Ernährung Verdauung verbessern: So können Kräuter helfen
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Völlegefühl, Verstopfung und Blähungen sind typische Verdauungsprobleme. Frische Kräuter können hier leichtere Beschwerden lindern. Hier gibt es Rezepte und Tipps zum Sammeln.

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Bewegungsmangel oder zu schweres Essen: Verdauungsprobleme sind weit verbreitet. "Bei anhaltenden Beschwerden gilt es natürlich herauszufinden, was die Ursache ist", mahnt Nicole Lins, medizinische Ernährungsberaterin aus Magdeburg.
Kommen die Probleme nur vom Stress und zu üppigen Essen, können Kräuter in vielen Fällen helfen. "Als Tee, Tinktur, Smoothie oder einfach als Würzmittel für Speisen wirken Kräuter sehr verdauungsanregend", so Nicole Lins.
Wirkung der Bitterstoffe von Oregano, Minze und Co.
Hauptwirkstoff sind hier vor allem die Bitterstoffe der Kräuter. Diese regen den Speichelfluss an, stimulieren Magen, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Die Verdauungsorgane produzieren dann mehr Säfte und Enzyme, die nötig sind, um die Nahrung optimal zu zerlegen.
Besonders gut für die Verdauung wirken Kräuter wie Oregano, Minze oder Kamille. Aber auch zahlreiche Wildkräuter wie Löwenzahn, Giersch oder Vogelmiere sind eine gesunde und zudem völlig kostenfreie Beilage für Salate oder Pestos.
Auch Chicorée, Grapefruit oder Radicchio helfen
Ein weiterer Grund reichlich mit Kräutern zu würzen: Viele Gemüsesorten enthalten heute nicht mehr so viele Bitterstoffe wie früher. "Sie wurden zugunsten eines milderen Geschmacks herausgezüchtet. Schade eigentlich", findet Nicole Lins. Heute sind es vor allem Chicorée, Grapefruit oder Radicchio, die noch einen höheren Gehalt an Bitterstoffen haben.
Würzen mit Kurkuma oder Kümmel
Viele Konsumenten haben sich den Geschmack auch abgewöhnt: "Die meisten lassen zum Beispiel die Radicchioblätter auf dem Teller liegen. Ich esse sie als erstes. Das kurbelt die Verdauung an", berichtet Nicole Lins. Auch Gewürze wie Kurkuma oder Kümmel helfen der Verdauung, geben dem Essen mehr Geschmack und sparen nebenbei noch Salz.
Rezept: Knuspriges Kräuterbrot
Nicole Lins Nicole Lins ist medizinische Ernährungsberaterin in Magdeburg. Sie hat ein Rezept für ein pikant-würziges Brot parat. Es wirkt wie eine Art Medizin auf den Verdauungstrakt. Der Hafer, die Nüsse und Samen liefern dabei reichlich gesunde Ballaststoffe. Die Kräuter kurbeln die Verdauung an.
Zutaten:
- 100 g Hafermehl
- 100 g feine Haferflocken
- 60 g Sonnenblumenkerne
- 50 g Kürbiskerne
- 30 g Leinsamen
- 30 g Goldleinsamen
- 25 g Walnüsse
- 1 TL Flohsamenschalenpulver
- ½ TL Fenchelpulver
- ½ TL Anispulver
- ½ TL Kreuzkümmelpulver
- ½ TL Korianderpulver
- ½ TL Kristallsalz
- 200 ml Wasser
- 2 EL Olivenöl, hitzebeständig + etwas Öl zum Bestreichen
- frische Kräuter nach Saison
Zubereitung:
Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Ein mit Backpapier bestücktes Backblech bereitstellen. Der Teig reicht etwa für ein halbes Blech. Ein verstellbares Blech daher verkleinern oder einen Backrahmen mittig auf das Blech legen.
Die Walnüsse klein hacken und mit allen anderen Zutaten in eine große Schüssel geben. Den Teig so lange kneten, bis er nicht mehr am Schüsselrand kleben bleibt. Sollte der Teig zu feucht sein, kann noch etwas Mehl dazugegeben werden; ist er zu trocken, etwas Wasser dazugeben.
