind nicht umsonst zu haben. Die Kosten werden von den Mieterinnen und Mietern getragen.
Wer sich für das betreute Wohnen in einer Seniorenwohnanlage entscheidet, kann ebenfalls in einer eigenen Wohnung leben, erhält aber bei Bedarf die nötige Versorgung.
Wem Arbeiten wie putzen, kochen oder waschen allerdings schwer fallen, hat die Möglichkeit, bestimmte Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen. Dazu zählen zum Beispiel: Fahr- und Lieferdienste, Ambulante Pflege, Mahlzeitenservice, Reinigungsservice, Wäscheservice, Einkaufsservice – auf eigene Kosten.
Je nach Einrichtung ist das betreute Wohnen auch für alle Pflegestufen geeignet.

Beispiel Senioren-WG:

Bei einer sogenannten klassischen Senioren-WG teilen sich mehrere Bewohnerinnen und Bewohner eine Wohnung oder vielleicht sogar ein Haus. Jeder Person steht ein eigener Wohnbereich, also ein eigenes WG-Zimmer, zu Verfügung.
Ideal ist es, wenn es noch einen Gemeinschaftstraum gäbe, z.B. ein gemeinsam genutztes Wohnzimmer. Die Mieter teilen sich die Küche. Hier leben die Bewohner sehr eng zusammen.
Mehr persönlichen Freiraum haben die Bewohner einer Senioren-Hausgemeinschaft. Hier lebt jeder Bewohner in einer eigenen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Schön, wenn es auch hier Gemeinschaftsräume gibt, die gemeinsame Aktivitäten fördern.
Bei beiden Varianten gibt es die Möglichkeit einer ambulanten Betreuung. Pflegekräfte kommen zu den Senioren nach Hause und unterstützen sie bei bestimmten Aufgaben, zum Beispiel im Haushalt. Die Pflegebedürftigen werden allerdings soweit wie möglich an den Alltagsaufgaben beteiligt.

Beispiel – Zuhause seniorengerecht wohnen

Bei Pflegebedürftigkeit sind die Barrierefreiheit der Räume und die Vermeidung von Stürzen und Unfällen besonders wichtig. Die Raumgestaltung muss der körperlichen Beweglichkeit des Pflegebedürftigen angepasst werden. Rutschige Teppiche, Kabel und eine unpraktische Möblierung tragen zur Sturzgefahr bei.

Checkliste: Ist Ihre Wohnung seniorengerecht?

  • Ist Ihre Wohnung ohne Treppen und Schwellen zu erreichen? Gibt es gegebenenfalls einen Aufzug, eine Rampe oder einen Treppenlift?
  • Ist der Flur breit genug für einen Rollator oder einen Rollstuhl (mindestens 120 cm)? Sind die Türen mindestens 80-90cm breit?
  • Sind alle Teppiche rutschfest?
  • Verfügen die Treppen über Handläufe?
  • Haben die einzelnen Möbelstücke die richtige Höhe? Mit Möbelerhöhungen (erhältlich beim Schreiner und im Fachhandel) können Betten, Sessel und Tische kostengünstig auf eine optimale Höhe eingestellt werden.
  • Sind Steckdosen, Lichtschalter sowie Telefone und Fernbedienungen gut erreichbar?

Was Sie sofort tun können:

  • Sturzgefahr im Bad reduzieren: Anti-Rutsch-Matten und genügend Haltegriffe an den Wänden geben Halt. Wichtig auch: stabile Sitzgelegenheit schaffen.
  • Ideale Hausschuhe für Senioren: sie verfügen über einen flachen Absatz und eine Profilsohle, die auch auf glatten Böden sicheren Halt gibt. Abgetragene Hausschuhe sofort durch neue ersetzen.
  • Keinen Stuhl als Leiterersatz verwenden: Nur Leiter oder einen Tritt verwenden, diese auch in greifbarer Nähe in der Wohnung bereitstellen.
  • Bewegungsmelder, die das Licht einschalten, sind eine gute Lösung. Sie schalten das Licht ein und aus. Das Rumtappen im Dunkeln wird vermieden.
  • Türschwellen nach Möglichkeit entfernen; ist dies nicht möglich, sollte eine neue Farbe die Schwelle deutlich vom restlichen Bodenbelag abheben.
  • Lose Teppiche und Läufer sollten nach Möglichkeit entfernt oder fest fixiert werden; auch hochstehende Ecken müssen unbedingt festgeklebt werden (z.B. mit doppelseitigem Klebeband).

Wer kennt solche Situationen nicht: da verliert man das Gleichgewicht, stolpert oder fällt sogar.
Jüngere Menschen kommen meistens mit leichteren Prellungen und einem Schrecken davon. Mit zunehmendem Alter jedoch, kann das allerdings gefährlich werden.
Sehr viele Senioren stürzen mindestens einmal im Jahr – die meisten Stürze ereignen sich in der eigenen Wohnung, im Treppenhaus oder im Garten. Diese Stürze gehen mit Knochenbrüchen einher und erfordern oft eine lange Behandlung im Krankenhaus.
Abgesehen von den körperlichen Beeinträchtigungen können Stürze Auswirkungen auf die Psyche haben. Viele Betroffene haben nach einem Sturz die Angst, erneut zu fallen. Diese Angst schränkt die Lebensqualität stark ein.

Umsicht ist besser als Nachsicht

  • Gerade im Alter sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Dazu zählt u.a.  der Besuch beim Hausarzt, die regelmäßige Überprüfung der Augen oder des Gehörs.
  • Um Stürzen frühzeitig vorzubeugen, sollte auf körperliche und geistige Fitness geachtet werden. Bewegung ist unglaublich wichtig.
  • Leichte Gymnastik, Wassergymnastik, Spaziergänge oder Radfahren wirken altersbedingtem Muskelabbau entgegen, stärken den Gleichgewichtssinn und halten den Körper auch mit zunehmendem Alter schonend fit.
  • Seniorengymnastik oder Kurse zur Bewegung werden oft von örtlichen Vereinen oder von den Volkshochschulen als Gruppensport angeboten. So ergibt sich ganz nebenbei auch noch die Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.
  • Auf eine gesunde und vitaminreiche Ernährung achten, ausreichend trinken, aufs Gewicht achten.

Tipp:

Eine Zusammenfassung mit Tipps, wie Sie lange zuhause leben können, finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Quelle: MDR um 4

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 13. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

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