Den Brotteig nun in den Backrahmen füllen und zwei Zentimeter flach andrücken, so dass er gleichmäßig die Form ausfüllt. Den Teig 25 bis 30 Minuten backen. Anschließend das Brot aus dem Ofen nehmen, die Oberfläche mit etwas Olivenöl bestreichen und auskühlen lassen.
Tipp Hafermehl können Sie ganz leicht selbst herstellen, indem Sie zarte Haferflocken mit einem Stabmixer zerkleinern.
Wildkräuter sammeln: Darauf sollten Sie achten!
Bei der Ernte von Wildkräutern gibt es einige Regeln zu beachten. Das man nicht direkt am Straßenrand oder auf Hundewiesen sammelt, versteht sich von selbst. Außerdem sollte nur das pflücken, was man genau kennt. "Mit dem Sammeln von Wildkräutern ist es ein wenig wie mit dem Pilze suchen. Man sollte sich vorher kundig machen und sicher wissen, was man sammelt", empfiehlt Rettungssanitäterin Andrea Auster.
Rat findet man beispielsweise in Wildpflanzenbüchern, Apps oder auf geführten Kräuterwanderungen. Zudem sollte man nur einige wenige Blätter pro Pflanze pflücken. Die Wildkräuter sollen schließlich nächstes Jahr auch noch wachsen. "Kurz vor der Blüte haben sie alle Wildkräuter die meisten Inhaltsstoffe. Das ist die beste Zeit, sie zu pflücken", sagt Andrea Auster.
Tipps zu Löwenzahn, Vogelmiere, Brennnessel, Giersch und Wiesenkerbel
Löwenzahn steckt voller Bitterstoffe, die die Verdauung ankurbeln. Je feiner und kleiner die Blätter, desto schmackhafter. Auch die frischen Blüten sind essbar und eine hübsche Deko für Salate.
Vogelmiere schmeckt ein bisschen nach grünen Erbsen. Sie enthält vor allem viel Vitamin C und eignet sich für Salate und Smoothies. Man erntet nur die oberen Triebe, die unteren sind leicht holzig.
Brennnessel kann zu Tee, Suppe oder Wildgemüsebeilage verarbeitet werden. Sie wirkt harntreibend, lindert Magenbeschwerden und ist reich an Vitamin sowie Mineralstoffen.
Giersch erinnert geschmacklich an Petersilie. Man erntet am besten die ganz jungen Blätter, die sich gerade auseinanderfalten. Giersch kann zu Salat und Pesto verarbeitet werden.
Wiesenkerbel sollten Sie nur pflücken, wenn Sie sich gut auskennen. Er sieht dem giftigen gefleckten Schierling recht ähnlich. Wiesenkerbel regt die Produktion von Gallensaft an, sein Geschmack erinnert etwas an Möhre.
Mit Bittertropfen gegen Völlegefühl
Wer keine frischen Kräuter pflücken kann oder mag, für den gibt es eine einfache Alternative: Bittertropfen. Diese Fertigpräparate gibt es von verschiedenen Herstellern, sie sind gut verträglich und einfach zu dosieren. Sie enthalten in der Regel sechs bis zehn verschiedene Kräuter, unter anderen meist Schafgarbe, Löwenzahnwurzel oder Tausendgüldenkraut.
Nicole Lins ist ein großer Fan davon: "Bittertropfen wirken sehr effektiv gegen Völlegefühl und kurbeln das ganze Verdauungssystem an." Sie sind nicht nur jetzt in der Grillzeit ein guter Verdauungshelfer, sondern unterstützen auch die Verdauung von Menschen, die aus medizinischen Gründen zu wenig Verdauungssäfte produzieren. Man nimmt davon einen Tropfen direkt auf die Zunge oder mit ein bisschen Wasser vor der Mahlzeit ein.
Tipp Bittertropfen wirken auch appetitzügelnd und helfen so gegen Heißhungerattacken.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache gesund | 23. März 2023 | 05:00 Uhr